Donnerstag, 03. Februar 2022
Der Meister der schönen Lieder
Vor 225 Jahren wurde Franz Schubert geboren
Andächtiger und inniger kann ein Lied kaum sein als das „Heilig, heilig, heilig“ Franz Schuberts. Ein schlichtes, geniales kleines Kunstwerk – und nur eines von unglaublich vielen, die der Komponist in seinem kurzen Leben geschaffen hat.
In einer ärmlichen Eineinhalbzimmerwohnung in Himmelpfortgrund – damals ein Vorort, heute ein Stadtteil Wiens – kommt Franz Peter Schubert am 31. Januar 1797 zur Welt, das zwölfte von vierzehn Kindern, neun sterben früh. Der Vater ist Lehrer, fromm, autoritär und musikalisch. Von ihm lernt Franz mit fünf, Violine zu spielen.
Seiner schönen Stimme wegen darf der Elfjährige in der Wiener Hofmusikkapelle singen und das kaiserliche Konvikt besuchen. Kein Zuckerschlecken: Die Erziehung, vor allem auch die religiöse, ist überaus streng, was in dem Jungen eine anhaltende Abneigung gegen Kleriker weckt. Immerhin knüpft er einige Freundschaften zu Mitschülern, die sich als dauerhaft und wertvoll erweisen.
Die Musik wird mehr und mehr zum Mittelpunkt seines Lebens. Als er das Konvikt verlässt und für zwei Jahre Schulgehilfe seines Vaters wird, widmet er jede freie Minute dem Komponieren. Allerdings findet er zunächst keinen Verlag, der seine Werke veröffentlicht, und auch nur die eine oder andere vorübergehende Anstellung. Trotzdem geht er das Risiko ein, sich als freier Komponist in Wien niederzulassen.
Freunde unterstützen ihn, lassen ihn bei sich wohnen, organisieren zu seinen Ehren musikalische Veranstaltungen, Schubertiaden genannt. Erst nach und nach werden Werke von ihm gedruckt und aufgeführt, so dass er von den Einkünften leben kann. Sein Bekanntheitsgrad wächst, ohne dass seine Bedeutung als herausragender Vertreter der frühen Romantik zu Lebzeiten erkannt worden wäre.
Mit 25 erkrankt Schubert vermutlich an Syphilis. Behandlungen und Kuren bringen Linderung, aber keine Heilung. Zunehmend plagen ihn Kopfschmerzen, schließlich kommt eine Infektion, wahrscheinlich Typhus, hinzu, an der er 1828 stirbt.
Der Komponist, der nur 31 Jahre alt wird, hinterlässt unter anderem eineinhalb Dutzend Opern und Singspiele, sieben Messen, zwölf teils unvollendete Sinfonien, zahlreiche kammermusikalische Werke und Klavierstücke – und über 600 Lieder. Sie vor allem machen seinen Rang in der Musikgeschichte aus. Wie keinem anderen gelingt es Franz Schubert, die genau zu Tonfall und Atmosphäre eines Gedichts passende Melodie zu finden.
Und er kann Stimmung erzeugen. Sein „Heilig, heilig, heilig“ zum Beispiel nennt der Liturgiewissenschaftler Hermann Kurzke „eine der seltenen Gelegenheiten, die Seele ungestört ausschwingen zu lassen“. (Hubertus Büker)