Mittwoch, 20. Juli 2022
Eigenverantwortlich handeln

In der Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit in Frankenthal wird schon bald kein Leitender Pfarrer mehr die Heilige Messe feiern. (Foto: Ecker/Archiv)
Bistum Speyer will in Frankenthal neues Leitungsmodell einführen
Die Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit in Frankenthal wird vom Bischöflichen Ordinariat für das Projekt „Pfarrei gestalten in eigener Verantwortung“ vorgeschlagen. Sollten die Beschlussgremien vor Ort der neuen Leitungsstruktur zustimmen, wäre Frankenthal nach Heilig Kreuz Homburg, wo das Modell bereits am 1. Februar 2021 eingeführt wurde, die zweite Pilotpfarrei im Bistum Speyer.
Den Vorschlag des Allgemeinen Geistlichen Rates vom 28. Juni unterbreitete Generalvikar Markus Magin den Verantwortlichen der Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit in einem Brief, der in der Sitzung des Pfarreirates am 14. Juli bekanntgemacht wurde. Hintergrund: Der Leitende Pfarrer Stefan Mühl verlässt Ende August Frankenthal und wird am 1. Dezember die Pfarrei Heilige Edith Stein in Schifferstadt übernehmen. Als Voraussetzung, den neuen Weg zu beschreiten, nannte der Generalvikar eine Konsensentscheidung von Pastoralteam und Pfarrgremien.
Schon im März 2020 hatte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann entschieden, im Bistum Speyer ein neues Leitungsmodell für ausgewählte Pilotpfarreien auf kirchenrechtlicher Grundlage einzuführen. Hauptgrund: Es stehen nicht mehr genügend Priester zur Verfügung, die sich in der Lage sehen, eine größere Pfarrei zu leiten. Außerdem sollen Laien verstärkt an Leitungsaufgaben beteiligt werden.
Warum ist man auf Frankenthal gekommen? „In Ihrer Pfarrei gibt es seit Jahren viele Ehrenamtliche, die selbstverantwortlich und selbstbewusst pastorale Aufgaben in der Pfarrei und in den Gemeinden übernehmen“, begründet Generalvikar Magin den Vorschlag.
Als weitere Überlegungen, Frankenthal zur Pilotpfarrei zu machen, führte er ins Feld, dass das Pastoralteam über unterschiedliche Kompetenzen verfüge und für eine gute Vernetzung mit dem Ehrenamt sorge. Außerdem sei bereits ein komplettes Pastorales Konzept erarbeitet. Schließlich könne die Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit im Hinblick auf den Mix von Stadt- und Umlandgemeinden mit der Situation in Homburg verglichen werden. Ein endgültiges Votum aus Frankenthal erwartet die Bistumsleitung bis Anfang Dezember.
Über das Schreiben aus Speyer zeigte sich nicht nur Pfarreiratsvorsitzender Theo Wieder überrascht. Er hatte ebenso wie die Mitglieder des Gremiums fest damit gerechnet, dass die Stelle des Leitenden Pfarrers ausgeschrieben werde, zumal die Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit mit rund 12 000 Katholiken die zweitgrößte im Bistum sei. Wieder erläuterte, welche Auswirkungen zu erwarten seien. Die Gesamtverantwortung für Seelsorge und Verwaltung werde auf ein Pfarreiteam übertragen. Die ehrenamtlichen Mitglieder würden vom Bischof bestellt und mit konkreten Aufgaben betraut. Sie seien gegenüber den Hauptamtlichen gleichberechtigt. Nach dem Kirchenrecht muss das Pfarreiteam an einen „moderierenden Priester“ rückgebunden sein. Mit dieser Aufgabe wurde Domkapitular Franz Vogelgesang vom Bischof betraut.
Der Vorsitzende des Pfarreirates geht davon aus, dass sich durch die Einführung eines kooperativen Leitungsmodells, das auch auf der Linie des Synodalen Weges liege, an der bisherigen Arbeit der Gremien nicht viel ändern werde. Zum weiteren Verfahren regte Theo Wieder an, zunächst mit den Kollegen in Homburg Kontakt aufzunehmen und sich über deren Erfahrungen zu informieren.
In der Sitzung wurden Zweifel laut, ob die Pfarrei überhaupt noch eine Wahlmöglichkeit habe und ob es Ehrenamtliche gebe, die eine so verantwortungsvolle Leitungsfunktion übernehmen wollten. (loi)