Mittwoch, 08. März 2023
Kraftprobe mit Rom?

Die Bischöfe in Dresden beim Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. (Foto: Dominik Wolf/KNA)
Mehrheit der Bischöfe sieht Klärungsbedarf bei synodalem Miteinander
Der Streit um Reformen in der Kirche und um das Thema Synodalität steuert auf eine Art Kraftprobe zu. Am 9. März hat die letzte Etappe des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg begonnen. Bedenken aus dem Vatikan zum Trotz will die Mehrheit der deutschen Bischöfe an einem Reformkurs festhalten.
Beim Abschluss der Bischofsversammlung am 2. März in Dresden betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, man wolle an den Plänen festhalten, einen Synodalen Ausschuss einzurichten. Dieser soll den Reformprozess nach der letzten Vollversammlung fortführen, die bisherigen Ergebnisse auswerten und einen Synodalen Rat vorbereiten.
Dem hatten im Januar die drei Kurienkardinäle Parolin, Ladaria und Ouellet eine Absage erteilt. Am Beginn des Dresdner Bischofstreffens bekräftigte Nuntius Nikola Eterovic, der Vertreter des Vatikans bei der Berliner Bundesregierung, in einem Grußwort diese römische Absage und schloss somit gemeinsame Leitungsorgane von Laien und Klerikern kategorisch aus. Er sei beauftragt zu präzisieren, dass „nicht einmal ein Diözesanbischof einen synodalen Rat auf diözesaner oder pfarrlicher Ebene errichten kann“, so Erzbischof Eterovic. Der Kirchendiplomat führte aus, die Synodalität in der Kirche sei mehr eine Frage des Geistes und des Stils als der Strukturen: „Anstatt neue Einrichtungen mit dem Risiko einer weiteren Zunahme an Bürokratie zu gründen, ist es geboten, die bereits bestehenden diözesanen Gremien im synodalen Geist zu beleben.“
Anders als die Vatikanvertreter und der Nuntius sieht der Kirchenhistoriker Franz Xaver Bischof, emeritierter Professor der Ludwig-Maximilians-Universität München, im geplanten Synodalen Rat keinen Angriff auf die Autorität der Bischöfe. Deutlicher als in der Satzung des deutschen Reformprojekts könne man nicht sagen, „dass die Beschlüsse des Synodalen Weges die Entscheidungsbefugnis eines Bischofs nicht einschränken“, schreibt er in einem gemeinsamen Beitrag mit dem Theologen Dietmar Knopp für die „Herder Korrespondenz“.
Das dem Interventionsschreiben der drei Kurienkardinäle zugrundeliegende Szenario sei also nicht real, so Franz Xaver Bischof. Wenn der Brief der Kardinäle auf den möglichen Schein einer Gefährdung des Bischofs- amtes poche, stelle sich die Frage, an welcher Stelle „der synodale Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und den deutschen Bischöfen versagt“ habe.
In einer am 1. März veröffentlichten Antwort an die drei Kardinäle in Rom erklärte DBK-Vorsitzender Bätzing, er wolle in den kommenden Wochen mit der Kirchenleitung im Vatikan über den Konflikt um den Reformprozess Synodaler Weg sprechen, bei einem „möglichst zeitnahen Gesprächstermin nach der letzten Synodalversammlung“. Zugleich versicherte der Limburger Bischof den Vatikanvertretern, „dass wir die von Ihnen vorgebrachten Sorgen um die Fragen eines Synodalen Ausschusses und eines Synodalen Rats ernst nehmen“. Der geplante Ausschuss sei „ein Zeichen dafür, dass hinsichtlich des zukünftigen synodalen Miteinanders noch großer Klärungsbedarf besteht“. Wegen dieser Unklarheit hätten die Bischöfe dem ursprünglichen Plan, sofort einen Synodalen Rat einzurichten, nicht zugestimmt.
Unterdessen hat der Katholisch-Theologische Fakultätentag (KThF), ein Zusammenschluss von Hochschulinstitutionen in staatlicher oder kirchlicher Trägerschaft, dem Reformprozess in Deutschland den Rücken gestärkt. Die römische Kritik am deutschen Vorgehen stelle Reformwege in Frage, die schon das Zweite Vatikanische Konzil grundgelegt habe und die die Basis für die Theologie bildeten, heißt es seitens des KThF. Die Professorenschaft verstehe ihre Arbeit auch als Teil des weltweiten Synodalen Prozesses. Dies bedeute auch, unterschiedliche Positionen offenzulegen. (kna)