Mittwoch, 06. September 2023
Ein Hauch von Indien in Pirmasens

In traditionellen Gewändern mit Musik und Tanz drücken die Menschen aus dem indischen Bundesstaat Kerala ihre Freude bei diesem Fest der Liebe und Geschwisterlichkeit aus. (Foto: Daum)
Menschen aus dem Bundesstaat Kerala feiern ihr traditionelles Nationalfest Onam
Strahlende Gesichter, schon vor dem Pfarrheim in St. Pirmin in Pirmasens. Die Frauen tragen Kerala-Saris, die Männer Dothis, das indische Beinkleid. An diesem Tag traditionell in cremefarben mit Goldrand. Gefeiert wird Onam, das Nationalfest des indischen Bundesstaates Kerala, aus dem das Gros der Festbesucher stammt. Sie leben und arbeiten mittlerweile in Pirmasens und Rodalben, sind als Krankenschwestern, Kranken- und Altenpfleger tätig und feiern an diesem Tag ihr Fest der Freude.
„Dieses Fest wird in Kerala von allen Menschen, gleich welcher Religion sie angehören, gefeiert“, erläutert Pater Pious-Paul Oroplackal. Der Pfarrer ist Kooperator der Pfarrei Maria Königin in Rodalben und ein wichtiger Ansprechpartner für die in der Südwestpfalz lebenden Inder. Regelmäßig feiern sie gemeinsam Gottesdienste. Das am Arabischen Meer gelegen Kerala ist der indische Bundesstaat mit dem höchsten Anteil an Christen.
Über 75 junge Menschen aus Indien, auch Kinder, feiern am 26. August mit deutschen Gästen, die sie eingeladen haben, ihr fröhliches und buntes Fest erstmals in Pirmasens. Wochenlang haben sie sich zwischen den Schichtdiensten getroffen, um es vorzubereiten. Durch ein Spalier, über einen Blumenteppich hinweg, geht es in den Saal. Die Blumenteppiche werden extra angefertigt, um König Mahabali zu ehren. Der König, gelb gekleidet, mit einem beeindruckenden Bart, ist bereits mitten unter den Feiernden. Schirm und Sonnenbrille schützen ihn vor der Sonne. Fotos mit dem König sind gefragt. Die Stimmung ist fröhlich, entspannt, friedlich. „Es ist ein Fest der Liebe und Geschwisterlichkeit“, erklärt Pater Pious.
Diese Liebe, dieses Miteinander wird eindrucksvoll und spürbar – ohne die indischen Liedtexte zu verstehen – in Musik, Gesang und Tanz umgesetzt. Traditionelle Tänze, Musikaufführungen, Volkslieder und Theatersequenzen wechseln sich ab. Groß und Klein, Männer und Frauen gestalten das Programm. Es wird gefeiert, geklatscht, gejubelt. Die Füße nicht im Rhythmus mitwippen zu lassen, ist nahezu unmöglich.
Gefeiert wird die Rückkehr des Königs. Mahabali sorgte im wohlhabenden Kerala dafür, dass es jedem Bewohner gut ging, dass alle gleich behandelt wurden, unabhängig von Schicht, Kaste oder Einkommen. Die Menschen verehrten ihren König wie einen Gott, was die Götter eifersüchtig werden ließ. Vishnu verbannte Mahabali in die Unterwelt. Dieser bat darum, einmal im Jahr die Menschen besuchen zu dürfen, um sich zu überzeugen, dass es ihnen gut geht. Die Bitte wurde ihm gewährt. Seither wird an Onam die jährliche Rückkehr des Königs gefeiert. In Indien zehn Tage lang.
Onam ist zugleich ein Erntedankfest. Die Vielfalt der Speisen, alle vegetarisch, ist an diesem Tag enorm. Traditionell werden die Speisen auf einem Bananenblatt serviert und mit der rechten Hand gegessen.
Vor fünf Jahren, erinnert Erwin Merz, stellvertretender Geschäftsführer des Pirmasenser Krankenhauses, zu dem die Einrichtung in Rodalben gehört, kam die erste Krankenschwester aus Indien nach Pirmasens. Dass sie aus Kerala stammte, war eine glückliche Fügung. Es passte. Die indische Community in der Südwestpfalz wuchs und wird, das steht fest, weiter wachsen. Dass Pater Pious so aktiv sei, die Menschen auch spirituell unterstütze, sei ein Segen, sagt Merz. (Andrea Daum)