Dienstag, 29. August 2023
Ein Blick hinter die Kulissen
Talent Monument ist das diesjährige Motto des Tags des Offenen Denkmals
Eigentlich kann man dem „Tag des offenen Denkmals“ selbst schon ein Denkmal setzen. Der beliebte Aktionstag, der immer am zweiten Sonntag im September stattfindet und jedes Mal ein anderes Motto ausruft, feiert heuer 30-jähriges Jubiläum und hat sich längst zum bundesweit größten Kulturevent gemausert. Am 10. September ist es wieder so weit, dann kann man wieder hinter die Kulissen von Kirchen, Klöstern und Museen blicken, in alte Schlosskeller und Bunkeranlagen abtauchen, in urige Tabakschuppen hineinschnuppern oder dem einstigen Herzen alter Industrieanlagen nachspüren.
Unter der Prämisse „Talent Monument“ stehen diesmal Bauwerke der jüngeren Vergangenheit im Fokus. Denn, so meint die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die das Ereignis koordiniert: Gerade die Objekte, die schon relativ jung zu Denkmälern wurden, „erzählen von der bewegten deutschen Geschichte und rasantem gesellschaftlichem Wandel“. Nicht immer freilich aus erfreulichem Anlass. In Neustadt erinnert die Gedenkstätte für NS-Opfer, die von ehrenamtlich engagierten Bürgern vor genau zehn Jahren im Arrestgebäude der ehemaligen Turenne-Kaserne (heute Quartier Hornbach) eingerichtet wurde, vom dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. Genau dort, wo Menschen schon 1933 und damit unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers großes Leid widerfuhr, soll sie nun als außerschulischer Lernort zur Demokratiebildung beitragen.
Auch das Westwallmuseum in Bad Bergzabern will ein Mahnmal für Frieden, Toleranz und Freiheit sein. Das ehrenamtlich betriebene Museum befindet sich in den letzten drei erhaltenen Bunkern der Südpfalz, die Teil der über 600 Kilometer langen betonschweren Verteidigungslinie waren. Das Museum will zeigen, „welche Auswirkungen der Bau und die Existenz“ dieser Mammutanlage „auf die Menschen hatte und bis heute hat“. Keine zehn Kilometer entfernt liegt der jüdische Friedhof von (Billigheim-)Ingenheim, der schon Mitte des 16. Jahrhunderts angelegt, 1939 geschändet und nach Kriegsende im Rahmen einer Bestrafungsaktion des alliierten Militärs durch ehemalige Parteigenossen wiederhergestellt wurde. Mit seinen über 2.200 Gräbern gibt er Zeugnis für das einst friedvolle Miteinander der Religionen, das Mitte des 19. Jahrhunderts, als hier die bedeutendste jüdische Landgemeinde der Pfalz heimisch war, seinen Höhepunkt hatte.
Damals florierte auch der katholische Glaube, und es entstanden viele Kirchen. Die 1892 eingeweihte Marienkirche in Kaiserslautern ist mit ihrem über 90 Meter hohen Turm – vom Fernsehturm abgesehen – bis heute das höchste Gebäude der Barbarossastadt. Seit April 2021 wird sie innen umfassend renoviert und ist bis jetzt noch unzugänglich. Am Tag des offenen Denkmals kann man aber schon mal den Fortschritt begutachten.
Programm: Öffnungszeiten und Führungen: www.tag-des-offenen-denkmals.de oder über die offizielle App