Dienstag, 07. Juni 2022
So wunderbar beruhigend
Von fleißigen Bienen und einem Kaplan mit einem schönen Hobby
Wenn der Pirmasenser Kaplan Thomas Ott (rechts im Bild) zu seinen Bienenvölkern fährt, kann er richtig abschalten und alles um sich herum vergessen. Dann ist er ganz konzentriert bei der Sache, ganz im Hier und Jetzt. Ein wunderbares Hobby, findet er, das viel mit einem selbst macht.
Zum Imkern ist Thomas Ott an seiner ersten Kaplansstelle in Waldsee gekommen. „Mein Bürofenster ging zum Garten hinaus, wo Dekan Aschenberger seine Bienenstöcke stehen hat“, erzählt Ott. „Wenn ich mal Luft schnappen wollte, bin ich zu den Bienen gegangen. Es ist so beruhigend, das Summen zu hören und das arbeitsame Treiben zu beobachten.“
Dekan Frank Aschenberger (links im Bild) freute sich über das Interesse des Kaplans an den Bienen, stattete ihn kurzerhand mit einem Imkeranzug aus und wies ihn in die Kunst der Imkerei ein. Als die Kaplanszeit in Waldsee 2020 zu Ende ging, bekam Ott eine Grundausstattung für sein neues Hobby zum Abschied geschenkt. Im nächsten Frühling trafen dann zwei Bienenvölker von Dekan Aschenberger in Waldmohr ein, wo Ott die Bienen im Garten seiner Eltern stehen hat. Er denkt aber schon darüber nach, in Pirmasens einen zweiten Bienenstandort zu machen. Einen Ableger – also ein neues Bienenvolk – hat Ott schon gebildet.
Dass der Mai 2021 ziemlich verregnet war, wäre Thomas Ott in normalen Jahren wohl kaum bemerkenswert erschienen. „Ich hätte halt gedacht, es regnet“, sagt er. Doch nun begann er sich Sorgen zu machen, dass seine Bienen genug Futter finden. Sie haben es geschafft, auch wenn sie das bisschen Honig, das sie in den Tagen ohne Regen einbringen konnten, selbst wieder verzehrt haben. „Seit ich Bienen habe, nehme ich das Wetter und die Natur ganz anders wahr“, erzählt er. Inzwischen kennt er die Blütezeit der Pflanzen. Wenn die Weiden blühen, fliegen die Bienen, mit der Kirschblüte beginnen die Völker richtig stark zu werden.
Viel hat Thomas Ott sich über die Imkerei in Büchern angelesen, gelegentlich besucht er seinen Imkervater Dekan Aschenberger in Waldsee zum Austausch über das gemeinsame Hobby. Immer wieder erlebt er dabei den einen oder anderen Aha-Effekt. „Ich habe nicht gewusst, dass etwa 80 Prozent der Pflanzen von Bienen bestäubt werden. Sogar Zwiebeln brauchen Bienen“, erklärt er.
Schön findet der Kaplan, dass das Bewusstsein für die Imkerei und damit auch für die Natur, bei jungen Menschen in den letzten Jahren gewachsen ist. Er freut sich, dass es zum Beispiel in der Sommerwaldgrundschule in Pirmasens eine Imker-AG gibt und auch an einem Gymnasium geimkert wird.
Im vergangenen Jahr war die Honigernte aufgrund des verregneten Frühsommers nicht so groß, doch Kaplan Ott freut sich über jedes Glas. Gerne macht er jemandem mit einem Glas Honig ein ganz persönliches Geschenk, denn er weiß, wie viel Arbeit die Bienen und auch er dafür investiert haben.