Mittwoch, 07. Juli 2021
„Kultur des Ehrenamts“ etablieren
Bistum Speyer möchte freiwilliges Engagement durch konkrete Maßnahmen dauerhaft fördern und ausbauen
Vielfalt, Charismenorientierung, Wertschätzung, Verantwortung, Qualifikation, Freiwilligkeit sowie Rechte und Pflichten. Diese sieben Eckpunkte sind die zentralen Bestandteile eines Grundlagenpapiers, das die Rahmenbedingungen für das Ehrenamt im Bistum Speyer beinhaltet. Anfang des Jahres wurde es bei der Diözesanversammlung vorgestellt und verabschiedet (wir berichteten).
Entwickelt hat das Dokument mit dem Titel „Begeistert und berufen – befähigt und begleitet – Eckpunkte für das Zusammenwirken von haupt- und ehrenamtlich Engagierten im Bistum Speyer“ eine Arbeitsgruppe, bestehend aus acht Haupt- und Ehrenamtlichen aus unterschiedlichen Bereichen der Diözese.
Auf der Webseite des Bistums Speyer sind in einem eigenen Bereich unter www.bistum-speyer.de/ehrenamt das Ehrenamtspapier und seine Eckpunkte dargestellt und erläutert. Darüber hinaus können freiwillig Engagierte auf der digitalen Plattform gebündelte Informationen und Angebote finden.
Doch bei dem Papier soll es nicht bleiben. Nun gehe es darum, es umzusetzen, unterstreicht Dr. Thomas Kiefer, Leiter der Abteilung Seelsorge in Pfarrei und Lebensräumen im Bischöflichen Ordinariat Speyer. „Notwendige Voraussetzung ist die Etablierung einer ,Kultur des Ehrenamts‘ im Bistum.“ Um dies zu erreichen, müsse das Ehrenamtspapier zunächst einmal mittels Öffentlichkeitsarbeit bekannt gemacht und in die Räte und sonstigen Gremien im Bistum eingespeist werden, damit diese sich damit beschäftigen. Auf diese Weise könne eine Haltungsänderung in Bezug auf das Ehrenamt sowohl bei den Haupt- als auch bei den Ehrenamtlichen und potentiell freiwillig Engagierten erzielt werden, ist Kiefer überzeugt. „Darüber hinaus sind Events etwa am Tag des Ehrenamts, der am 5. Dezember dieses Jahres begangen wird, denkbar sowie die Verlinkung der Ehrenamtsseite mit den Webseiten der Pfarreien.“ Und nicht zuletzt sei es durchaus sinnvoll, eine Anlaufstelle fürs Ehrenamt zu installieren und sogenannte Lernpaten ins Leben zu rufen, die Kandidaten für das Ehrenamt beraten und begleiten.
Diese und weitere Ideen und Konzepte zur Umsetzung des Ehrenamtspapiers können nur realisiert werden, wenn es Menschen gibt, die dafür verantwortlich sind. Eine Fachgruppe Ehrenamt, die sich aus Referenten verschiedener Bereiche des Seelsorgeamtes und der Erwachsenenbildung im Bischöflichen Ordinariat sowie des Caritasverbandes zusammensetzt, soll diese Aufgabe übernehmen und das Thema freiwilliges Engagement weiter vorantreiben. Sie nimmt ihre Arbeit voraussichtlich im Herbst auf.
Ein zweites Gremium ist nicht nur nach Ansicht von Thomas Kiefer, sondern auch nach den Vorstellungen des Hauptausschusses der Diözesanversammlung notwendig, um eine Anbindung an das Ehrenamt zu gewährleisten: ein Sachausschuss Ehrenamt in der Diözesanversammlung. Die Bildung eines solchen „Diözesanausschusses“, der sich mit einem bestimmten Thema beschäftigt, sieht die Satzung der Diözesanversammlung ausdrücklich vor. Dieser soll die Vorschläge der Fachgruppe entgegennehmen, korrigieren, eventuell zurückweisen und beschließen. „Dabei ist es auch möglich, dass sich der Sachausschuss von Experten aus der Fachgruppe beraten lässt“, stellt Kiefer klar.
Dass die Fachgruppe und der Sachausschuss miteinander auf Augenhöhe arbeiten, steht nicht nur für den Diplom-Theologen außer Frage, sondern auch für Gabriele Kemper. Die Vorsitzende der Diözesanversammlung gehört auch dem Hauptausschuss des synodalen Gremiums an. Dieser wird bei der Diözesanversammlung am 27. November im Heinrich Pesch Haus in Ludwigshafen, bei der das Thema Ehrenamt im Mittelpunkt steht, die Bildung eines Sachausschusses Ehrenamt vorschlagen. Bei einem positiven Votum der Versammlung geht Gabriele Kemper davon aus, „dass der Ausschuss im Jahr 2022 ins Arbeiten kommt“. Dieser könne sich dann auch mit dem Thema Kostenerstattung beschäftigen, das sich derzeit noch in der Diskussion befindet.
Nach den Vorstellungen der Pfarreiratsvorsitzenden von Heiliger Theodard Rülzheim sollten in der Arbeitsgruppe sowohl Haupt- als auch Ehrenamtliche aus der Diözesanversammlung vertreten sein, etwa aus dem Katholikenrat, dem Priesterrat und den Berufsgruppen wie Pastoral- oder Gemeindereferenten. „Es können aber auch Frauen und Männer berufen werden, die dem Gremium nicht angehören.“
Was die Eckpunkte des Ehrenamtspapiers betrifft, so müssten diese nach Ansicht von Gabriele Kemper noch genauer in Augenschein genommen und klarer definiert werden. „Wie sieht etwa ein wertschätzender Umgang in der Praxis aus? Was kann man sich darunter konkret vorstellen?“ Diese und andere Fragen möchte die Vorsitzende der Diözesanversammlung gerne beantwortet wissen. „Ich denke, dass es dazu notwendig sein wird, für den einen oder anderen Ehrenamtspunkt Standards festzulegen. Da gibt es noch viel zu tun.“ (pede)