Mittwoch, 31. Mai 2023
Viele schöne Erinnerungen

Der Klosterladen, den Pfortenschwester Mirjam betreut, hat nach wie vor geöffnet und bietet Restbestände an Kerzen, Karten und andere religiöse Artikel an. (Foto: Schächter)
Karmelschwestern verlassen nach 65 Jahren Hauenstein – Abschiedsgottesdienst am 9. Juli
Nur noch zwei Monate, dann geht die fast 65-jährige Geschichte des Hauensteiner Karmelklosters zu Ende. Am 9. Juli verabschieden sich die noch verbliebenen sechs Ordensfrauen aus der Wasgaugemeinde und werden in vier verschiedene Konvente in Klöstern der Unbeschuhten Karmelitinnen aufgenommen. Es zeichnet sich nun deutlicher ab, wie der Abschied begangen wird. Dabei schließt sich ein Kreis. Und: Inventar des Klosters geht sogar bis nach Afrika.
Während die Schwestern damit befasst sind, das klösterliche Hab und Gut zusammenzuräumen und Dokumente und Akten für den Auszug aufzubereiten, ist der Klosterladen, den Pfortenschwester Mirjam betreut, nach wie vor geöffnet und bietet Restbestände an Kerzen, Karten und andere religiöse Artikel an. Er ist aber auch offen für alle, die sich vom Karmel verabschieden oder den Schwestern ein Anliegen vortragen wollen.
„Es kommt so viel ins Bewusstsein“, sagt Schwester Elia, die Priorin des Klosters. Und Schwester Stephana, die seit August 1961 zum Konvent zählt, ergänzt: „Es tut richtig weh. Aber bei aller Wehmut kommen auch viele schöne Erlebnisse in den Blick und zeigen, wie Gott auf krummen Linien gerade schreibt.“ Je mehr die Ordensfrauen beim Räumen an der Oberfläche ihrer Geschichte rühren, desto tiefer tauchen sie ein in die eigene Historie, desto mehr „wird uns auch die tiefe Verbundenheit mit den Menschen aus Hauenstein und der gesamten Region und unsere große Dankbarkeit ihnen gegenüber bewusst“, betonen die Ordensfrauen.
Abschied wird am 9. Juli „gefeiert“. Zu dem feierlichen Gottesdienst werden nicht nur Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, auch der Provinzial der Deutschen Provinz des Teresianischen Karmel, Pater Raoul Kiyangi, und zahlreiche weitere kirchliche Vertreter erwartet. Weil auch sehr viele Freunde des Karmel aus nah und fern den Konvent verabschieden wollen, hat man den ursprünglichen Plan, am Kloster zu feiern, fallen gelassen.
Abschiedsgottesdienst in der Christkönigskirche in Hauenstein
Das Hochamt wird nun in der großen Christkönigskirche gefeiert. Damit schließt sich ein Kreis: Am 26. Oktober 1958 waren die ersten elf Ordensfrauen in der Christkönigskirche begrüßt und dann von einer unübersehbaren Menschenmenge in ihr neues Kloster geleitet worden. Nun werden sie auch in der großen „Burg Gottes im Wasgau“ verabschiedet. Am Nachmittag feiern die Schwestern noch im beschaulichen Rahmen des Konvents die Vesper.
Dem feierlichen Gottesdienst in der Christkönigskirche wird sich ein Empfang im Pfarrheim anschließen. Und auch auf dem Vorplatz der Christkönigskirche soll gefeiert werden. Die Organisation des Abschiedsfestes geschieht in enger Absprache mit der Pfarrei St. Katharina. Auch örtliche Vereine und Gruppen werden einbezogen, das Fest mitzutragen und mitzugestalten.
Einrichtungsgegenstände erhalten neue Bestimmung
Während die Schwestern mit den Vorbereitungen für den Tag des Abschieds befasst sind, sind auch Entscheidungen darüber zu treffen, was mit Mobiliar, Inventar und nicht zuletzt auch mit Sakral- und Kunstgegenständen, die sich im Kloster befinden, geschieht. Auch hier haben sich bereits Wege aufgetan: So wird der Tabernakel aus dem Schwesternchor – der sogenannte Gründonnerstagstabernakel – auf große Reise geschickt. Auf Vermittlung des aus dem Kongo stammenden Provinzials Raoul Kiyangi wird er in einer Kirche in dessen Heimat in Zentralafrika aufgestellt.
Nicht ganz so weit reisen Möbel und Kunstgegenstände aus dem Hauensteiner Kloster: Unter anderem eine kunstvoll geschnitzte Holzfigur des Heiligen Josef, Bücher und die großen Krippenfiguren werden mit einer Reihe von Einrichtungsgegenständen dem neu gegründeten Karmel Ikskile in Lettland übergeben, wohin auch bereits eine der Hauensteiner Schwestern gegangen ist. Eine Ikone, die das Antlitz des leidenden Jesus zeigt und dem Karmel von Kardinal Friedrich Wetter geschenkt worden war, wird im Karmelkloster Speyer eine Heimat finden.
Der Karmel in Wemding in der Diözese Eichstätt erhält eine Holzfigur der großen Heiligen des Karmel Teresa von Avila sowie eine Madonna aus Ton, die bislang im Innenhof stand und die der große Gönner des Hauensteiner Karmel, Prälat Hartz aus Deidesheim, dem Kloster schon in den Anfangsjahren übereignet hatte. Auch die Hostienbäckerei, mit der das Kloster einen Teil seines Unterhalts verdiente, geht an das Kloster in Wemding über. Das Kloster Aufkirchen am Starnberger See erhält den künstlerisch gestalteten Kreuz-weg sowie weiteres Mobiliar. An die „Gott ist gut“-Initiative des Franziskanerbruders Paulus Maria Tautz, der in Dresden eine Begegnungsstätte für junge Menschen aufbaut, gehen Tische, Stühle, Betten und Schränke.
„Mit jedem Stück, das wir räumen und weitergeben, leben Erinnerungen auf, wächst auch die Freude darüber, dass wir über diese Gegenstände mit so vielen Menschen verbunden bleiben“, sagen die Schwestern. Vieles bleibe auch in Hauenstein – neben Gegenständen aus dem Kloster „ganz besonders auch die innere Verbundenheit“ mit der Bevölkerung. Die Schwestern versprechen den Menschen aus Hauenstein und der ganzen Region: „Wie wir Sie bisher mit Ihren Sorgen, Nöten und Freuden nicht allein gelassen haben, so werden wir Sie auch weiterhin nicht aus unseren betenden Händen fallen lassen.“(Franz Schächter)