Donnerstag, 02. März 2023
Verzierte Kerzen für Paraguay
Im KLoster Blieskastel gibt es schön verzierte Kerzen für jeden Anlass
Es fehlen noch ein paar Kleinigkeiten. Annette Weinmann schaut die Kerze, die sie gerade verziert, nochmals kritisch an. Bestellt wurde sie von einer Frau als Geschenk für eine Freundin. Das ist nicht der einzige Auftrag. Gefragt sind derzeit vor allem Marien- und Friedenskerzen. Das Wallfahrtskloster der Franziskaner-Minoriten in Blieskastel verkauft die Kerzen. Der Erlös ist für drei Klostergemeinden in Paraguay bestimmt, die mit dem Geld karitative Einrichtungen unterstützen.
Ihrem Hobby frönt Annette Weinmann seit etwa 20 Jahren. „Ich habe schon die Familie und meine Freunde mit Kerzen beschenkt“, sagt sie lachend. Als sie von den Projekten des Klosters in Paraguay hörte, kam ihr die Idee, Kerzen für den guten Zweck zu verzieren. Beim Klosterfest vor neun Jahren war Premiere. Die Resonanz war groß und ist immer mehr gestiegen. An der Klosterpforte steht eine Auswahl an Kerzen bereit. Dort können die Besucher ein Exemplar direkt kaufen. Mittlerweile flattern aber häufig Bestellungen ins Haus, wie Weinmann berichtet. Kerzen werden für Taufe, Erstkommunion, Hochzeit oder Trauer, Geburtstage oder Jubiläen geordert. „Was die Motive betrifft, lassen mir die Leute oft freie Hand. Manche haben gewisse Vorstellungen, die ich versuche, in ihrem Sinne umzusetzen“, erzählt die Hobbykünstlerin.
Die Rohkerzen kauft Annette Weinmann in örtlichen Märkten oder bekommt sie vom Auftraggeber. Die farbigen Wachskarten bestellt sie, wie die Buchstaben, im Internet. Die Auslagen bezahlt das Kloster. Die Hobbykünstlerin arbeitet für Gotteslohn. Fürs Verzieren benutzt sie Konditorenwerkzeuge und Pinzetten.
Die Marienkerze weist in der Mitte originalgetreu die Wallfahrtskapelle auf. Weinmann hat sie vorgezeichnet und Schritt für Schritt auf das farbige Wachs übertragen. Selbst die Kreuze auf dem Dach oder der Türsturz sind zu sehen. Eingebettet ist das kleine Gotteshaus in blauem Himmel und viel Grün. „Das stimmt zwar nicht ganz, aber das echte graue Pflaster wäre nicht so schön“, meint die Kerzenexpertin lachend. „Da fehlt noch ein Baum“, findet sie. Sie schneidet eine kleine Ecke von der grünen Wachskarte ab, legt sie auf Pappe, drückt mit ihrem Messerchen das Wachs in Form, und schon ist die Baumkrone fertig und wird auf das Emblem aufgebracht. Der Stamm folgt.
Für eine solche Kerze braucht Annette Weinmann etwa fünf Stunden. Für die 80 Zentimeter große und aufwändig gestaltete Wallfahrtskerze 30 bis 35 Stunden. „Ich mache das wahnsinnig gern, und es hilft, nach der Arbeit zu entspannen“, sagt die Angestellte in der Gemeindeverwaltung Gersheim. Wenn sie viele Aufträge hat, werkelt sie jeden Abend, „wenn nicht, ruht das Kerzenverzieren auch mal zwei Wochen“. (Regina Wilhelm)