Mittwoch, 31. Mai 2023
Kirchen erleben

Kirchenkunstexpertin Birgit Weindl in ihrer Heimatkirche, der Stiftskirche in Kaiserslautern. (Foto: Friederike Jung)
Tipps zur Kirchenführerausbildung und zum Erkunden auf eigene Faust
Sie machen Kirchenräume außerhalb von Gottesdiensten erlebbar, vermitteln Grundlagen und Besonderheiten. Wie sie das am besten tun, erarbeiten Kirchenführer in einer Ausbildung bei Birgit Weindl, Beauftragte für Kunst und Kirche der Evangelischen Kirche der Pfalz und angedockt an die Projektstelle Kunst und Kirche bei der Evangelischen Arbeitsstelle für Bildung und Gesellschaft in Kaiserslautern. Professionelle Kirchenführungen erlernen sich nicht auf die Schnelle. „Die Ausbildung erstreckt sich über 15 Monate und 120 Stunden à 45 Minuten“, sagt Birgit Weindl. „Dazu gehören Wochenendseminare und Exkursionen.“ Schließlich geht es darum, sich mit Grundlagenwissen in Theologie, Pädagogik, Ästhetik und Rhetorik vertraut zu machen. „Abschließend stellt jeder sein Wissen, meist in seiner Heimatkirche, in einer Probeführung unter Beweis und bekommt von der Gruppe ein Feedback.“ In der Ausbildung, die vom Bundesverband Kirchenpädagogik e.V. anerkannt ist und seit 2017 ökumenisch erfolgt, erfahren die Teilnehmenden, wie sie die Raumsprache einer Kirche wahrnehmen und verstehen.
Bei all dem Erlernten sei es aber wichtig, die Menschen bei einer Führung nicht mit Informationen zu überfrachten, sondern Schwerpunkte zu setzen und auf bestimmte Aspekte oder Außergewöhnliches einzugehen. Zudem sollte die Führung eine Struktur haben und in bestimmten Phasen erfolgen. „Es ist außerdem gut, die Leute dazu anzuregen, selbst einiges zu entdecken“, sagt Birgit Weindl.
„Das gilt auch für Besucher, die eine Kirche ohne Führung besichtigen. Man kann um die Kirche herum gehen und schauen, was außen auffällt. Sind unterschiedliche Bauabschnitte oder Stil-
epochen sichtbar? Und was könnte das aussagen? Wie ist der erste Eindruck? Woran lässt sich erkennen, dass es ein Haus Gottes ist? Auch Türen verraten manches, wenn man beobachtet, wer durch welchen Eingang die Kirche betritt.“ Außerdem hätten Türen immer eine Botschaft, mittels Ornamentik, Flankierungen von Figuren oder Tieren, Art und Gestalt der Türgriffe, wie etwa an der evangelischen Stiftskirche in Kaiserslautern, in der sich Brigit Weindl zu Hause fühlt. Hier hat der Bildhauer Richard Menges, ein Sohn der Stadt, die zwölf Apostel-Türgriffe geschaffen.
Kirchen seien Orientierungsräume.„Sie zeigen architektonisch, wo es lang geht. Eine Kirche lässt sich in einem Rundgang erkunden. Alternativ sucht man sich einen Platz, an dem man sich wohlfühlt und lässt den Raum auf sich wirken, oder man nimmt eine besondere Ecke in den Blick.“
Info: Im Vorfeld der nächsten Kirchenführer-Ausbildung, die ca. 800 Euro kostet, können sich Interessierte an einem kostenlosen Schnuppertag Mitte November dieses Jahres über alles Wichtige informieren. (Birgit Weindl)