Donnerstag, 11. März 2021
Corona-Krise trifft Kultur

Das Historische Museum der Pfalz hatte beim ersten Lockdown 2020 alle Projekte um ein Jahr verschoben. (Foto: Historisches Museum der Pfalz/zg)
Speyer: Historisches Museum der Pfalz hofft auf Überwinden der Pandemie
Das Historische Museum der Pfalz gehört zu den wichtigsten Museen seiner Art in Deutschland. Es zählt aber auch zu den Häusern, die einen wesentlichen Teil ihrer Einnahmen erwirtschaften müssen. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagt Museumsdirektor Alexander Schubert, welche Folgen die Corona-Pandemie hat – auch wenn Museen jetzt bei entsprechenden Inzidenzwerten unter Auflagen wieder geöffnet werden können.
Herr Schubert, was macht ein Museumsdirektor, wenn sein Haus Monate geschlossen ist?
Tatsächlich ist die Arbeit nicht weniger geworden. So planen und organisieren wir neue Ausstellungen. Weg fällt die praktische Arbeit mit den Besuchern, aber stattdessen sind sehr viele organisatorische Dinge zu klären.
Zum Beispiel?
Unser Haushalt fußte auf der Erwartung, dass wir Einnahmen haben. Aber das stellt sich nun einmal ohne Besucher anders dar. Wir versuchen, beim Personal den größten Härten entgegenzuwirken. Uns helfen die staatlichen Rettungsschirme.
Ihr Haus muss die Hälfte des Etats selbst stemmen. Andere Museen erhalten mehr Zuschüsse. Warum ist das bei Ihnen anders?
Das hängt damit zusammen, dass das Museum von einer Stiftung öffentlichen Rechts getragen wird, hinter der der Bezirksverband Pfalz, das Land Rheinland-Pfalz, der Historische Verein der Pfalz, die Stadt, das Bistum und die evangelische Landeskirche stehen. Diese Stifter sorgen dafür, dass der laufende Betrieb finanziert wird. Ihre Ausstellungen finanziert die Stiftung selbst.
Laufen Sie jetzt mit dem Bettelstab zu den Stiftern?
So könnte man sich fühlen. Aber vielen anderen geht es wegen der Pandemie noch viel schlechter. Dennoch: Auch wir benötigen Unterstützung und Förderung. Das Land hat beispielsweise geholfen,das Museum corona-gerecht einzurichten. Viel schlimmer sieht es für die Selbstständigen aus, die zum Beispiel davon leben, dass sie Führungen oder Workshops zu unseren Ausstellungen anbieten oder freischaffende Künstler, die im Rahmenprogramm bei uns auftreten.
Sie hatten im Vorjahr rund 100 000 Besucher, in den Jahren davor fast das Doppelte.
Mit „Medicus“ und „Grüffelo“ hatten wir eigentlich Besuchergaranten. Es wäre für uns wahrscheinlich ein sehr gutes Jahr mit weit mehr als 200 000 Besuchern geworden, aber wir mussten beide Ausstellungen zwei Mal schließen. Wir hoffen, dass nach der neuen Öffnung noch einmal viele zur „Medicus“-Schau kommen, bevor Mitte Juni endgültig Schluss ist, weil die Ausstellungsstücke zurück zu den Leihgebern müssen.
Können Sie die Summe beziffern, die Sie verloren haben?
Nein. Teilweise sind Ausgaben weggefallen. Anderes wurde durch Kurzarbeit und Fördermittel kompensiert. Sicher ist aber, dass Corona viel Nerven und Motivation kostet.
Wie geht es weiter?
Die Vorbereitungen für die Sonderausstellung laufen aktuell auf Hochtouren: Ab 9. Mai wollen wir „Rendezvous. Frankreichs Militär in der Pfalz 1945 - 1999“ zeigen, in der es um die Aussöhnung mit dem französischen Nachbarn geht. Die nächste Familien-Ausstellung heißt „Expedition Erde. Im Reich von Maulwurf und Regenwurm“ und thematisiert Umweltfragen. 2022 planen wir eine Landesausstellung zu den Habsburgern. (der pilger)