Mittwoch, 14. Dezember 2022
Jesuskind in der Walnuss
Ein Allgäuer Tüftler baut Weihnachtskrippen im Miniformat
Eine Walnuss ist klein, und doch passt Großes in sie rein: Der Allgäuer Ludwig Haltmayr bringt darin die Szenerie von Jesu Geburt im Stall zu Bethlehem unter. Zu diesem Handwerk gekommen ist er durch ein Gebet.
„2018 hat mir ein Freund ein Video über eine Krippe in einer Nussschale gezeigt. Das hat mich total begeistert, und ich hab mir gedacht: Das kann ich noch besser, detailreicher und mit LED-Beleuchtung – ich bin ja technikaffin.“ Haltmayr ist von Beruf selbstständiger IT-Dienstleister. Früher habe er oft Smartphones und Notebooks repariert. „Dadurch war mir das Werkeln mit filigranen Dingen nicht neu.“
Dass ihm dieses Video gezeigt wurde, sieht der 31-Jährige aus Sulzberg im Allgäu als Gebetserhörung. „Ich hatte Gott gebeten, mir ein christliches Projekt aufzuzeigen. Das war so in meinem Herzen drin.“
Haltmayr ist Katholik. Er engagiert sich ehrenamtlich in der Kemptener Jugendkirche. „Daneben wollte ich gern noch was Meditatives machen, zum mentalen Ausgleich. Wichtig war mir, dass damit die Botschaft verknüpft ist, dass die Menschen einander mit Liebe begegnen sollen.“
Eben so, wie Jesus es vorgemacht hat. Um dessen Geburtsstätte in eine Walnuss zu bringen, braucht Haltmayr an die 20 Arbeitsstunden. Los geht‘s mit der Auswahl der Nuss. „Ich suche im Supermarkt nach großen, bauchigen Exemplaren.“ Dann folgt das Knacken. „Und da ist es eben schwierig, die Nuss so zu entzweien, dass nichts splittert und Risse zieht.“ Wie der Handwerker das Problem gelöst hat? „Durch Erwärmen per Heißluftfön. Mit einer Rohrzange knacke ich die Nuss dann vorsichtig an. Mit einem Spezialwerkzeug aus der Handyreparatur öffne ich sie schließlich ganz sachte.“
Danach werden die Kerne herausgenommen. Dann putzt Haltmayr die Schaleninnenseiten mit einem Mikrofräser aus. „Die Figuren kaufe ich als Rohlinge und bepinsel sie mit Acrylfarbe.“ Damit seine Krippenbilder auch erleuchtet sind, verbindet er Kabel mit wechselbaren Knopfzellen.
Die Drähte und Batterien versteckt Haltmayr daraufhin unter einer Kunststoffmasse, die in die untere Schale eingedrückt wird. Auf ihr wiederum entsteht die Geburtsstätte Jesu. Dazu nutzt Haltmayr unter anderem echtes Stroh und echte Steinchen. Um die Miniaturausgaben von Maria und Josef, Ochs und Esel und des Jesuleins dazwischen zu platzieren, bedient er sich spitzer Pinzetten. Es folgt die Innenbemalung der oberen Schale. Zum Schluss wird noch eine kleine Kerbe in jede Schalenhälfte gefräst, um in diese Lücke ein Scharnier zum Auf- und Zuklappen einzukleben.
Rund 50 Mini-Krippen hat Ludwig Haltmayr schon gefertigt. „Alles Unikate und darunter auch ein paar Skurrilitäten.“ Und was geschieht mit all den Krippen? „Ich verkaufe sie übers Internet», sagt der Allgäuer. Ein Exemplar koste je nach Innengestaltung etwa 250 Euro, zehn Prozent davon gingen an den Kinderschutzbund Kempten. (kna)