Freitag, 15. September 2023
Räume gemeinsam nutzen

Neben der katholischen Pfarrkirche befindet sich der Eingang zu Pfarramt und Pfarrheim. Künftig geht es hier auch zum protestantischen Pfarramt und zum Sitz des Kirchenbezirks Germersheim der Evangelischen Landeskirche. (Foto: Greiner)
Protestantisches Dekanat zieht in katholisches Kloster Germersheim um
Aufgrund stark gestiegener Gebäudekosten und des Rückgangs der räumlichen Nutzungen seines Germersheimer Dekanatsgebäudes musste sich das Protestantische Dekanat auf die Suche nach räumlichen Alternativen machen. Der Blick richtete sich zunächst auf eigene kirchliche Gebäude. Da dort keine geeigneten Räume gefunden wurden, entschied man sich, mit der katholischen Seite in Kontakt zu treten. Der Einzug zum katholischen Pfarramt der Nardini-Pfarrei Germersheim, einem ehemaligen Franziskaner-Kloster, wird Ende des Jahres vollzogen.
Mit dem Umzug aus der Germersheimer Hauptstraße in die Klosterstraße macht der protestantische Kirchenbezirk Germersheim auch einen wichtigen Schritt bei der Erfüllung der landeskirchlichen Vorgaben zur Reduktion der Gebäudelasten. Beide Kirchen sind gleichermaßen vom Mitgliederschwund betroffen und damit von zurückgehenden Einnahmen. Die Evangelische Landeskirche der Pfalz hatte deshalb beschlossen, dass die einzelnen Kirchenbezirke bis 2030 mindestens 30 Prozent ihrer Kosten für den Gebäudeunterhalt einsparen müssen. „Wir wollen auch mehr in Menschen investieren, nicht in Steine“, so Dr. Michael Diener, Dekan des protestantischen Dekanats Germersheim.
Weitere ökumenische Entwicklung anstoßen
Der Umzug zu den katholischen Geschwistern hat aber auch einige andere positive Nebeneffekte, denn sowohl Diener als auch Dekan Jörg Rubeck, leitender Pfarrer der Pfarrei Seliger Paul Josef Nardini, sehen durch die zukünftige räumliche Nähe positive gemeinsame Entwicklungsmöglichkeiten. Die beiden Dekane kennen sich schon länger, denn es gibt einige ökumenische Projekte in Germersheim. Neben einem zweimal im Jahr stattfindenden Treffen der Hauptamtlichen beider Konfessionen veranstalten die beiden Kirchen unter anderem regelmäßig gemeinsame Gottesdienste. Auch die neu nach Germersheim Zugezogenen werden mit einem gemeinsamen Flyer begrüßt. „Was die kürzeren Wege zueinander genau auslösen wird, kann man jetzt noch nicht sagen“, so Diener. Rubeck wünscht sich, dass beide Kirchen „zum gemeinsamen Zeugnis aufrufen und dass man uns gemeinsam mehr wahrnimmt“.
Trotz des Zusammenzugs wird die katholische Kirchenstiftung Germersheim weiterhin Eigentümerin des Gebäudes in der Klosterstraße bleiben. Mit der protestantischen Seite ist eine Nutzungsvereinbarung ausgearbeitet. Insgesamt werden das Büro des protestantischen Kirchenbezirks Germersheim sowie der protestantischen Kirchengemeinde Germersheim und der Kirchengemeinde Sondernheim bis Ende des Jahres in das Klostergebäude einziehen.
Räumliche Einschränkungen entstünden dadurch für die katholische Seite nicht, führt Rubeck aus. Einige Räume werden zukünftig jedoch gemeinsam genutzt und die Nutzung über digitale Belegungspläne organisiert. Alle Germersheimer Pfarrgremien sowie die Diözese Speyer hatten sich gegenüber dem Einzug der protestantischen Institutionen sehr offen gezeigt.
Zusammenziehen soll als Beispiel wirken
Auch auf katholischer Seite waren die Räume im Pfarramt schon seit einiger Zeit – auch bedingt durch die Corona-Phase – nicht mehr ausgelastet und „auch wir müssen zurückbauen“, erläutert Rubeck. Seitens des Bistums Speyer gibt es ebenfalls Forderungen, die räumlichen Flächen in den einzelnen Pfarreien zu verkleinern. „Wir erhoffen uns auch, dass der Weg, den wir beschreiten, beispielhaft für andere ist. Zum Beispiel könnte auch die katholische Seite, wenn sie sich von Gebäuden trennt, Räume der evangelischen Kirche mit nutzen“, so erhofft es sich der protestantische Dekan. Jörg Rubeck wünscht sich ebenfalls, dass der Zusammenzug „eine Quelle ist, damit etwas Neues, etwas Gemeinsames wachsen kann“. (Yvonne Greiner)