Mittwoch, 08. März 2023
Eine Ja-Stimme fehlte
Frankenthal-Heilige Dreifaltigkeit: Pfarreirat lehnt Homburger Leitungsmodell ab
Die Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit in Frankenthal kann sich nicht mit einer neuen Führungsstruktur anfreunden. Für ein Pilotprojekt, wie es seit zwei Jahren in der Pfarrei Heilig Kreuz in Homburg praktiziert wird und das Ehrenamtliche in das Leitungsteam einbezieht, fand sich bei der finalen Abstimmung auf einer gemeinsamen Sitzung von Verwaltungs- und Pfarreirat am 24. Februar keine Mehrheit.
Nach dem Wechsel von Stefan Mühl nach Schifferstadt war die Stelle des Leitenden Pfarrers im vergangenen Sommer vakant geworden. Für die mit über 13 000 Katholiken zweitgrößte Pfarrei in der Diözese Speyer überraschend war ein Brief von Generalvikar Markus Magin, der die Einführung des Homburger Modells auch für Frankenthal vorschlug. Er stellte dabei auf die gute Vernetzung zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Pfarrei und das bereits komplett erarbeitete Pastorale Konzept ab.
In den nachfolgenden intensiven Beratungen in den Gremien und bei einer Pfarreiversammlung kristallisierten sich zwei Problembereiche heraus, die Pfarreiratsvorsitzender Theo Wieder in der Sitzung darstellte. So werde schon seit länger Zeit die unzureichende Unterstützung durch die Regionalverwaltung in Ludwigshafen und das Fehlen von Haushaltsplänen bemängelt. Auch gebe es offenbar keine Bereitschaft, in einem Leitungsteam ehrenamtlich mitzuarbeiten. „Wir haben mindestens zehn Personen angesprochen und keine positive Rückmeldung erhalten“, informierte der Pfarreiratsvorsitzende.
In einem am Tag der Sitzung eingegangenen Schreiben des Bischöflichen Ordinariates sei eine zusätzliche Stelle von zehn Wochenstunden in Aussicht gestellt worden, um die Rückstände im Verwaltungsbereich bis zum Jahresende aufzuarbeiten, informierte Wieder. Dass diese Zusage von der Billigung des neuen Leitungsmodells abhängig gemacht werden soll, empfanden die Gremien als wenig hilfreich. „Die Lage ist dramatisch, es gibt nicht den Halleluja-Weg“, brachte es Theo Wieder auf den Punkt.
In der betont sachlichen Diskussion wurde kritisch angemerkt, dass die angebotenen zehn Stunden pro Woche im Hinblick auf die Fülle von Verwaltungsaufgaben nicht ausreichten und die zeitliche Inanspruchnahme der Ehrenamtlichen im Leitungsteam nicht klar sei. Walter Becker, langjähriger stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates, machte deutlich, dass er für ein derartiges Amt nicht zur Verfügung stehe. Ob eine Ausschreibung der Stelle des Leitenden Pfarrers zum Erfolg führe, wurde aufgrund der stark rückläufigen Zahl an Geistlichen bezweifelt.
Pfarrer Klaus Meister, der derzeit als Administrator fungiert, beklagte einen Rückgang des Engagements der Gemeindemitglieder. Es gebe immer mehr Probleme, viele Interessen seien nur auf den eigenen Kirchturm bezogen. Er habe das Gefühl, dass das gedeihliche Zusammenleben in der Pfarrei gestört sei. In einem neuen Leitungsmodell sehe er die Chance, auch in Zukunft gestalten zu können.
Von einem zu großen Zeitdruck sprach Pfarrer Lèonard Katchekpele, derzeit Kooperator in der Pfarrei. Er plädierte dafür, das Leitungsmodell ohne Ehrenamtliche zu starten, um dann nach und nach Überzeugungsarbeit zu leisten. „Wir sollten positiv denken und schauen, was möglich ist“, meinte Diakon Andreas Stellmann.
Für die Einführung eines mit Haupt- und Ehrenamtlichen paritätisch besetzten Leitungsteams nach Homburger Vorbild hätte es der absoluten Mehrheit aller Gremien bedurft. Beim Seelsorgeteam, das das Pilotprojekt einstimmig befürwortete, war diese Voraussetzung ebenso erfüllt wie beim Verwaltungsrat. Am Pfarreirat indessen scheiterte das Modell, weil eine einzige Ja-Stimme fehlte. Wie es nun weitergeht, muss in Speyer entschieden werden. (loi)