Mittwoch, 08. Februar 2023
„Du darfst nicht so empfindlich sein“
Priester der Weltkirche tauschten sich über Rassismus und Diskriminierung aus
Schon seit langem werden im Bistum Speyer Priester aus der Weltkirche eingesetzt. Anfangs geschah dies eher vereinzelt, doch in den letzten Jahren stieg die Zahl kontinuierlich an, so dass sie nun den Pfarreialltag jeder zweiten Pfarrei mitgestalten.
Dass Priester aus verschiedenen Regionen Indiens oder einem afrikanischen Land im Bistum als Seelsorger wirken, sollte eigentlich ein selbstverständlicher Ausdruck der Katholizität unserer Kirche sein – katholisch heißt ja (welt-)umfassend. Doch der ehrliche Blick zeigt, dass es in der Realität nicht ganz so einfach ist. Hier und da gibt es Vorbehalte und Vorurteile bis hin zu Ablehnung und Anfeindung. Weil dies aber nicht so recht zu unserer nach außen hin verkündeten Geschwisterlichkeit und Nächstenliebe passt, wird darüber nicht offen geredet, vieles versteckt. Zudem geschieht vieles heimlich und in Grauzonen.
Vor diesem Hintergrund organisierte die Abteilung Personalförderung im Bischöflichen Ordinariat auf Anregung von und in enger Abstimmung mit dem Arbeitskreis „Antirassismus und Diversität“ am 24. Januar im Priesterseminar in Speyer einen geschützten Gesprächsraum zum Austausch über solche Erfahrungen der Ausgrenzung, Abwertung und rassistisch motivierten Diskriminierung. Als Moderator und Gesprächsleiter wurde dafür aus Köln Regens Regamy Thillainathan gewonnen, dessen Eltern aus Sri Lanka stammen. Er selbst wurde in Deutschland geboren und musste selbst schon diskriminierende Erfahrungen machen.
Die Gruppe konnte hinter verschlossenen Türen in sehr persönlichen Gesprächen ihre Erfahrungen zusammentragen. Dabei stellte sich heraus, dass sich – leider – auch in vielen Pfarreien der Diözese Speyer versteckt Rassismus und Diskriminierung ereignen und diese mit „Rechtfertigungsstrategien“ klein- oder gar weggeredet werden. „Du darfst nicht so empfindlich sein, das war doch nicht so gemeint“ oder „Das war doch nur ein Scherz!“, sind beispielsweise Äußerungen, die die Betroffenen immer wieder zu hören bekommen. Eine andere Strategie ist die des „Gegenangriffs“, etwa wenn behauptet wird, dass ein Priester ja „nur des Geldes wegen hier ist“.
Die Priester der Weltkirche bedauerten, dass auf diese Weise ehrliche und offene Gespräche verhindert würden. Die versteckten Vorbehalte erschwerten zudem den Austausch über die Bereicherungen, die von ihnen eingebracht werden könnten, weil sie aus Kulturen kämen, in denen der gemeinsame Glaube anders gelebt werde. Stattdessen werde dieser andere Ausdruck des Glaubens abgewertet und damit übersehen, dass katholische Kirche nicht mit der deutschen Kirche gleichzusetzen sei.
Es gibt noch sehr viel Gesprächsbedarf, lautete das Fazit am Ende des Tages. Mit dem Austausch wurde ein Anfang gemacht. Die Priester aus der Weltkirche hoffen auf eine Fortsetzung dieses Gesprächs.(zg)