Redaktion der pilger

Donnerstag, 09. Juni 2022

Gott ist Leben und Liebe

„Heilige Dreifaltigkeit“, Gemälde von etwa 1410, Österreichischer Meister. Das Gemälde zeigt einen so genannten Gnadenstuhl: Sitzend Gottvater, der den gekreuzigten Sohn hält über dem der Heilige Geist als Taube schwebt. (Foto: National Gallery, London, Wikimedia Commons/gemeinfrei)

Die Dreieinigkeit lässt uns Gott besser verstehen

Dreieinigkeit – Dreifaltigkeit – Trinität – nicht unbedingt Begriffe aus unserem Alltag. Auch nach Jahren des Theologiestudiums beschäftigt mich immer noch die Frage, wie sich das denken und sagen lässt.

Wie selbstverständlich beginnen wir ein Gebet mit dem Kreuzzeichen „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Damit bekennen wir die sogenannte Trinität. Trotzdem fällt es sehr schwer, dieses Glaubensgeheimnis zu verstehen. Es besteht die Gefahr, dass es zu einer leeren Formel wird, die mit meinem Glauben und Leben nichts zu tun hat. Trinität ist dabei nicht eine Frage von eins oder drei, denn Gott ist jenseits der Zahl.

„Ein Gott“ meint Gottes Einzigkeit und Einzigartigkeit, „drei“ steht für die Lebendigkeit, die Beziehungsmächtigkeit, seine Liebe. Die durchaus missverständliche Formel „Ein Gott in drei Personen“ hält eigentlich nur fest, dass Liebe, Gemeinschaft und Kommunikation Gott ausmachen.

Ruth Pfau, eine Ordensschwester und Lepraärztin in Pakistan, hat im Dialog mit einem Sufi-Muslim einmal formuliert: „Wenn … Gott nicht nur Liebe hat, sondern Liebe ist, und wenn Liebe notwendig nicht selbstbezogen, sondern dialogisch ist, dann muss es in Gott selber Dialog geben. Das ist es, was wir stammelnd als Trinitätslehre auszudrücken versuchen.“ Der Trinitätsglaube ist also nicht das Ergebnis theologischer Spekulationen, nicht am Schreibtisch kluger Theologen entstanden, sondern es waren die frühen Christen, die eine tiefe Erfahrung der Nähe Gottes in Jesus machten.

Gott hat sich in Jesus selbst geschenkt, deshalb kann Gott nicht mehr ohne seinen Sohn gedacht oder von ihm gesprochen werden. Außerdem erfuhr die junge Kirche eine überwältigende Erfahrung der bleibenden Nähe Gottes im Heiligen Geist. Deshalb kann sie von Gott auch nicht mehr ohne den Geist sprechen. Heute gilt deshalb: Ich habe durch den Sohn im Heiligen Geist einen Zugang zu Gott Vater.

Aber was heißt das konkret? Der Dreifaltigkeitssonntag lädt ein, sich dazu Gedanken zu machen: Alle Bilder, die etwas über das ewige Sein des dreieinen Gottes aussagen wollen, wie „Vater“, „Sohn“, „Geist“, „Person“ usw. sind treffend, aber gleichzeitig auch völlig unbrauchbar. Denn der herkömmliche Personenbegriff ist irreführend und führt zu einer Drei-Gott-Lehre. Person-Sein muss von Jesus und vom Heiligen Geist her verstanden werden: Für den Heiligen Geist ist es wie für die Liebe charakteristisch, dass er nicht bei sich bleibt, sondern aus sich herausgeht, sich verströmt.

Der Kirchenvater Irenäus von Lyon spricht von den „beiden Händen Gottes“: Gott handelt in der Welt durch seinen Sohn und offenbart sich durch den Heiligen Geist.
Auch das Bild von der Sonne kann weiterhelfen: Die Sonne ist ganz und gar unzugänglich, dennoch erleben wir eine Sonne, die uns durch ihr Licht und die Kraft ihrer Wärme nahekommt. Durch Licht und Wärme erfahren wir die Sonne selbst. Im Sohn und im Heiligen Geist hat sich Gott selbst als Liebe gezeigt. Deshalb dürfen wir glauben, dass Gott die Liebe ist.

Oder wir nehmen das Bild dreier Kerzen. Deren drei Flammen halten wir so aneinander, dass aus den drei Flammen eine einzige Flamme wird, ein helles Licht, das sich aus drei Quellen speist. Keine Trennlinie ist mehr zu erkennen, niemand kann mehr sagen, wo die eine Flamme aufhört und die andere beginnt. Ein schlichter Versuch und trotzdem eindrücklich: Drei Kerzen und doch eine Flamme. Sie sind drei und doch eins. Ein beeindruckendes Symbol für Vater, Sohn und Geist.

Vor strengen Theologen wird dieser einfache Versuch mit den Kerzen vielleicht nicht Stand halten. Für mich ist er trotzdem eine Hilfe und eine bildliche Vorstellung für das, was mit Dreifaltigkeit gemeint sein könnte. Mit Vater, Sohn und Heiligem Geist: Drei Flammen in einer, von der eine leuchtende Kraft ausgeht.

Gott ist nur als ein „in-Beziehung-Sein“ zu verstehen. Gott ereignet sich in Beziehung. Er ist ein ewiges Ereignis der Liebe, das sich für mich öffnet, in das ich eingeladen bin. Daher hilft mir die Idee der Dreifaltigkeit oder Dreieinigkeit, Gott besser zu verstehen. (Luise Gründer)

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