Freitag, 20. August 2021
Wir dürfen uns nicht lähmen lassen

Auch wenn die Bilder von Klimakatastrophen wie Waldbränden erschreckend sind, sollten wir nicht außer Acht lassen, dass sich viele Menschen für Klimaschutz einsetzen, sagt Pater Christoph Gerhard. (Foto: imago/NurPhoto, Future Image)
Der Klimawandel bedroht die Erde. Wie können wir mit den Sorgen, die uns die Zukunft macht, umgehen?
Die Flutkatastrophe in Deutschland, die Hitzewelle im Mittelmeerraum: Plötzlich wirkt der Klimawandel so nah wie selten zu vor. Diese Entwicklungen machen Angst. Wie können wir damit umgehen? Pater Christoph Gerhard von der Abtei Münsterschwarzach sagt: Indem wir da hinschauen, wo gehandelt wird.
Vor kurzem hat Pater Christoph Gerhard die Auswirkungen des Klimawandels selbst zu spüren bekommen. Der Benediktiner lebt in der Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg, wo starke Regenfälle Mitte Juli wie in anderen Teilen des Landes zu Hochwasser führten. „Die Abteifeuerwehr ist die ganze Nacht ausgerückt und hat Keller leergepumpt – teilweise stand das Wasser bis ins Erdgeschoss“, erzählt Gerhard. Auch die Krypta der Abtei lief dreimal voll. „Diese Entwicklungen kommen früher als befürchtet – das macht mir schon Sorgen“, sagt Gerhard, der sich in Münsterschwarzach um die nachhaltigen Energieprojekte des Klosters kümmert. Der Klimawandel beschäftigt ihn seit langem. Die steigende CO2-Messkurve hat er während seines Elektrotechnikstudiums vor 40 Jahren zum ersten Mal gesehen. „Die verhieß schon damals nichts Gutes.“
Doch nun prognostiziert der jüngste Bericht des Weltklimarats sogar, dass die globale Mitteltemperatur schon bis 2030 um 1,5 Grad steigen könnte. Extremwetterereignisse wie Hochwasser oder Waldbrände, wie sie gerade in der Türkei und Griechenland wüten, könnten infolgedessen zunehmen. Diese Entwicklungen sind bedrohlich – und sie machen Angst.
„Gott ist keine Versicherung, die mich vor allem schützt“
Wie schaffe ich es da, angesichts der Klimakrise nicht komplett in Pessimismus zu verfallen und die Rettung der Erde als vergeblich abzuschreiben? Und wie kann ich mit Zukunftsängsten umzugehen: In welcher Welt werden meine Kinder und Enkel leben? Werde auch ich von Flutkatastrophen und Hitzewellen betroffen sein? Ist mein Zuhause sicher?
Pater Gerhard kennt diese Fragen – er spricht allerdings auch oft mit Menschen, die sich einreden, dass die Krise sie nicht betrifft. „Es bringt nichts, es zu verdrängen“, sagt er. Was aber auch nichts bringe: Sich von der Angst vor dem Klimawandel lähmen zu lassen. „Unseren Sorgen begegnen wir am besten, indem wir die Ärmel hochkrempeln.“
Pater Gerhard empfiehlt allen, denen die Klimakrise Angst macht, nicht nur dahin zu schauen, wo Katastrophen hereinbrechen, sondern auch dahin, wo Menschen handeln und zum Beispiel in ihrem Ort Projekte für den Klimaschutz vorantreiben. Und er rät dazu, auch zu schauen, was man selbst dazu beitragen kann, den Klimawandel zu bekämpfen – und wenn es kleine Schritte sind. „Ein Beginn wäre es, den eigenen Energiebedarf anzuschauen: Was kann ich vielleicht auch mit wenig finanziellen Mitteln tun, um meine CO2-Bilanz zu verbessern?“
Und es gibt noch etwas, das dem Benediktiner dabei hilft, mit seinen Sorgen umzugehen, sagt er: sein Glaube. Wobei er betont: „Für mich ist Gott keine Versicherung, die mich vor allem schützt, sondern Gott ist in allem Unglück, das mich trifft, da.“ Gott allein wird die Klimakrise nicht für uns lösen, sagt Pater Gerhard: „Aber wir müssen im Vertrauen auf ihn handeln.“ Sandra Röseler