Mittwoch, 18. Januar 2023
Jesus ruft zur Umkehr

Am See Genezareth in Galiläa: Hier beginnt Jesus sein öffentliches Wirken. Hier fängt alles an! Und hier, „auf dem Berg, den Jesus ihnen genannt hatte“, endet das irdische Wirken des Gottessohnes auch. (Foto: lkoimages/AdobeStock.com)
Sie ist der beste Anfang eines guten Lebens
Matthäus berichtet von der Taufe Jesu durch Johannes (Kapitel 3), dann von Jesu Rückzug in die Wüste (Kapitel 4). Beide Berichte schließen ab mit überwältigenden Aussagen: „Dies ist mein geliebter Sohn“ (3, 17) „Es kamen Engel und dienten ihm“ (4, 11).
Nun aber folgt ein sehr harter Schnitt. Es folgt eine Schreckensmeldung. Jesus muss hören, dass dieser charismatische Johannes, der ihn eben noch getauft hatte, von den Mächtigen „ins Gefängnis geworfen“ worden war.
Jesus zieht sich nach Galiläa zurück, in das „heidnische Galiläa“, das Land der „Heiden“, wie es genannt wird. Deutlich wird: Auch ihnen gilt – wie allen – von Anfang an sein Wirken und seine Botschaft. Dieses heidnische Volk, „das im Dunkel lebte“, kann nun in Jesus „ein helles Licht“ erblicken. Die Menschen dort kommen heraus aus dem „Schattenreich des Todes“ – so verkündet es Matthäus. Die Spannung „Dunkel“ und „Licht“ prägt den Text des Evangeliums.
Dieser Weg zum Licht wird nun konkretisiert: Jesus selbst ist es, der „das Himmelreich“, also das Reich Gottes verkündet. Aber seine Botschaft braucht Helfer und Nachfolger. Mit zwei Brüderpaaren beruft Jesus seine ersten Jünger und Mitarbeiter, ohne die die Botschaft Jesu nicht weitergehen kann. Überraschend: Er ruft sie mitten aus ihrer beruflichen Tätigkeit, ja, aus ihrem familiären Umfeld heraus. Der Ruf zur Nachfolge kann jederzeit erfolgen.
Und Jesus selbst? Unser heutiger Evangelienabschnitt endet mit dem Benennen der Heils-Tätigkeiten Jesu. Drei dynamische Verben stechen hervor: lehren, verkünden, heilen. Es sei noch einmal wiederholt: Dies alles geschieht auch für „das Volk im Dunkeln“.
Was heißt das alles für damals, was heißt das für uns heute? Die Menschen dürfen Hoffnung haben. Auch wir dürfen aus dem Dunkel von Angst, Hass, Not und Einsamkeit ins Licht des verkündeten Gottesreichs schauen. Auch wir dürfen, wenn wir im Unfrieden mit uns selbst und mit anderen leben, der Botschaft des Lichtes folgen. Wir können, wenn wir „im Dunkel“ steckenbleiben, nach dem „Licht“ schauen, ja, wir dürfen – und sollen – uns heilen lassen.
Der Impuls Jesu, uns selbst zu erkennen und unser Handeln neu auszurichten, heißt „Kehrt um!“. Dieses Wort führt manchmal zu Widerspruch oder gar zur Ablehnung. „Ich gehe doch in die richtige Richtung, ich kann nicht umkehren“, wird dann gesagt.
Aber schauen wir etwas genauer auf diesen Ruf. Zunächst spricht Johannes der Täufer dieses Wort aus (3,2). Er bezieht sich auf den Propheten Jesaja und meint dessen Aufforderung, „dem Herrn den Weg zu bereiten“. Dies ist vor allem eine Anweisung zum Handeln: „bereitet“, „ebnet“ – verlasst euch nicht auf eure Gewohnheit, auch nicht einfach auf eure religiöse Tradition. Es geht um „das Reich Gottes“ – da kann und muss das eigene Handeln immer wieder überprüft werden.
„Umkehren“ bedeutet vor allem, neu nachzudenken, das eigene Denken, Leben und Handeln überprüfen – und dann, wo notwendig, neu ausrichten. In diesem Sinne der selbstkritischen Betrachtung braucht jeder von uns sehr wohl diesen Imperativ: Denk nach, überprüfe deine Position! Wir sind herausgefordert – immer wieder neu. „Das Himmelreich ist nahe“ – das gilt für alle, und es gilt immer.
Diese Zusage ist auch Trost durch alle Zeiten und alle Generationen – auch für uns heute. Damit wir das Reich Gottes nicht aus den Augen verlieren, damit wir nicht im Dunkel verbleiben, sondern das Licht suchen und ihm folgen – deshalb gilt für jeden von uns immer wieder die Aufforderung „Kehrt um!“
Jesu Ruf zur Nachfolge bleibt nicht im Allgemeinen. Er wird nun ganz konkret. Wir erfahren sogar Namen und Beruf derer, die als erste angesprochen werden und ihm wirklich auch folgen: Fischer am See Genezareth, die Brüder Petrus und Andreas sowie Jakobus und Johannes. Sie „kehren um“. Ihre sehr spontane Nachfolge ist im Kontext der Botschaft und des Heilswirkens Jesu ein überzeugendes Zeichen. Sie sind bereit, ihm zu folgen, weil ihr Herz Ja sagt.
Damit ist der gute Anfang gemacht, die Botschaft vom Reich Gottes kann weitergetragen werden – in alle Welt. Die Heilszusage gilt bis heute – für alle, auch für uns. (Dr. Helmut Husenbeth)