Freitag, 21. Januar 2022
„Seppelskasten“ wird Wohnquartier

Der Entwurf der künftigen Wohnanlage im Zentrum der Domstadt. Die Farbgestaltung ist noch nicht endgültig abgeschlossen.(Foto: Gemeinnütziges Siedlungswerk)
Speyer: Gemeinnütziges Siedlungswerk des Bistums schafft dringend benötigte Eigentums- und Mietwohnungen
Am ehemaligen Bistumshaus St. Josef in Speyer stehen die Zeichen auf Ab- und Umbruch. In den Besitz des 1949 gegründeten Gemeinnützigen Siedlungswerks (GSW) des Bistums übergegangen, soll es in 43 Wohnungen umgewandelt werden und zwei gewerbliche Raum-Einheiten bieten.
Das Großprojekt macht seit Dezember auf sich aufmerksam: Seither ist die Obere Langgasse für den Verkehr gesperrt. Denn der dort anliegende Flügel des Gebäudekomplexes, der von den Speyerern gern „Seppelskasten“ genannt wird, musste dem Abrissbagger zum Opfer fallen. „Die baulichen Mängel waren zu groß, um ihn zu erhalten,“ sagt Christian Rohatyn, Geschäftsführer des GSW. „Er wird ab Anfang Februar neu aufgebaut. Der Gebäudeteil an der Bahnhofstraße bleibt dagegen bestehen, wird allerdings entkernt und saniert.“ Auch wenn es nicht unter Denkmalschutz stehe, solle die Optik des ehemaligen Bistumshauses, das nach dem Entwurf des Architekten Albert Boßlet in den 1920er und 1930er Jahren erbaut wurde, gewahrt werden – als Erinnerung an den Stil der damaligen Zeit. Insbesondere der Turm gilt als markantes Zeichen der Stadt.
Ausgeklügeltes Konzept
Mit der Umwandlung in zwei bis vier Zimmer große Wohnungen möchte das GSW den Bau in die Zukunft führen und gleichzeitig dringend benötigten Wohnraum schaffen. „Die 25 Wohnungen in der Oberen Langgasse gehen in den freien Verkauf. Jedoch nicht als Anlageobjekte, sondern um vom Eigentümer genutzt zu werden. Deshalb wählen wir die Käuferschicht ganz bewusst aus.“ Sechs Wohnungen in der Bahnhofstraße sind Mietobjekte. Außerdem seien zwölf Apartments einer Gruppe des Jugendwerks St. Josef vorbehalten. Der Turm beherbergt drei Ein-Zimmer-Apartments, über die oberen zwei Etagen erstreckt sich eines von insgesamt vier Penthäusern, die mit einem Blick über die Stadt ein wahres Sahnestück sind.
Die Wohnungen und Apartments sind mit Voll- oder Duschbad ausgestattet und barrierearm. Mit Blick auf Senioren teils auch barrierefrei und Rollstuhl gerecht. Die Penthäuser verfügen außerdem über eine Klimaanlage und Holzböden. Im Erdgeschoss des Neubaus an der Oberen Langgasse sind zwei Einheiten für gewerbliche Zwecke vorgesehen. „Mit der Nähe zum Bahnhof und zur Autobahn ist die Lage dafür ideal. Die Räumlichkeiten sollen als Praxis oder Büro genutzt werden. Von Ladengeschäften haben wir abgesehen, um den Bewohnern regen Publikumsverkehr zu ersparen. Außerdem gibt es in der Gegend bereits ausreichend Einkaufsmöglichkeiten, zu denen wir nicht in Konkurrenz treten möchten.“
Begrünter Innenhof
Angeschlossen wird der Gebäudekomplex an das Fernwärmenetz. Sein energetischer Standard werde dank niedrigen Energiebedarfs und entsprechender Wärmedämmung im höheren Bereich (kfw 55) liegen. Autos, die bislang im Innenhof geparkt haben, finden künftig 35 Stellplätze in der Tiefgarage.
Der Innenhof wird zu einer Grünanlage und soll den Bewohnern einen freizeitlichen Mehrwert bieten. Die Farbgestaltung der Fassaden sei noch nicht endgültig beschlossen. „Wir bevorzugen eine Kombination von Weiß und Cappuccino, um einzelne Gebäudeteile hervorzuheben. Außerdem würde sich die Farbkombination gut in das Viertel einfügen. Aber das muss noch mit der Stadt abgestimmt werden,“ so der GSW-Geschäftsführer.
Bereits genügend Bewerber
Auch die Preise für die Verkaufs- und Mietwohnungen bedürfen noch einer finalen Festlegung. „Sie sollen im Verkauf zwischen 4 000 und 7 000 Euro pro Quadratmeter liegen“, sagt Christian Rohatyn. „Mit der Miete werden wir zehn bis 15 Prozent unter dem marktüblichen Kurs liegen und auch Wohnungen mit Sozialbindung bereit halten, das heißt, für Interessenten, deren Einkommen unter einer gewissen Grenze liegt.“
Noch sei die GSW nicht in die Vermarktung eingestiegen. Damit soll Anfang Februar begonnen werden. Bewerber gebe es jetzt schon mehr als genug. „Wir könnten siebenmal bauen, um die Nachfrage zu decken.“ Auch wer den Zuschlag bekommt, muss sich noch gedulden. „Wir gehen davon aus, dass der Bau zum ersten Quartal 2024 fertig gestellt und bezugsbereit ist. Wenn alles wie bisher nach Plan verläuft, vielleicht sogar schon Ende 2023.“ (friju)