Dienstag, 09. Mai 2023
Abschied aus Grünstadt

Schwester Blandine Brecht (links) und Schwester Giselhilda Gröschel sind die letzten, die ihr Domizil in Grünstadt verlassen. (Foto: Ecker)
Die letzten Mallersdorfer Schwestern verlassen ihre jahrelange Wirkungsstätte
Die Mallersdorfer Schwestern haben 123 Jahre in Grünstadt segensreich gewirkt und das caritative Leben der Pfarrgemeinde maßgeblich geprägt. Ihr Weggang hinterlässt eine große Lücke. Die beiden letzten verbliebenen Franziskanerinnen wurden am 23. April bei einem Festgottesdienst in der Kirche St. Peter verabschiedet.
„Ihr wart und bleibt uns liebevolle Schwestern und starke Frauen inmitten einer geschwisterlichen Gemeinde“, sagte Pfarrer Martin Tiator in seinen an Giselhilda Gröschel und Blandine Brecht gerichteten Dankesworten. Die dritte im Bunde, Oberin Marzella Forstner, konnte nicht teilnehmen. Die mit 91 Jahren älteste Ordensfrau in Grünstadt war bereits Anfang des Jahres aus gesundheitlichen Gründen ins Mutterhaus nach Mallersdorf zurückgekehrt.
Die ersten drei Schwestern (Adelgunde, Comacha und Malachia) waren im Herbst 1900 nach Grünstadt gekommen. „Sie widmeten sich der häuslichen Krankenpflege, der Leitung unseres Kindergartens und einer Handarbeitsschule für junge Frauen“, berichtete Pfarrer Tiator. Zunächst in der Berggasse, ab 1905 in der Neugasse und seit 1961 im alten Kapuzinerkloster neben der Kirche haben sie sich ihr Domizil eingerichtet. Insgesamt 37 Mallersdorfer Schwestern haben in der Pfarrei gewirkt. Schwester Lidwiga war auch als Chorleiterin und Organistin tätig.
Im Juni 1957 kam die in Landau-Godramstein aufgewachsene Schwester Marzella als 26-jährige Frau nach Grünstadt. Mit großem Engagement leitete sie 40 Jahre lang den katholischen Kindergarten und auch den Schwesternkonvent. Sie sorgte für den Blumenschmuck der Kirche und hat gern und viel gebastelt. Mit den erwirtschafteten Erträgen hat sie Mitschwestern in Südafrika und in Rumänien unterstützt. Den Garten hat sie gepflegt und gehegt. Als „Mädchen für alles“ sei sie bis ins hohe Alter rund um Kirche und Pfarrheim immer ansprechbar gewesen, führte Pfarrer Tiator in seiner Laudatio aus. In Mallersdorf habe sie sich inzwischen gut eingelebt.
Die im südpfälzischen Weyher geborene Schwester Blandine (75) besuchte die Schule für Kinderpflege und Hauswirtschaft in Mallersdorf, war im Nardini-Haus in Pirmasens tätig und kam nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin im Jahre 1990 nach Grünstadt. Sie kümmerte sich um den Haushalt und galt als gute Köchin. Zuverlässig verrichtete sie den Dienst in der Sakristei und reinigte die Kirchenwäsche. „Mein Lieblingsort war die Kirche. Die Ruhe dort hat mir gutgetan, und ich konnte Kraft schöpfen“, hob die Ordensschwester im Gespräch mit dem „pilger“ hervor. Ihren Lebensabend verbringt sie auf eigenen Wunsch in einem ihr sehr vertrauten Umfeld im Mutterhaus in Niederbayern.
Schwester Giselhilda (81) hingegen bleibt in der Pfalz und wird ins Elisabethenstift der Mallersdorfer Schwestern nach Landau-Queichheim umziehen. Sie stammt aus Ludwigshafen-Friesenheim und hat schon in früher Jugend im Kindergarten der Pfarrei St. Josef mitgeholfen. Nach der Fachschulausbildung zur Erzieherin und einem Praktikum in München arbeitete sie in Kindergärten in Kaiserslautern und Pirmasens, bevor sie 1991 nach Grünstadt kam. Dort leitete sie mehrere Jahre die Kita St. Peter.
Sich ehrenamtlich in der Pfarrei Heilige Elisabeth zu engagieren, war für Schwester Giselhilda eine Selbstverständlichkeit. Sie gehörte lange Jahre dem Pfarrgemeinderat, dem Pfarreirat und dem Gemeindeausschuss an. Sie gestaltete Seniorennachmittage, Maiandachten, Rosenkranzgebete und Wortgottesdienste im Seniorenheim. Und vielen Jubilaren machte sie mit ihrem Besuch eine Freude. „Wir waren Ansprechpartner für jedermann und hatten die Schlüsselgewalt für Pfarrheim und Kirche“, berichtete die vitale Ordensfrau, die nach wie vor die Mobilität am Steuer ihres VW Polo sehr genießt.
An ihre Grünstadter Zeit denken die Schwestern gerne zurück. „Wir haben uns gut verstanden und uns gegenseitig ergänzt“, betonten sie. Von den Menschen sei ihnen eine hohe Wertschätzung entgegengebracht worden. (loi)