Montag, 02. Mai 2022
Auf zum Katholikentag nach Stuttgart
Der Deutsche Katholikentag vom 25. bis 29. Mai in Stuttgart soll wie geplant als Präsenztreffen mit Tausenden Teilnehmern stattfinden. Das Programm mit rund 1 500 Veranstaltungen ist auf etwa 30 000 Teilnehmende ausgelegt, einer davon ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Seit 2018 fand kein Katholikentreffen mehr statt: Für 2020 war keines geplant, der Ökumenische Kirchentag 2021 fand wegen der Corona-Pandemie weitgehend in digitaler Form statt.
Der Katholikentag, den seit Monaten anderes wie die Corona-Pandemie, der Missbrauchsskandal und der Krieg in der Ukraine weit in den Hintergrund rücken, hat sein Programm vorgestellt. Die Veranstalter sind sich einig: Das Treffen über den Feiertag Christi Himmelfahrt Ende Mai sei notwendig, gerade jetzt. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte: „Wir brauchen den Austausch – auch über die Wunden.“ Das Christentreffen solle Kraft geben, „Leben zu teilen“, wie das Leitwort heißt. Auch für den Bischof der gastgebenden württembergischen Diözese, Gebhard Fürst, gilt es, trotz alledem „ein Fest zu feiern“. Es brauche den offenen Austausch, und der Katholikentag sei der Ort, an dem die Themen besprochen würden, die „den Menschen auf den Nägeln brennen“, so Fürst. ZdK-Generalsekretär Marc Frings betonte, Katholikentage seien seit 1848 immer „ein Motor der Veränderung, eine Plattform zur Gegenwartsbestimmung und ein Seismograf für den Blick in die Zukunft“ gewesen.
Ausgelegt ist das rund 1 500 Punkte umfassende Programm nach Veranstalterangaben auf 30 000 Teilnehmende. Das hört sich in Zeiten der Pandemie nach sehr viel an, ist aber im Vergleich zum Katholikentag 2018 in Münster gerade mal ein Drittel. Auch bei der Auflistung der Promis spiegeln sich die aktuellen politischen Probleme wider: Zwar hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sein Kommen zugesagt, aber hinter vielen anderen Spitzenpolitikern steht noch ein Fragezeichen. Kommen wollen auf jeden Fall mehrere Regierungsmitglieder des Bundes. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) und ihre Stellvertreterinnen Katrin Göring-Eckhardt (Grüne) und Petra Pau (Linke) wollen ebenso mitmachen wie die Länderchefs Winfried Kretschmann (Grüne) und Malu Dreyer (SPD).
Das Grundgerüst entspricht dem Gewohnten: Am Mittwoch gibt es nach der Eröffnung einen bunten Abend. Am Donnerstag, Christi Himmelfahrt, beginnt nach Gottesdiensten die inhaltliche Arbeit: Diskussionen und Foren, bei denen es auch um den Ukraine-Krieg und die Kirchenkrise geht. Thematische Veranstaltungen enden am Samstagnachmittag, bevor der Katholikentag mit einem Straßenfest am Abend und dem Schlussgottesdienst am Sonntag ausklingt. Vieles ist draußen geplant, auf „Katholikentags-Inseln“ genannten Plätzen in der Innenstadt. Die Veranstaltungsorte wie die Liederhalle, das Haus der Wirtschaft und der evangelische Hospitalhof liegen ebenfalls im Stadtkern. Für die Open-Air-Veranstaltungen ist der Schlossplatz vorgesehen. In der Summe heißt das: Der Stuttgarter Katholikentag dürfte ein Treffen mit kurzen Wegen sein.
Zur Sprache kommen sollen in Stuttgart die Kernthemen des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg – Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen. Bischof Fürst betonte, auch Klimawandel, Digitalisierung und soziale Fragen wie Wohnungsbau und gesellschaftlicher Zusammenhalt sollten erörtert werden. Neu ist, dass das ganze Programm nicht mehr wie früher als ein dickes, mehrere hundert Seiten umfassendes Heft erhältlich ist, sondern nur digital auf der Internetseite des Katholikentages und als App.
Das Bistum Speyer auf dem Katholikentag
Das Bistum ist mit einem eigenen Stand vor Ort vertreten: In der „Kirchenmeile“ auf dem Gelände der Uni Stuttgart, Standnummer 2-SG-07, Nähe Universitätsbibliothek. Auch Mitarbeitende von „der pilger“ sind anwesend. Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann nimmt unter anderem am Samstag, 14 bis 15.30 Uhr, als Gesprächspartner des Podiums „Vollmacht? Ohnmacht? Macht nix? Gewaltenteilung: Gesellschaft ja – Kirche nein?“ (Hospitalhof, 1. OG, Paul-Lechler-Saal, Büchsenstraße 33) teil. Generalvikar Andreas Sturm ist am Donnerstag, 16.30 bis 18 Uhr, auf dem Podium „Kirchensteuer – wozu das denn? Zur künftigen Finanzierung kirchlicher Aufgaben“ Gesprächspartner (Hospitalhof, 1. OG, Paul-Lechler-Saal, Büchsenstraße 33).
„Resilienz: Was die Seele stark macht“ ist eine Werkstatt-Veranstaltung am Donnerstag, 14 bis 15.30 Uhr, Seminar Stuttgart, 2. OG, Raum 203, Hospitalstraße 22, überschrieben. Mit dabei ist Annette Bauer-Simons, Referentin für Alleinerziehenden-Arbeit im Bistum Speyer. Beim Podium „#AdultsToo. Missbrauch an Erwachsenen im Raum der Kirche“ diskutiert Dr. Peter Hundertmark (Spirituelle Bildung im Bistum Speyer) mit (Donnerstag, 16.30 bis 18 Uhr, Liederhalle, Ebene 2, Beethoven-Saal, Berliner Platz 1-3). Ebenfalls am Donnerstag, 16.30 bis 18 Uhr, bieten die beiden Speyerer Theologen Kerstin Fleischer, (Hospiz- und Trauerseelsorge) und Dr. Alois Moos die Werkstatt „Unser Kind ist tot – und jetzt? Was den Eltern und Geschwistern bleibt“ an (Seminar Stuttgart, 2. OG, Raum 202, Hospitalstraße 22). Ebenfalls donnerstags, 16.30 bis 18 Uhr, findet die Werkstatt „Pilgern für Alle. Wie Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam pilgern können“ (Hospitalhof, EG, Salon, Büchsenstraße 33) mit Stefan Dreeßen, Seelsorger für Menschen mit Behinderung, Speyer, statt. In einem Gottesdienst am Freitag (ab 12.30 Uhr, Johanneskirche, Gutenbergstraße 16) wird Edith Stein gewürdigt: „Für alle vor Gott. Ihr Leben als Freundin, Schwester und Patronin Europas“ ist die Feier mit Vertreterinnen des Speyerer Klosters St. Magdalena und der Edith-Stein-Gesellschaft überschrieben. Samstags, 16.30 bis 18 Uhr, geht es mit dem Speyerer Liturgiereferenten Clemens Schirmer um den Sterbesegen (Mädchengymnasium St. Agnes, Turnhallenbau, 3. OG, Musiksaal 301, Gymnasiumstraße 45).
Programm, Karten, Anfahrt
Stuttgart ist über die Autobahnen 6 und 81 bzw. 8 erreichbar. Wegen der Verkehrs- und Parkplatzsitaution ist eine Bahnanreise empfehlenswert, auch wenn die Großbaustelle Stuttgart Hauptbahnhof („S21“) Bahnreisenden viel Geduld abverlangt. Mit Umstiegen in Mannheim, Bruchsal oder Karlsruhe ist eine Bahnfahrt über Ludwigshafen, Germersheim oder Wörth am Rhein möglich. Das Programm findet sich online auf www.katholikentag.de/programm, Karten sind über www.katholikentag.de/karten erhältlich. (KNA/Pil)