Dienstag, 14. März 2023
Ganz Ohr

Josef, der Horchende. Die 67 Zentimeter hohe, farbig gefasste Plastik aus Lindenholz schuf der Benediktiner Bruder Joseph Belling (geboren 1939) aus der Abtei Maria Laach. (Foto: Beuroner Kunstverlag, Beuron)
Josef lebt aus dem (Ge)Horchen auf Gott
Ganz Ohr ist er, der heilige Josef. Aufrecht, ruhig und still sitzt er auf der Bank, zu nichts anderem als nur zum Hören, ja, zum Lauschen, das noch stärker ist als hören: Lauschen bedeutet im seinem Ursprung: ganz genau hinhören, aufmerksam horchen, aufpassen und achtgeben. So ist Josefs Ohr denn auch übergroß, und seine wie zu einer zweiten Ohrmuschel geformte Hand am Ohr vergrößert es noch und macht die Hörkraft noch stärker. Diese farbig gefasste Plastik aus Lindenholz stammt von Bruder Joseph Belling (geboren 1939) aus der Abtei Maria Laach.
Ja, wirklich ganz Ohr ist dieser heilige Josef. Alles an ihm, seine Haltung, seine ganze Gestalt ist auf das Hören aus. Wie er auf der Bank sitzt, ist nicht nur bloßes Warten, sondern ein ganzheitliches Aufmerken und ein Bereit-Sein. Sein weißes, mit feinen Stickereien verziertes Gewand glänzt wie silbrig und golden, als ob er schon erfüllt ist von Gott. Das macht letztlich seine Hörfähigkeit aus: dass er disponiert ist für Gott, sein Wort und seinen Willen.
Die große Spirale in der Mitte führt nach innen und in die Mitte: Von da hört er. Er hört aus seinem Inneren heraus, er hört mit seinem Herzen. So wie nur der gut sieht, der mit dem Herzen sieht, hört auch nur der gut, der mit dem Herzen hört. Aber auch seine weit geöffneten, großen und klaren Augen sind ganz Ohr. Wer so schaut, sieht mehr, schaut weiter und tiefer. Wer so horcht, hört mehr, horcht weiter und tiefer.
Das sagen denn auch die Zeugnisse über den heiligen Josef im Matthäus-Evangelium einhellig: Er ist ganz Ohr für Gott, und er hört auf das, was Gott ihm durch den „Engel des Herrn“ sagt. Und das, was er hört, tut er auch fraglos und unverzüglich (Matthäus-Evangelium 1,24; 2,14.21): Aus diesem Hören und Horchen des heiligen Josef ist Gehorchen geworden. Die „Momente“ des Gehorchens lassen die drei kleinen Bilder auf der Vorderseite der Bank (von links) erkennen: Maria und das Jesuskind – Josef hat sie angenommen; Jesu Geburt, Ochse und Esel schauen hinter Josefs Bein hervor und oben der Stern – Josef sorgt für Maria und Jesus; und die Darstellung Jesu im Tempel – Josef bringt das Taubenopfer.
Gehorchen: Das ist die einzig rechte Folgerung aus dem Hören auf das, was Gott sagt. Genau dieses macht den heiligen Josef zum Vorbild für uns: Wir sollen wie er ganz Ohr sein für Gottes Wort, für Gottes Anspruch an uns. Und dann genau so entschlossen und unverzüglich, ohne Wenn und Aber, auf Gottes Wort antworten und es tun. Später mahnt Jesus seine Zuhörerinnen und Zuhörer damals und auch uns heute im Blick auf seine Worte, die Gottes Worte sind und dessen Willen ausdrücken: „Wenn einer Ohren hat, zu hören, dann höre er. … Achtet auf das, was ihr hört“ (Mk 4,24). Und „achtet darauf, dass ihr genau hinhört“ (Lk 8,18). Nur der nämlich, der das Wort Gottes, das Jesus verkündet, hört und tut – der gehört zu Jesus, der ist seine Schwester und der ist sein Bruder.
Auf dem Bild, in der Holzplastik sind die Augen des heiligen Josef nicht nur auf das gerichtet, was er mit seinem übergroßen Ohr hört, sondern zugleich auf die, die vor der Holzplastik, vor dem Bild – vor dem heiligen Josef selbst – stehen. Er schaut uns an, als ob er sagt: Kommt und hört, horcht wie ich auf Gottes Wort und gehorcht seinem Willen, handelt danach und tut ihn! Und auf der Bank, auf der der heilige Josef sitzt, ist noch ein Platz frei – für uns, damit wir so hören wie er. (kh)