Donnerstag, 04. September 2025
Caritas kündigt alle Altkleider-Container
Der Caritasverband für die Diözese Speyer hat ein Problem mit seinen Altkleider-Containern. So wie gerade alle Betreiber von Altkleider-Containern.
Der weltweite Markt für Alttextilien ist beinahe komplett zusammengebrochen. Das Unternehmen Texaid, das die Container des Caritasverbandes bewirtschaftete, hat Insolvenz angemeldet und mitgeteilt, dass aktuell die 165 Container der Caritas nicht mehr geleert und die Behälter nicht abgeholt werden könnten.
„Wir erhalten viele Beschwerden der Vermieter der Stellplätze für die Container“, sagt Peter Lehmann, der Gesamtleiter des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus, zu dem auch die drei Caritas-Sozialkaufhäuser „Warenkorb St. Christophorus“ gehören. „Auf den Flächen von Kirchengemeinden, Kommunen und auch ein paar Gewerbebetrieben hatten wir Container aufgestellt. Jetzt erreichen uns viele Meldungen, dass diese Stellplätze als Müllablageplätze missbraucht werden“, so Lehmann. Manche Container seien aufgebrochen und Abfall hineingeworfen worden. „Teilweise ist der Inhalt komplett durchnässt, weil die Behälter kaputt sind. Die Caritas hat bei Texaid eine pauschale Kündigung aller Container eingereicht“, berichtet Lehmann.
Wie es nun aber mit den Behältern, ihrem Inhalt und dem Müll auf den Stellplätzen weitergehen wird, ist noch offen. „Wir bestehen natürlich darauf, dass Texaid die Behälter abholt, und sich auch um den Inhalt kümmert“, so Lehmann, „aber unsere 165 Container sind ja nicht die Einzigen in ganz Deutschland“. Laut der Webseite von Texaid betreut das Unternehmen in ganz Deutschland rund 9000 Container.
„Die Texaid Collection GmbH hat am 6. Juli 2025 beim zuständigen Amtsgericht Erfurt die Eröffnung eines Verfahrens zur Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt“, steht in dem Schreiben, das an die Caritas geschickt wurde. „Mit Beschluss vom 11. Juli 2025 wurde diesem Antrag stattgegeben und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet.“
Der weltweite Markt für Alttextilien ist quasi zusammengebrochen. Texaid schreibt: „Ein wesentlicher Grund für diesen Schritt sind die deutlich verschlechterten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Alttextilsammlung. Die Erlöse aus der Verwertung gesammelter Alttextilien sind stark rückläufig, während die Kosten für Personal, Logistik, Entsorgung sowie die Anmietung und Pflege von Stellplätzen erheblich gestiegen sind.“ Und weiter: „Zusätzlich erschwert der wachsende Anteil nicht verwertbarer Ware in den Containern eine wirtschaftlich tragfähige Sammlung.“ Damit bezieht das Unternehmen sich einerseits auf die mindere Qualität der Textilien, die das Ergebnis von immer mehr und immer schlechterer Kleidung sind, die durch sogenannte „Fast-Fashion-Ware“ in die Container kommt. Und andererseits auf das Verhalten der Bürger, die immer mehr anderen Müll in die Behälter geworfen haben. Lehmann ist darüber verärgert: „Wenn ich an einen Container fahre und sehe, dass er voll ist, dann nehme ich mein Zeug wieder mit. Stattdessen stellen viele ihre Säcke daneben – und das wiederum animiert weitere Leute,einfach noch ihren Sperrmüll dazuzustellen.“ Er appelliert an die Bürger, doch bitte ihre Sachen nicht an den Containern abzuladen, um das Problem nicht ständig zu vergrößern.
Er weist noch auf ein zusätzliches Problem hin: „Seit Januar 2025 ist eine neue EU-Verordnung in Kraft, die es nicht nur verbietet, alte Kleider, sondern auch andere Textilien in die Restmülltonne zu werfen. Ziel dieser Regelung ist es eigentlich, den Textilmüll zu reduzieren und Recycling zu fördern.“ Nun sei aber genau das Gegenteil passiert: „Die gemeinnützigen Sammlungen über die Container wird es aus den genannten Gründen kaum noch geben. Das heißt, die Leute müssen ihre vorsortierten Altkleider direkt zu den Second-Hand-Anbietern, bringen, oder sie bei den kommunalen Wertstoffhöfen abgeben.“ Manche auch kostenpflichtig, denn nicht jede Kommune betreibe ihre Wertstoffhöfe kostenlos für die Bürger. Die Kommunen wiederum müssten sich dann um die Entsorgung der Alttextilien kümmern. „Aber was sollen die denn damit machen, wenn es keinen Markt mehr dafür gibt?“, fragt Lehmann. „Am Ende werden die Sachen in der Müllverbrennung landen – und das ist dann genau das Gegenteil dessen, was die EU mit der Verordnung ursprünglich wollte.“ (Pressestelle des Caritasverbandes)