Redaktion der pilger

Dienstag, 14. März 2023

Die Entdeckung des Glaubens

Gordon Hinkfoth vor der Kirche, die nun zu seinem Leben gehört. (Foto: Privat)

Gordon Hinkfoth war konfessionslos – Nach einem Schicksalsschlag lässt er sich nun taufen

Immer wieder schreiben Kirchenaustritte Schlagzeilen. Aber es gibt auch Menschen, die sich einer Konfession anschließen und in die Kirche eintreten. So wie Gordon Hinkfoth. Ihn hat eine schicksalshafte Erfahrung zum katholischen Glauben geführt. Eine Hinwendung, deren Gründe über das Rationale hinaus gehen.

Gordon Hinkfoth lebt mit seiner Familie in Rodalben. Ein gebürtiger Pfälzer ist er aber nicht. „Ich komme ursprünglich aus Ost-Berlin, bin dort aufwachsen. Da in der ehemaligen DDR die Kirche als Feind gesehen und auch so behandelt wurde, bin ich konfessionslos“, erzählt der 48-Jährige. „Meine Mutter war zwar evangelisch, konnte ihren Glauben aber nur im Verborgenen leben.“  

Sich offen dazu zu bekennen, sei gefährlich gewesen angesichts der allgegenwärtigen Überwachung durch die Stasi und des Spitzel- und Denunziantentums. Wer auffiel, musste mit Repressalien rechnen. Blieb nur das vertrauliche Gespräch mit dem Pfarrer, doch selbst da habe man Angst haben müssen, entdeckt zu werden. Die Überwachung war allgegenwärtig. „Es gab nur eins, woran man glauben durfte, und das war die Partei. Die hatte immer recht.“

In der ehemaligen DDR war Kirche verpönt
So verlief das Leben des gelernten Konstruktionsmechanikers für Klima- und Kältetechnik ohne kirchliche Anbindung, auch als ihn nach dem Mauerfall die Arbeit zu verschiedenen Stationen in den Westen führte. Hauptsächlich zu Werften in Hamburg und Bremerhaven. Bis Anfang vergangenen Jahres die Wende kam – verursacht durch einen Schicksalsschlag. „Es war im Januar. Ich bin von der Arbeit nach Hause gekommen, meine Frau rief mich zum Essen. Als ich nicht auftauchte, hat sie nachgeschaut, wo ich bleibe. Sie fand mich im Wohnzimmer. Leblos. Ich hatte einen Herzstillstand“, erinnert er sich an den einschneidendsten Tag seines Lebens. Dem Notarzt gelang es, ihn zu reanimieren. Er brachte den Patienten ins Pirmasenser Krankenhaus. Dort lag er zwei Wochen im künstlichen Koma.

„Als sie mich wieder aus dem Koma geholt hatten und ich erfuhr, was passiert war, habe ich mir meine Gedanken gemacht. Auch wenn ich der Schulmedizin sehr dankbar bin, muss es noch etwas Höheres geben. Ich bin ja quasi wieder auferstanden.“

Im Nachttisch fand sich die Bibel. Gordon Hinkfoth begann, darin zu lesen. Und beschäftigte sich mit dem katholischen Glauben. Ganz fremd war er ihm nicht, denn seine Frau entstammt einer katholischen Familie. „Ich erfuhr, dass Leute aus dem Umfeld meiner Schwiegereltern während meiner Krankheit für mich gebetet haben. Das hat mich sehr berührt und auch erstaunt, denn die meisten kannten mich ja gar nicht. Diese Verbundenheit innerhalb der Glaubensgemeinschaft hat mir zu denken gegeben“, sagt er.  

In ihm reift der Wunsch, ebenfalls der katholischen Kirche anzugehören. Noch immer nicht arbeitsfähig, nutzt er die Zeit, sich mit seinen Gedanken und Fragen auseinanderzusetzen. Schließlich wird aus dem Wunsch ein fester Entschluss, den er in die Tat umsetzt.

Nach einem intensiven inneren Prozess wurde er am 26. Februar von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann mit weiteren Frauen und Männern im Rahmen einer Feier in der Domkrypta in Speyer zum Sakrament der Taufe zugelassen. Am 8. April steht in der Kirche St. Josef in Rodalben der letzten entscheidende Schritt an: „In der Osternacht werde ich getauft, erhalte die Kommunion und Firmung von Pfarrer Franz Ramstetter.“

Die Auseinandersetzung mit der Bibel ist ihm wichtig
Im Vorfeld hat Gordon Hinkfoth mit ihm viele Stunden verbracht. „Fast jeden Samstag sitzen wir zusammen und erzählen. Oft geht es um die Bibel. Denn mir ist manches nicht klar, was ich lese, und ich möchte es verstehen. Der Pfarrer erklärt es mir dann.“ Die Familie stehe absolut hinter seiner Entscheidung. Auch seine evangelische Schwester. „Sie meint, die Konfession spiele keine Rolle, weil es ja nur einen Gott gibt.“

Die Hinwendung zum Glauben habe ihn schon irgendwie verändert, sagt Hinkfoth. „Ich sehe jetzt einiges positiver. Vielleicht weil ich das Gefühl habe, dass eine schützende Hand über mir ist. Das ist in manchen Situationen hilfreich.“

So hat er im Glauben eine zweite Heimat gefunden – und kann seiner Frau, die er 2019 nur standesamtlich heiraten durfte, nun auch in der Kirche das Jawort geben. (Friederike Jung)

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