Donnerstag, 29. Dezember 2022
"Einer der größten Theologen der Gegenwart"

Benedikt XVI. tritt am Abend seiner Wahl, am 19. April 2005, erstmals auf die Loggia des Petersdoms in Rom. Foto: KNA

Papst Benedikt XVI. im Gespräch mit Bischof Karl-Heinz Wiesemann. Foto: KNA
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat Benedikt XVI. als einen "der größten Theologen der Gegenwart" gewürdigt. Er sei ein wichtiger Wegbereiter und Interpret des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) gewesen, erklärte Wiesemann am Silvestertag zum Tod des früheren Papstes.
"Das theologische Denken von Papst emeritus Benedikt XVI. war zutiefst biblisch verwurzelt, schöpfte aus der ganzen Breite der kirchlichen Tradition und zielte darauf ab, Glaube und Vernunft miteinander zu versöhnen", so Wiesemann. Als Papst habe er sich durch eine spürbar tiefe Spiritualität, theologische Brillanz und menschliche Bescheidenheit ausgezeichnet, betonte Wiesemann. Mit seinem Rücktritt habe Benedikt gezeigt, dass hinter jedem Amt in der Kirche ein "konkreter Mensch mit seinen Stärken und Fähigkeiten, aber auch mit seinen Grenzen und Schwächen" stehe.
Zur Kritik an Joseph Ratzingers Umgang mit Missbrauchsfällen sagte Bischof Wiesemann, er könne nachvollziehen, dass sich Menschen von Benedikt XVI. "ein klareres Wort der Verantwortungsübernahme und des persönlichen Versagens gewünscht hätten". Zugleich habe sich Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst dafür eingesetzt, sexualisierte Gewalt aufzudecken und Täter zur Verantwortung zu ziehen. (kna)