Redaktion der pilger

Donnerstag, 17. August 2023

Rot, gelb, grün

Beim Beten müssen wir sehen, dass Gott nicht unseren Willen erfüllt, sondern das gibt, was gut für uns ist. Und das weiß keiner besser als er. (Foto: AdobeStock/Joerg Sabel)

Gott ist kein Gebetsautomat. Er weiß, was gut für uns ist

Sie beten. Um Gesundheit, einen guten Studienplatz Ihrer Enkelin, um Klarheit in einer Entscheidung, um die Lösung eines finanziellen Problems oder auch um den richtigen Partner, die richtige Partnerin. Sie beten und beten. Und was passiert? – Nichts. Heißt das: Gott will Ihre Bitte nicht erhören? Kann sein. Muss aber nicht.

Mir gefällt der Vergleich, den ein englischer Pastor gebraucht hat: Pete Greig, der Gründer der 24/7-Bewegung. An immer mehr Orten in der Christenheit wird rund um die Uhr, 7 Tage die Woche 24 Stunden hindurch gebetet. Zu dieser heiklen Frage, ob und wie und wann Gott Gebete erhört, hat er einmal angemerkt: Es ist so ähnlich wie bei einer Ampel. Da steht das Licht mal auf rot, mal auf gelb und mal auf grün.

Beispiel: Sie beten um einen guten Verlauf einer Prüfung, um Wachheit im entscheidenden Moment. Und Gott gibt grünes Licht. Er sagt: „Sehr gerne!“ Und Sie bleiben trotz des Stresses ganz ruhig und gelassen. Alles klappt wunderbar.

Ein anderes Beispiel: Sie beten, dass eine schwerkranke Freundin gesund wird. Doch sie stirbt. Und Sie können es absolut nicht verstehen. Gott sagt offenbar: „Stopp.“ Rote Ampel. Vielleicht können Sie erst nach einiger Zeit verstehen, was für einen Sinn das alles gehabt haben könnte. Hat dieses furchtbare Geschehen etwa nicht zu mehr Zusammenhalt in der Familie geführt? Manchmal ist es so, manchmal nicht. Sehr oft ist es aber auch, dass Sie zu Ihren Lebzeiten nie erfahren, was für ein göttlicher Plan möglicherweise dahinterstand.

Es gibt noch eine dritte Möglichkeit: Die Ampel sieht zuerst wie rot aus, erweist sich dann aber als gelb. Laut Pete Greig will Gott damit sagen: „Warte. Die Umstände sind noch nicht soweit.“ Ich persönlich habe Verantwortung für ein großes Haus, das sehr renovierungsbedürftig ist. Und was habe ich mir in den letzten Jahren nicht alles erbeten, wie viele Kerzen habe ich angesteckt und anstecken lassen. Doch offenbar war eine Entscheidung über die Zukunft meines Hauses noch nicht dran. Eine andere Deutung, die Pete Greig gibt: Gott sagt: „Warte“, weil er mich testen will und meinen Glauben, meine Geduld und meine Hartnäckigkeit im Gebet.

So wie bei der Frau aus dem Evangelium heute. Da sieht es zunächst aus, als stünde die Ampel auf rot, wechselt aber auf gelb und dann auf grün. Eine Kanaanäerin, das heißt: Eine Heidin, will, dass ihre Tochter geheilt wird, denn sie ist von einem Dämon, einem bösen Geist schwer belastet. Und was tut Jesus? – Er antwortet ihr nicht einmal, sondern wendet sich an seine Jünger und sagt: „Ich bin zu den verlorenen Schafen des Hauses Israels gesandt.“ Heißt: nicht zu Heiden. Sein eigenes Volk will er neu zum Vater im Himmel führen.

Doch die Frau ruft Jesus hinterher, so dass die Jünger schon genervt sind und sagen: „Erfüll ihre Bitte.“ Jesus denkt scheinbar nicht daran, sondern setzt noch eines drauf: „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und es den kleinen Hunden vorzuwerfen.“ Okay, „kleine Hunde“ klingt ganz nett, aber dennoch ist das eine sehr harte Aussage: Die Kinder, das sind die Israeliten und die Hündchen die heidnischen Nationen.

Doch die Frau lässt sich nicht entmutigen. Sie reagiert überraschend schlagfertig: „Auch die kleinen Hunde bekommen von den Resten, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“ Jesus ist so beeindruckt, dass er sie mit „Frau“ anspricht und ihr antwortet: „Dein Glaube ist groß. Es soll dir geschehen, wie du willst.“ Die Ampel steht auf grün! Aber warum erst jetzt?

Ich stelle mir die Frage immer wieder: Stellt der Herr die Ampel etwa deswegen manchmal auf gelb, um Sie und mich zu testen: Wie steht es mit deinem Glauben wirklich? Denn Hand aufs Herz: Wann bete ich? Nur dann wenn ich in Not bin? Sehe ich in Jesus einen Automaten, der mir gefälligst meine Wünsche erfüllen soll, oder bin ich bereit, mich ganz in seine Hand zu geben, vertrauend, dass er einen guten Plan hat für mein Leben? Und wie bete ich: Bleibe ich am Ball, bete ich nicht nur einmal, sondern immer wieder, und ohne Angst, Jesus auf die Nerven zu gehen?

Mag sein, dass Sie bereits lange auf die Erfüllung einer Bitte warten und schon fast aufgegeben haben. Ich verstehe Sie gut. Und dennoch: Darf ich Ihnen heute Mut machen? Denken Sie an die Frau, die nicht aufgegeben hat, und fangen Sie wieder mit dem Beten an. Die Frau sah ihren Herzenswunsch erfüllt. Ich hoffe sehr, Sie erleben das auch, und bete mit, dass die Ampel Ihres Lebens auf grün wechselt. (Volker Sehy)

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