Donnerstag, 16. Oktober 2014
„Gemeindepastoral 2105“: Kontrolle nein, Verbindlichkeit ja
Diözesanem Forum gelingt ein wichtiger Durchbruch
Die Aufmerksamkeit der Speyerer Diözesanen war weit geringer als beim allerersten Diözesanen Forum zum Thema „Gemeindepastoral 2015“. Im Jahr 2010, bei der ersten Veranstaltung dieser Art, ging es um die Zuordnung der rund 350 Pfarrgemeinden auf die 70 künftigen Pfarreien. Das hat natürlich viele interessiert: Wo gehören sie künftig dazu, mit wem bilden sie eine Pfarrei? Beim jetzigen, vorerst letzten inhaltlichen Forum, wurde geklärt, was künftig in den Pfarreien und zugehörigen Gemeinden alles „läuft“. Grob gesprochen, regeln die Standards, was katholische Christen künftig vom kirchlichen Leben vor Ort – und von ihren Seelsorgern – erwarten dürfen.
Bedenken bei den Standards gab und gibt es viele – die Sorge vor zuviel Reglement, Vereinheitlichung, Verengung und Kontrolle. Jetzt ist ein Meilenstein erreicht. Und trotz mancher Bedenken stimmten alle Forumsmitglieder für die Umsetzung der Standards. Bemerkenswert.
Es bleiben Fragen: Zuerst die, ob dem Bistum Speyer damit der nötige Aufbruch gelingt. Erhalten die Haupt- und Ehrenamtlichen genügend Freiraum für neue, andere Arbeitsfelder, die dann wieder mehr Menschen für die Botschaft des Glaubens ansprechen? Zu hoffen ist es.
Und eine Herausforderung bleibt mit der jetzt beginnenden Umsetzung der Standards in den künftigen Pfarreien: Wie bindend sind diese? Beim Diözesanen Forum am vergangenen Wochenende wurde leidenschaftlich über die Verbindlichkeit von Muss- und Soll-Vorschriften debattiert. Nicht gesprochen wurde darüber, was passiert, wenn sich Seelsorgeteams oder Pfarreigremien über alles „Müssen“ und „Sollen“ hinwegsetzen – und somit das bistumsweite Konstrukt der Standards in Frage stellen. Denn wenn einer sich nicht daran hält, dann machen das vielleicht auch andere.
Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat beim Forum betont, dass er die Standards weniger als Kontrollmittel sieht. Bei bischöflichen Visitationen sollen sie nicht dem unangenehmen Abhaken und Nachtreten dienen, sondern vielmehr eine Kultur der aufbauenden Kritik fördern, die den Blick darauf lenkt, wo es vor Ort „klemmt“ und wie die Standards hier helfen können.
So verstanden, sollte – müsste – das Bistumskonzept zu mehr Geschwisterlichkeit und Ermutigung auf allen Ebenen beitragen. (Hubert Mathes)