Donnerstag, 11. März 2021
Pilger des Friedens

Für die Menschen in Erbil war Franziskus’ Besuch ein wichtiges Zeichen. An dem Zufluchtsort für Vertriebene des IS feierte er den Abschlussgottesdienst seiner Reise. (Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Der Papst hat bei seinem Besuch im Irak zu Versöhnung aufgerufen
Als erstes katholisches Kirchenoberhaupt besuchte Franziskus die gespaltene Region. Er warb dort für Geschwisterlichkeit.
Papst Franziskus hat den von vielfachen Spaltungen geprägten Irak ermutigt, zu neuem nationalen Zusammenhalt in Vielfalt zu finden. Auf diese Weise könne das von Krieg und Terror gepeinigte Land zu einem Beispiel im Nahen Osten werden.
Die von starken Sicherheitsvorkehrungen begleitete Reise fand in einer sensiblen politischen Umbruchsituation statt. Es war der erste Besuch eines römischen Kirchenoberhaupts in dem Land, dessen uralte Christengemeinde seit Jahren durch Abwanderung schrumpft.
Den politischen und gesellschaftlichen Repräsentanten in Bagdad präsentierte sich Franziskus als „Büßer, der den Himmel und die Brüder um Vergebung bittet für so viel Zerstörung und Grausamkeit“. Er komme „als Pilger des Friedens, im Namen Christi, des Friedensfürsten“, sagte er zum Auftakt im Präsidentenpalast. Faktisch stellte er sich hinter Forderungen nach einem Kurswechsel. Zuletzt gab es Proteste gegen Korruption, Arbeitslosigkeit und Einmischung fremder Mächte. Im Oktober soll es Neuwahlen geben.
Große Symbolkraft
Franziskus machte die „Geschwisterlichkeit aller Menschen“, für die er mit seiner im Herbst veröffentlichten Enzyklika „Fratelli tutti“ warb, zum Leitthema seiner Begegnungen im Irak. Historischen Rang hatte die Begegnung mit Großajatollah Ali al-Sistani, dem angesehensten Geistlichen der schiitischen Bevölkerungsmehrheit im Irak. Der 90-Jährige, der sonst öffentlich kaum in Erscheinung tritt, empfing den Papst in seiner bescheidenen Residenz in Nadschaf. Bis zuletzt war über eine gemeinsame Botschaft spekuliert worden; sie blieb aus. Getrennte Verlautbarungen zu dem 50-minütigen Austausch ließen gegenseitige Wertschätzung und gemeinsame Arbeitsfelder erkennen.
Große symbolische Wirkung hatte auch ein interreligiöses Treffen in Ur, der Heimat des biblischen Stammvaters Abraham. Bei den 4000 Jahre alten Ruinen in der Wüste des Südirak beschwor Franziskus Vertreter aller Glaubensgemeinschaften, jeglichem Hass entgegenzutreten: „Gott ist barmherzig, und die größte Beleidigung und Lästerung ist es, seinen Namen zu entweihen, indem man den Bruder oder die Schwester hasst.“
Abschließend begab er sich in die nördlichen Landesteile, die unter dem Terror des Islamistischen Staats bitter gelitten hatten – allen voran die von ihm oft erwähnten Jesiden und Christen.
Die Abschiedsworte des Kirchenoberhaupts bei einer Messe mit Tausenden Gläubigen im Stadion von Erbil, einem Zufluchtsort für Vertriebene des IS, klangen aufrichtig: „Der Irak wird immer bei mir bleiben, in meinem Herzen.“ (kna)