Freitag, 15. September 2023
Zwei Konklaven in einem Jahr

Papst Johannes Paul I. und Kardinal Karol Wojtyla, der damalige Erzbischof von Krakau, am 30. August 1978 im Vatikan. (Foto: KNA-Bild/kna)
Zum Pilger-Jubiläum: Das Drei-Päpste-Jahr 1978
Das Dreikaiserjahr 1888 mit dem Tod Wilhelms I., dem Tod Friedrichs III. nach nur 99 Tagen und dem Amtsantritt Wilhelms II. hat rasch Eingang in die Geschichtsbücher gefunden. Es stand sicher Pate bei der Rede vom Drei-Päpste-Jahr 90 Jahre später. Dem Tod Pauls VI. am 6. August 1978 folgte die Wahl des Patriarchen von Venedig, Albino Luciani, am 26. August. Er wählte den Namen Johannes Paul I. Dessen plötzlicher Tod 33 Tage später führte zur Wahl des Krakauer Kardinals Karol Wojtyla, Papst Johannes Paul II., am 16. Oktober.
Hatte der Patriarch von Venedig in Würdigung der beiden Konzilspäpste Johannes XXIII. und Paul VI. sich erstmals für einen Doppelnamen entschieden, so machte der Schock über den plötzlichen Tod des äußerst sympathisch auftretenden Lucianipapstes die Wahl des gleichen Namens durch den ersten Nichtitaliener auf dem Stuhle seit dem Jahre 1523 nachvollziehbar. Mit Johannes Paul II. wählten die Kardinäle einen 58-jährigen Nachfolger von äußerst vitaler Konstitution auf den Stuhl Petri, der mit nahezu 27 Jahren eines der längsten Pontifikate der Papstgeschichte erleben sollte. Programmatisch wurde durch die Namensgebung bereits die Umsetzung der erst anfanghaft verwirklichten Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils zum Ausdruck gebracht. Johannes Paul II. setzte 1983 den neuen Codex Juris Canonici in Kraft, der das Gesetzbuch von 1917 ablöste.
Die Ahnung des kommunistischen polnischen Ministerpräsidenten Gierek sollte sich erfüllen: „Ein großes Ereignis für die polnische Nation – und große Schwierigkeiten für uns!“. Seine bald erfolgende Polenreise stand unter dem Leitwort „Macht die Tore weit auf für Christus“ und setzte mit der christlichen Botschaft auch ein unverhohlenes politisches Signal. Es war eine Kampfansage an das gottlose System des Kommunismus. Der durch seine philosophische Lehrtätigkeit und seine Sozialenzykliken auch als Fachmann der Sozialethik ausgewiesene Papst wusste sehr wohl um die wirtschaftliche Schwäche der Ideologie, die Privateigentum und Eigeninteresse im Wirtschaftsleben ausklammerte und zu keinem Zeitpunkt eine ausreichende Güterversorgung sicherstellen konnte. Der nach der polnischen Hauptstadt benannte Warschauer Pakt zerfiel und mit ihm 1989 das Sowjetimperium. Bundeskanzler Helmut Kohl hat mit der Einladung an den Papst beim Deutschlandbesuch von 1996, das Brandenburger Tor zu durchschreiten, den Beitrag des Papstes zur deutschen Wiedervereinigung anschaulich gemacht.(Mathias Köller)