Mittwoch, 04. Mai 2022
Demenz als Nagelprobe

Keine Angst vor Demenz: Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sagt, dass er viele Menschen hätte, die gut auf ihn achten würden. (Foto: kna/Julia Steinbrecht)
Bischof Bode fordert Schulungen für Seelsorgerinnen und Seelsorger
Zur Woche für das Leben sagte Bode, es sei eine Herausforderung, demente Menschen in das kirchliche Leben zu integrieren.
Der Umgang mit Demenz sollte nach Ansicht des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode ein fester Baustein in der Aus- und Fortbildung von Seelsorgerinnen und Seelsorgern sein. Es gebe immer mehr Betroffene, die ebenso wie ihre Angehörigen Begleitung bräuchten, sagte der Vize-Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen. Jeder Seelsorger sollte Grundkenntnisse zum Umgang mit Demenz haben, betonte er.
Die ökumenische Aktion Woche für das Leben, die Bode am vergangenen Wochenende in Leipzig mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnete, hat in diesem Jahr Menschen mit Demenz in den Mittelpunkt gestellt. Die Kirchen wollten damit auch einen Beitrag zur Nationalen Demenzstrategie der Bundesregierung leisten.
Bode sagte, Seelsorgerinnen und Seelsorger müssten sich fragen, ob sie demente Menschen und ihre Angehörigen ausreichend wahrnehmen: „Man muss auch immer wieder danach suchen, ob eine Gemeinde gerade diese Menschen, die es ja inzwischen sehr zahlreich gibt, als eine Gruppe ihrer Gemeinde wirklich erkennt.“ Zudem sei es eine neue Herausforderung, demente Menschen in das allgemeine kirchliche Leben zu integrieren.
Angehörige müssen ermutigt werden
Der Bischof erläuterte, in der seelsorglichen Begleitung der Angehörigen gehe es auch darum zu verdeutlichen: „Die Beziehungsform wird eine andere, das heißt nicht, dass es keine Beziehung mehr gibt. Demente haben ein sehr großes Gespür für Nähe, manchmal ganz verzögert.“ Wichtig sei es, Angehörige zu ermutigen, geduldig zu sein: „Das ist noch die Person, auch wenn sie sich verändert hat, die du liebst und annimmst, so schwierig das ist.“
Der Bischof sagte, der Umgang mit Dementen sei eine „besondere Herausforderung“, wenn ein Gesunder schleichend „ganz anders wird“. Es sei „tatsächlich eine Bewährungsprobe, eine Art Nagelprobe, ob wir dazu auch stehen, dass das Leben bis ans Ende von Gott gewollt ist und seine Würde behält“, so Bode.
Er sagte, er selber habe keine Angst vor einer Demenz. „Selbst wenn das jetzt einträte, wäre ich mir sehr bewusst, dass da ganz viele sind, die gut auf mich achten.“ Gott sei der Garant der Würde des Menschen, betonte Bode beim Auftakt-Gottesdienst. Diese Würde hänge nicht von der Gesundheit oder geistigen Fähigkeiten ab. Deshalb müssten auch Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, forderte Bode. (kna)