Samstag, 31. Dezember 2022
Requiem für Papst em. Benedikt XVI. im Speyerer Dom

Kardinal Joseph Ratzinger beim Besuch in Speyer im Jahre 1990, Bild: Bettina Deuter.

Die Eintragung im Goldenen Buch des Doms, Bild: Domkapitel Speyer.

Begegnung von Bischof Karl-Heinz Wiesemann mit Papst Benedikt XVI. Bild: KNA.
Am 31. Dezember 2022 ist Papst em. Benedikt XVI. verstorben. Als Zeichen der Trauer wird am Dom Trauerbeflaggung gehisst. Ab Mitte der kommenden Woche wird in der Kathedrale des Bistums Speyer ein Kondolenzbuch ausliegen.
In einem Brief an die Pfarreien und alle Mitarbeitenden des Bistums brachte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am 31. Dezember 2022 seine tiefe Trauer über den Tod von Papst em. Benedikt XVI. zum Ausdruck. Als Zeichen der Trauer und Dankbarkeit läuteten Bistumsweit am Neujahrstag, 1. Januar 2023, 12 Uhr, eine Vierteilstunde lang die Glocken. Bischof Wiesemann rief die Pfarreien zudem dazu auf, bis zum Begräbnis von Benedikt XVI. am 5. Januar an allen Kirchen Trauerbeflaggung anzubringen und in allen Gottesdiensten für den Verstorbenen zu beten. Er selbst würdigte in seiner Predigt im Pontifikalamt zum Jahresschluss am Silvestertag im Dom den verstorbenen Papst emeritus als einen "brillanten Theologen auf dem Papstthron", der die Transferleistung vollbracht habe "die Kraft des Glaubens in das Leben hinein zu bringen". Im Dom wird der Speyerer Bischof am 3. Januar 2023, um 18 Uhr, ein Requiem für den früheren Papst feiern, zu dem alle Gläubigen im Bistum eingeladen sind. Ab dem 2. Januar liegt im südlichen Seitenschiff des Doms ein Kondolenzbuch aus.
Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., besuchte zweimal den Speyerer Dom. Das erste mal im Jahr 1987, damals in Begleitung von Papst Johannes Paul II. bei dessen Aufenthalt in Speyer anlässlich der Seligsprechung der von Edith Stein. Am 3. Juni 1990 besuchte Kurienkardinal Joseph Ratzinger anlässlich der Feierlichkeiten zum 2000-jährigen Bestehen der Stadt Speyer. Höhepunkt der kirchlichen Jubiläumsbeiträge war die Feier des Pfingstfestes, die ganz auf den Europagedanken ausgerichtet war und durch den wenige Monate zuvor erfolgten Fall der Mauer eine besondere Aktualität erhielt. Als prominenter Gast mit dabei: Kardinal Joseph Ratzinger, damals noch Präfekt der römischen Glaubenskongregation. Gemeinsam mit 17 weiteren ost- und westeuropäischen Kardinälen und Bischöfen feierte er am Pfingstsonntag den Festgottesdienst im Speyerer Dom.
Am Vorabend hatte Kardinal Ratzinger vor nahezu 1000 Zuhörern, darunter Bundeskanzler Helmut Kohl, Ministerpräsident Karl Ludwig Wagner und Kirchenpräsident Werner Schramm, über den Auftrag der Christen beim Aufbau eines geeinten Europas gesprochen. In seinem Vortrag „Europa – Hoffnungen und Gefahren“, hob er das gemeinsame kulturelle und religiöse Erbe als einheitsstiftende Kraft in der Nachkriegszeit hervor. „Europa – ein Wort für Friede und Versöhnung“, dies sei „das Große und Positive an der Europa-Erfahrung unserer Epoche“. Weiterhin warnte Kardinal Ratzinger vor dem „Ausschluss des Göttlichen aus der Gestaltung von Geschichte und Menschenleben unter Berufung auf die Endgültigkeit wissenschaftlicher Einsicht“ und forderte, der Politik wieder die Ethik überzuordnen. Europa müsse mit seiner Rationalität auch deren sinngebenden Grund weitertragen, „den Blick auf die Wahrheit, auf Gott, der auch Maßstab des Guten ist“.