Dienstag, 29. August 2023
Grandioser Ausblick auf unser Ostern
Mit dieser Hoffnung können wir auch das Dunkle und Schwere bestehen
In diesem Jahr ist das Fest der Verklärung des Herrn am 6. August auf einen Sonntag gefallen und wurde in den Gemeindegottesdiensten gefeiert. Für mich ist das Evangelium dieses Festes faszinierend. Jesus nimmt drei der Seinen mit auf den Berg und wird „vor ihnen verwandelt“, sodass „sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider weiß wie das Licht wurden“ (Mt 17, 2).
Diese österliche Perspektive ist für mich eine große Hoffnung, sie gibt mir Zuversicht und sie lenkt meinen Blick auf den Himmel, den Ort, wo Gott alles vollenden wird.
Beim Blick auf mein Leben, das auch Grenzen und Dunkelheit kennt, kann es aber nicht bei dem einen Moment auf dem Berg des österlichen Lichtes bleiben. Für mich war das, als ich um meine lieben Eltern trauern musste. Die Perspektive der Verklärung allein könnte mich nicht tragen, würde mich an meinem Glauben zweifeln lassen. Das Evangelium von der Verklärung braucht den konkreten Bezug auch zu diesem Leben, das eben die dunklen Erfahrungen kennt.
Und genau diese Verankerung verkündet das Evangelium dieses Sonntags. Es hat seinen Platz direkt vor der Verklärung des Herrn. Und es führt uns in die menschlichen Realitäten des Lebens.
In der Begeisterung, die die Jünger noch immer für ihren Herrn und Meister haben, muss es wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein: Jesus kündigt ihnen nochmals sein Leiden und seinen Tod an. Es ist doch eine so tolle Zeit mit ihm und da mutet er uns das zu, könnte eine Reaktion gewesen sein. Es war ein Wendepunkt.
Dieses Unverständnis bringt Petrus ins Wort und erntet eine Abfuhr. Die Reaktion des Petrus zeigt, dass ihm die Offenbarung Jesu als Sohn Gottes geheimnisvoll geblieben ist und er auf menschlicher Ebene denkt und redet. Sein Bekenntnis „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“, das er davor noch ablegt, ist im Moment der Leidens- und Todesankündigung auf der Strecke geblieben.
Und doch gehört es dazu. Jesus muss seinen Weg gehen. Dass Jesus der Messias ist, braucht neben dem Bekenntnis auch die Einsicht, dass Leiden und Tod unausweichlich sind. Mit dem Weg Jesu durch Leiden und in den Tod sagt er, dass er das Leid des Menschen, seine Erfahrung der menschlichen Grenzen, seine Enttäuschungen, seinen Tod und auch meine persönliche Trauer kennt und darum weiß und dass er genau in diesen schweren Momenten da ist und den Weg durch diese Dunkelheiten mitgehen will.
Und nur so kann es Ostern werden und das Leben seine Vollendung finden. Deshalb muss Petrus lernen, dass die Botschaft, die Jesus verkündet das Leid nicht ausschließen kann. Er darf aber lernen und schließlich erfahren, dass durch die große Dunkelheit, die Jesus im Tod selbst erfährt, das neue Leben erst möglich wird. Lothar Zenetti hat das so formuliert: „Das Kreuz des Jesus Christus durchkreuzt, was ist, und macht alles neu“.
Vom Berg der Verklärung gehen sie wieder hinunter – in den Alltag, sie haben aber schon etwas von dem österlichen Licht gesehen. Damit geben sie uns Menschen Hoffnung in diesem Leben mit allem, was dazu gehört.
Wir dürfen glauben, dass wir Menschen am Ende das Leben gewinnen, weil Jesus es hier mit uns lebt und dort, wo er „mit seinen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommen wird“ das Leben zur Vollendung führt. (Andreas Rubel)