Redaktion der pilger

Mittwoch, 18. Mai 2022

Trauer und Bedauern

Andreas Sturm übte das Amt des Generalvikars vier Jahre lang aus. Er hat der katholischen Kirche nun den Rücken gekehrt. (Foto: is)

Katholiken danken zurückgetretenem Generalvikar Andreas Sturm

Katholiken im Bistum Speyer haben dem früheren Generalvikar Andreas Sturm für seine Arbeit gedankt. Der Vorstand der Diözesanversammlung betonte am Montag, Sturm habe Themen vorangebracht und für Missbrauchsaufarbeitung und Geschlechtergerechtigkeit gestanden. „Die Gründe des Rücktritts können wir nachvollziehen und doch bedauern wir, einen menschennahen Fürsprecher, der für eine moderne Kirche steht, nicht mehr als Mitstreiter an unserer Seite zu wissen“, so die Diözesanversammlung.

Der Katholikenrat äußerte am Montag ebenfalls Bedauern. Sturms Wechsel zur Altkatholischen Kirche wirke authentisch. Die Situation der katholischen Kirche lasse viele zweifeln, ob sich Strukturen ändern ließen. Gleichzeitig bekräftigte das Gremium, sich weiterhin für eine menschenfreundliche Kirche einsetzen zu wollen. Hierfür sei es jedoch notwendig, den Kurs, den auch Andreas Sturm mitgeprägt habe, beizubehalten.Auch der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Speyer zeigte sich betroffen. Mit Sturm gehe ein Fürsprecher einer menschennahen und modernen Kirche.

Die Berufsverbände der Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten brachten ihren Respekt vor der Entscheidung von Andreas Sturm, aber auch ihre Trauer über diesen Schritt zum Ausdruck. Denn mit ihm verliere das Bistum einen der wichtigsten Kämpfer für Öffnung, Demokratisierung und Erneuerung der katholischen Kirche.„Wir werden ihn als guten Kollegen, als Mensch, Katholik und Priester vermissen.“ Um sich über den Rücktritt von Andreas Sturm und seine Bedeutung auszutauschen,  hatten sich die Pastoral- und Gemeindereferenten am Montag in einer Videokonferenz getroffen.

Sturm war am 13. Mai mit sofortiger Wirkung aus dem Dienst der Diözese ausgeschieden. „Ich habe im Lauf der Jahre Hoffnung und Zuversicht verloren, dass die römisch-katholische Kirche sich wirklich wandeln kann“, so Sturm in einer persönlichen Erklärung. „Gleichzeitig erlebe ich, wie viel Hoffnung in laufende Prozesse wie zum Beispiel den Synodalen Weg gesetzt wird. Ich bin aber nicht mehr in der Lage, diese Hoffnung auch zu verkünden und ehrlich und aufrichtig mitzutragen, weil ich sie schlichtweg nicht mehr habe.“

Langer Entscheidungsprozess
Sturm hat laut eigenen Bekunden eineinhalb Jahre mit seinem Rücktritt gerungen. Dabei seien eine Vielzahl von Gründen verantwortlich gewesen, sagte er am Dienstag dem „Mannheimer Morgen“. „Missbrauch war ein großes Thema“, so der ehemalige Verwaltungschef. Die Vorstellung der Forschungsergebnisse der MHG-Studie im September 2018 habe sein Weltbild „ziemlich zerrüttet“, sagte Sturm. „Ich bin immer davon ausgegangen, dass es Missbrauch in der Kirche gibt, aber dass es im Vergleich zur Gesamtgesellschaft prozentual so hohe Fallzahlen sind, und zu erleben, wie schwer sich Kirche mit dem Umgang tut, war ein starkes Kriterium.“
Gehadert habe er auch mit dem Umgang mit Frauen in der katholischen Kirche. „Ich finde, wir versuchen das immer schönzureden“, meinte Sturm. „Jesus hat nicht nur Männer berufen. Wir negieren Berufungen von Frauen.“ Theologisch gebe es viele Forschungen zu diesem Bereich. „Stattdessen machen wir Pfarreien immer größer, nur weil wir meinen, es können nur unverheiratete Männer sein.“

Dies führe zum dritten Thema, dem Zölibat, der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester. „Können nicht auch verheiratete Männer und Männer, die mit einem Mann zusammenleben, zugelassen werden?“, fragte Sturm. Auch er selbst habe den Zölibat verletzt, räumte Sturm ein. „Ich habe aber vor allem auch Menschen verletzt, was mir rückblickend sehr leid tut.“ In einer Beziehung zu leben, könne er als etwas durchaus Erfüllendes ansehen, fügte der 47-Jährige hinzu. „Aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschlaggebend.“(kna/PIL)

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