Mittwoch, 13. Oktober 2021
Eine Kirche, die anders ist

Wünscht sich eine mutige und engagierte Kirche: Papst Franziskus während des Eröffnungsgottesdienstes zur Weltsynode (Foto: kna/Stefano Spaziani)
Papst Franziskus hat den weltweiten synodalen Weg eröffnet
Eine bessere Umgangskultur in der Kirche – das wünscht sich Papst Franziskus am Ende der Weltsynode in zwei Jahren. Auf dem Weg zu diesem Ziel soll es Gebet, Beratung und Bibellesung geben – aber keine Abstimmungen über konkrete Themen.
Ein Gottesdienst, eine kurze Besinnung und erste Gruppengespräche: Am vergangenen Wochenende hat im Vatikan der synodale Weg der Weltkirche begonnen. Papst Franziskus rief dabei die Kirche zu Einheit, Mut und Engagement auf.
Es gehe darum, sich dorthin führen zu lassen, „wohin Gott will, und nicht, wohin uns unsere Ideen und unsere persönlichen Vorlieben bringen würden“, warnte Franziskus. Der Prozess solle „nicht eine andere Kirche“ ergeben, sondern eine Kirche, „die anders ist“, die sich unterscheidet, so das Kirchenoberhaupt.
An Äußerungen wie diesen zeigt sich die Ambivalenz des Projekts Weltsynode: Versinkt es in hehren Wünschen und theologischen Phrasen oder ermöglicht es tatsächlich eine bessere Umgangskultur in der Kirche? Die bestünde darin, mehr aufeinander zu hören, besonders auf jene, die sonst kaum zu Wort kommen.
Die synodalen Aufbrüche – weltweit wie auch in einzelnen Ländern – stehen vor einer doppelten Schwierigkeit. Erstens fragt sich: Wie motiviert man Menschen, die entweder überarbeitet sind, desillusioniert, desinteressiert oder argwöhnisch? Zweitens stoßen sehr unterschiedliche Herangehensweisen aufeinander.
„Eine Synode ist kein Parlament, keine Meinungsumfrage“
Vielerorts geht es sofort um konkrete Themen und Fragestellungen, etwa beim Synodalen Weg in Deutschland. Der Papst und das von Kurienkardinal Mario Grech geleitete Synodensekretariat hingegen wollen, dass katholische Christen erst einmal einen neuen, synodalen Umgangsstil entwickeln und so erkennen, was sich ändern muss.
Gefragt sind bei der Weltsynode Gebet, Beratung, Bibellesung, geistliche Unterscheidung und Konsens. Nicht gefragt sind Mehrheitsentscheidungen. Papst Franziskus betonte bei der Eröffnung des Projekts: „Eine Synode ist kein Parlament, keine Meinungsumfrage.“ Wichtigster Akteur sei der Heilige Geist; „ohne ihn gibt es keine Synode“, sagte der Papst. Kardinal Grech sagte, der Heilige Geist setze auf Harmonie und Übereinstimmung. Er hoffe, „dass wir eines Tages viel weniger von Stimmrechten und Abstimmungen abhängen“.
Die Synodenpapiere machen nur wenige klare thematische Vorgaben für die Arbeit. Diskussionsideen sind etwa: Bewusstsein für kirchliche Traditionen entwickeln, Vielfalt der Talente von Menschen anerkennen und nutzen, mehr Teilhabe an Verantwortung, Macht und Verantwortung in der Kirche prüfen, eventuelle Änderung von Strukturen, als Christen glaubwürdige und verlässliche Partner in der Gesellschaft sein.
In den deutschen Bistümern und Ordensgemeinschaften wird der weltweite synodale Weg an diesem Wochenende mit Gottesdiensten eröffnet. Ein gutes halbes Jahr sollen dann Gespräche auf diözesaner Ebene geführt werden, nach einer Auswertung startet der Dialog auf kontinentaler Ebene, ehe nach einer erneuten Auswertung im Oktober 2023 die Vollversammlung der Bischofssynode in Rom tagen wird.
Kardinal Grech stellte schon jetzt in Aussicht, das Abschlussdokument der Vollversammlung werde nicht nur dem Papst, sondern allen Bischöfen und Ordensoberen zur Verfügung gestellt. Da der gemeinsame Weg bei ihnen beginnt, sollten auch sie dieses Ergebnis erhalten, um damit weiterzuarbeiten.kna