Mittwoch, 18. Mai 2022
Im Einsatz für den Frieden

Die palästinensische Schriftstellerin und Universitätsprofessorin Sumaya Farhat-Naser vermittelte eindrücklich, unter welch schwierigen Bedingungen die Menschen in Palästina leben. (Foto: Daum)
Palästinensische Schriftstellerin berichtet in Vorträgen über die schwierige Arbeit in ihrem Land
Für den Frieden im Heiligen Land setzt sich die palästinensische Schriftstellerin und Universitätsprofessorin Sumaya Farhat-Naser ein. Wie ihre Friedensarbeit im Westjordanland aussieht, wie schwer der Alltag dort ist und warum es sich trotzdem lohnt, sich für ein Miteinander einzusetzen, erzählte Farhat-Naser bei Vorträgen am 13. Mai in Neustadt und am 14. Mai in Pirmasens.
„Frieden ist das Thema, dem sie sich schon lange verschrieben hat. Sie stärkt Menschen, ermutigt sie“, begrüßte Annette Bauer-Simons von der Katholischen Frauengemeinschaft des Diözesanverbandes Speyer die Autorin. Sie werde über viel Schlimmes und viel Schönes berichten, sagte Farhat-Naser. Ihr Privileg sei, dass sie eine alte Frau ist. Das ermögliche ihr in Deutschland, wo sie studiert hat, auf das Schicksal der Palästinenser aufmerksam zu machen.
Die Lage in ihrem Land ist explosiv. Man befinde sich in einem Dilemma aus Gewalt und Gegengewalt. „Unser Leben ist aktuell so schlimm wie noch nie, und es wird in den nächsten zehn Jahren noch schlimmer“, macht sich die Autorin keine Illusionen. Die Jugend werde rebellisch, weil sie keine Perspektive sehe.
Der Alltag im Westjordanland geht einher mit expansiver Siedlungspolitik der Juden, bedeutet, dass Palästinensern pro Tag 70 Liter Wasser zugeteilt werden und jüdischen Siedlern 350 Liter. Dafür zahlen Palästinenser pro Kubikmeter Wasser den siebenfachen Preis. Es bedeutet, dass es jüdische und nicht-jüdische Straßen- und Wassernetze gibt. Eine Mauer zerteilt palästinensisches Gebiet immer weiter. Checkpoints müssen passiert werden. Deren Zahl steigt. Fast 700 sind es aktuell. Wann und ob die Tore geöffnet werden, entscheiden israelische Soldaten. Bauern müssen auf ihren Feldern übernachten, wenn die Tore nicht geöffnet werden. Kinder warten stundenlang, um in die Schule zu kommen. Eine Folge dieses Alltags: die Zahl der Christen im Westjordanland ist über die vergangenen Jahre von 25 auf zwei Prozent gesunken. Wer gehe, dürfe nicht mehr zurückkommen.
Trotzdem, unterstreicht Farhat-Naser, dürften sich die Menschen nicht als Besatzer und Besetzte gegenüberstehen. Sie arbeitet mit Christinnen, Musliminnen und Jüdinnen. Gewaltlosigkeit ist ihre Leitlinie, die auf drei Prinzipien ruht: Anzuerkennen, dass alle Menschen gleich (viel wert) sind, dass jeder Mensch zugleich anders ist und dass jeden Tag der wunderbare Diamant, den jeder Mensch in sich trage, zum Glänzen gebracht wird. „Bravo, geschafft, geschafft“ solle man sich immer wieder sagen. Das rette vor negativen Gedanken und schütze vor negativem Verhalten.
Geschafft hat sie sehr viel. Bio-Farming ist ein funktionierendes Frauenprojekt. Ein palästinisches Nationalmuseum wurde gebaut. Mit ihren Studenten hat sie über 9 000 Bäume gepflanzt. Es brauche Visionen, Beharrlichkeit, und immer wieder müssten die Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt gestellt werden. (and)