Mittwoch, 04. Januar 2023
Ältester Kirchenchor im Bistum

Der Rheinzaberner Jubiläumschor im vergangenen November in der Pfarrkirche St. Michael. (Foto: Benz/zg)
250 Jahre Kirchenchor St. Michael Rheinzabern
Der Kirchenchor St. Michael konnte im Jahr 2022 ein seltenes Jubiläum feiern, nämlich „250 Jahre Kirchenchor Rheinzabern“. Über eine solche Zeitspanne als Institution der Kirche kontinuierlich Bestand zu haben, zeugt von der Entschlossenheit mehrerer Sänger-Generationen, dem Kirchengesang zu dienen.
Im Pfarrgedenkbuch werden 1725 erstmals „Singer“ erwähnt, die den Schulmeister bei besonderen Gesängen in der Kirche unterstützten. Rheinzabern scheint – soweit bisher bekannt – die erste Pfarrei im linksrheinischen Teil der alten Diözese Speyer gewesen zu sein, die einen Kirchenchor im heutigen Sinne besaß.
Dokumentiert ist die Gründung des Kirchenchors im Pfarrgedenkbuch der Pfarrei Rheinzabern. Den Anstoß für die Gründung dieser kirchlichen Gemeinschaft gaben der damalige Pfarrer Breun und der Schulmeister Franz Pfeiffer, indem sie am 16. Juni 1772 die bisherigen „Singer“ zu einer Bruderschaft unter dem Namen „Sängerchorgenossen“ einluden. 1773 wurden aus dem Kreis der Sonntagsschülerinnen Mädchen übernommen, die den Chorgesang unterstützten. In den Folgejahren kam es im südpfälzischen Bereich zu weiteren Gründungen von Kirchenchören: Frankenthal (1773), Herxheim (1778), Hördt (1804), Neupotz (1806), Rülzheim (1810), Jockgrim (1811) und Hatzenbühl (1881). Die Gründungsjahre dieser Kirchenchöre ergaben sich aus einer Umfrage des Bischöflichen Ordinariats Speyer im Jahre 1981. Dabei zeigte sich, dass der Kirchenchor Rheinzabern vermutlich der älteste Kirchenchor im Bistum Speyer ist. Der neue kirchliche Verein hatte als Patronin die heilige Cäcilia ausgewählt. Die 1777 neugebaute Pfarrkirche ist dem heiligen St. Michael geweiht.
Zu Ehren seiner Patronin stiftete der Verein ein Engelamt, das alljährlich am 22. November abgehalten wurde. Im Jahre 1788 beschloss der Verein die Anschaffung einer Prozessionsfahne.
Bei der französischen Revolution wurde das kirchliche Leben gewaltsam unterdrückt. Erst 30 Jahre später kam neues Leben in die Sängergemeinschaft. Am 6. November 1831 wurde der Verein neu gegründet und trug nun den Namen „Cäcilien-Verein“. Zum Patronsfest am 22. November wurde alljährlich der Cäcilientag begangen. Im Jahre 1842 wurde ein neues Gesangbuch eingeführt. Damit trat der bisher praktizierte lateinische Kirchengesang etwas in den Hintergrund und es wurde mehr der deutsche Kirchengesang geübt. Etwa ab 1870 wurden an den Festen des Kirchenjahres wieder lateinische Messen für gemischten Chor vorgetragen. Im Jahr 1870 wurde durch päpstlichen Erlass der „St. Cäcilienverein für alle Länder deutscher Zunge“ gegründet, der sich dann in Diözesan-, Bezirks- und Pfarrcäcilienvereine gliederte. In der Diözese Speyer wurde ein Diözesan-Cäcilienverein gegründet, dem der Cäcilienverein Rheinzabern am 27. Juni 1880 beitrat. Rheinzabern zählte damals rund 2 000 Einwohner.
Am 4. Juni 1905 wurde eine neue Vereinsfahne beschafft, die heute noch bei verschiedenen Anlässen getragen wird. In den Folgejahren fanden regelmäßig Generalversammlungen statt. Der Mitgliederbestand betrug damals rund 100 Personen. Im Jahr 1948 gab das Bischöfliche Ordinariat Speyer eine Satzung heraus; die bestehenden Cäcilienvereine wurden in „Kirchenchöre“ umbenannt. Der Pfarr-Cäcilienverein hat seitdem die Vereinsbezeichnung „Kirchenchor St. Michael Rheinzabern“. Derzeit gehören dem Kirchenchor 33 Sängerinnen und Sänger an. (P.S.)