Donnerstag, 11. März 2021
Entfremdung in der Kirche reicht tief
Ein starkes Signal, das die jüngste Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ausgesandt hat
Das stärkste Signal, das die jüngste Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ausgesandt hat, lautete: Mit Beate Gilles wird erstmals eine Frau Generalsekretärin der Konferenz. Ansonsten steckt die katholische Kirche in Deutschland weiter tief in der Krise. Der Missbrauchsskandal hat enorm viel Glaubwürdigkeit gekostet, und die Kölner Vorgänge um ein nicht veröffentlichtes Missbrauchsgutachten tragen ganz viel dazu bei, dass das auch so bleibt.
Die Bischöfe konnten naturgemäß keine Patentrezepte zur Krisenbewältigung liefern. Bei der Aufklärung und Aufarbeitung des Missbrauchs ist noch auf Jahre hinaus ganz viel zu tun, aber dass Überlegungen, die kirchliche Strafprozessordnung zu ändern, eigene Strafgerichte einzurichten und die Verwaltungsgerichtsbarkeit in der Kirche zu reformieren, weit fortgeschritten sind, verdient Respekt. Trotz aller Unzulänglichkeiten räumen außerdem selbst Kritiker ein: Die katholische Kirche hat in Sachen Prävention schon weit mehr getan als viele andere Institutionen und Verbände. Am Ende hängt allerdings ganz viel davon ab, ob die Verantwortlichen in den einzelnen Bistümern klar benannt und ob auch ganz konkret persönliche Konsequenzen gezogen werden.
Sehr viele Menschen suchen in diesen unsicheren, belastenden Corona-Zeiten nach Halt, Trost und Orientierung, und genau das hat die christliche Osterbotschaft von Leid und Erlösung, Kreuz und Auferstehung in überreichem Maße zu bieten. Die Entfremdung von der Kirche, ja von Gott selbst aber ist so groß, dass das vielen gar nicht bewusst wird. Klar: Die Kirche muss sich verändern und Reformen sind nötig, aber so mancher Protest führt nicht weiter. Zurück zum Kern und nahe bei den Menschen, vor allem bei den Schwächsten: Darin liegt die Zukunft der Kirche. (Gerd Felder)