Donnerstag, 09. März 2023
Größtes Projekt in der Firmengeschichte

Blick aus der Vogelperspektive auf das komplette Projekt „Wohnen am Priesterseminar“. Quelle: Gemeinnütziges Siedlungswerk
Sieben Jahre hat es gedauert von der Planung bis zur Realisierung des größten Bauprojekts in der fast 75-jährigen Geschichte der Gemeinnützigen Siedlungswerk Speyer GmbH. Am 9. März wurde das jüngste Gebäude des Viertels „Wohnen am Priesterseminar“ in der Domstadt seiner Bestimmung übergeben und von Generalvikar Markus Magin gesegnet. Damit fand die gesamte Maßnahme in unmittelbarer Nachbarschaft des Priester- und Pastoralseminars St. German und des Karmelklosters ihren Abschluss.
Auf einer Grundstücksfläche von 23 000 Quadratmetern entstand ein Mix aus Doppel- und Mehrfamilienhäusern – insgesamt 206 Wohneinheiten, wobei die Höhe der Gebäude mit Wohnungen und Tiefgaragen auf drei Vollgeschosse und ein Penthouse begrenzt ist. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf etwa 55 Millionen Euro. Erster Spatenstich war im Sommer 2018. Los ging es mit dem Bau von 16 unterkellerten Doppelhaushälften mit Grundflächen von 146, 161 und 176 Quadratmetern. Der Kaufpreis pro Quadratmeter betrug im Schnitt 3 300 Euro. Zu den Anwesen gehören jeweils eine Garage und ein Garten. Verkauft wurde an Familien. „Zunächst gab es 280 Interessenten“, blickt Thomas Andres, Technischer Leiter und Prokurist beim Siedlungswerk, zurück. Am Ende seien es 85 Bewerber gewesen. Die Käufer wurden anhand von Kriterien mittels eines Punktesystems ermittelt. Dazu zählten unter anderen der Hauptwohnsitz und der Arbeitsplatz in der Domstadt, die Anzahl der Kinder sowie behinderte und pflegebedürftige Angehörige. Pro Kind gab es einen Preisnachlass von 2 500 Euro. „40 Kinder wohnen in den Reihenhäusern, im Schnitt drei pro Einheit“, betont Andres.
Wert gelegt wurde – wie bei allen weiteren Gebäuden des Projekts – auf eine ökologische Bauweise. So entsprechen die Häuser energetisch dem neuesten Stand. Zudem erhielten sie ein begrüntes Flachdach, „damit der Regen aufgefangen wird und wieder verdunsten kann“. Dies sei ebenso gut für das Klima wie die mineralisch gedämmten Fassaden und der Fernwärmeanschluss. Ein besonderes Augenmerk liegt zudem auf der weitestgehend barrierefreien Ausstattung.
74 Eigentumswohnungen in unterschiedlichen Größen zur Eigennutzung oder als Kapitalanlage, verteilt auf vier Gebäude, gehören zu einem weiteren Bauabschnitt. Sie wurden ebenfalls im Schnitt für 3 300 Euro pro Quadratmeter veräußert. Etwas mehr als die Hälfte sämtlicher Wohneinheiten entfallen auf Zwei- bis Vier-Zimmer-Mietwohnungen. 59, untergebracht in drei Gebäuden, verbleiben im Mietwohnungsbestand des kirchlichen Bauunternehmens. Darunter befinden sich 20 öffentlich geförderte Sozialwohnungen mit einem Quadratmeter-Mietpreis von 7,40 Euro. Im Gegensatz dazu zahlen Mieter in den restlichen Wohnungen im Schnitt zehn bis elf Euro pro Quadratmeter. „Damit liegen wir zehn Prozent unter dem Marktpreis für vergleichbare Vermietungsobjekte“, bekräftigt der Geschäftsführer des Gemeinnützigen Siedlungswerks, Christian Rohatyn. Ein weiteres Mehrfamilienhaus mit 30 Mietwohnungen ist in das Eigentum der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Speyer übergegangen.
Darüber hinaus verkaufte das Siedlungswerk ein Grundstück an einen Hausarzt aus der Region, der auf dem Areal ein ärztliches Versorgungszentrum mit Apotheke realisiert hat. Das jüngste Objekt, das zwischen November 2021 und Februar 2023 entstanden und mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet ist, befindet sich gleich neben dem Ärztehaus. Es beherbergt im oberen Bereich acht Mietwohnungen des Siedlungswerks.
Mix aus Wohnen und Betreuung
Im Erd- und ersten Obergeschoss hat der Caritasverband für die Diözese Speyer ein Konzept mit Vorzeigecharakter verwirklicht: Es beinhaltet verschiedene Wohn- und Veranstaltungsräume mit einem vielfältigen Betreuungsangebot für Senioren und Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Eines der Herzstücke ist eine Wohn-Pflegegruppe mit zwölf barrierefreien und rollstuhlgerechten Einheiten für Menschen ab 18 Jahren mit einem Pflegegrad. Jeder Bewohner verfügt über ein eigenes Zimmer mit Bad. Räume wie Küche und Essbereich werden gemeinsam genutzt. Präsenzkräfte übernehmen die Betreuung und gestalten mit den Bewohnern den Alltag.
Unterstützung erhalten sie zudem aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Denn die Mieter von fünf weiteren barrierefreien Ein-Zimmer-Wohnungen, die die „Wohngemeinschaft Plus“ bilden, verpflichten sich per Mietvertrag, sich sozial zu engagieren, in dem sie die Menschen in der Wohn-Pflegegruppe in ihrem alltäglichen Leben unter die Arme greifen. Im Gegenzug zahlen sie eine vergünstigte Miete von etwas mehr als sechs Euro pro Quadratmeter.
Zwei voll möblierte Ein-Zimmer-Wohnungen für die Kurzzeit- und Verhinderungspflege, ein Begegnungs- und Veranstaltungsraum mit Küche für Feste, private Feiern, Vorträge oder sonstige gemeinschaftliche Begegnungen ergänzen die Angebotspalette der Caritas. Zudem lädt ein großer Terrassenbereich zum Verweilen ein. Und nicht zuletzt beherbergt ein zentrales Büro Beratungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen wie etwa Menschen mit Behinderungen.
Timo Kittler, Geschäftsbereichsleiter für die Altenhilfe beim Diözesan-Caritasverband, ist der Vater des ersten Kooperationsprojekts zwischen dem Siedlungswerk und der Caritas im Bistum. Er hat es vor fünf Jahren entwickelt und viel Herzblut hineingesteckt. „Das Konzept“, so seine Überzeugung, „kann auch als Blaupause für den ländlichen Raum dienen.“
Siedlungswerk-Geschäftsführer Christian Rohatyn zeigt sich von dem gesamten Viertel begeistert. „Es handelt sich bei dem ,Leuchtturmprojekt‘ um ein tolles Wohnquartier in ruhiger Lage, das 600 bis 650 Menschen Heimat gibt.“ Aufgrund des Kaufs der Flächen von Priesterseminar und Karmelkloster sei auf kirchlichen Grundstücken bezahlbarer Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen entstanden. Damit erfülle das Siedlungswerk einen christlichen Auftrag. „Wer in diesem Gebiet auf die Welt kommt, hat alle Möglichkeiten, dort auch alt zu werden.“ (pede)