Dienstag, 21. Oktober 2025
Singen vor einem Millionenpublikum

In ihrem normalen Leben arbeitet Joelisa Andre als Heilerziehungspflegerin im Caritas-Förderzentrum St. Johannes & St. Michael. Sie liebt ihre Arbeit und die KundInnen sind begeistert von ihrer Ausstrahlung.


Heilerziehungspflegerin Joelisa Andre überzeugt bei „The Voice of Germany“
Ludwigshafen. Joelisa Andre hat eine Stimme die Gänsehaut erzeugt. Sie ist derzeit beim Talentwettbewerb „The Voice of Germany“ im Fernsehen zu sehen. Musik ist die große Leidenschaft der jungen Heilerziehungspflegerin des Caritas-Förderzentrums St. Johannes & St. Michael in Ludwigshafen. Manchmal singt sie auch für ihre Kundinnen und Kunden.
Wenn Joelisa Serwah Andre mit ihrer dunklen ausdrucksstarken Stimme zu singen beginnt, wird es den Zuhörern warm ums Herz. Die Kundinnen und Kunden, sowie die Mitarbeitenden des Caritas-Förderzentrums St. Johannes & St. Michael in Ludwigshafen wissen das spätestens seit dem Sommerfest des Förderzentrums, bei dem die junge Frau für sie gesungen hat. Aber eigentlich, so sagt sie, singt sie gar nicht so gerne vor vielen Menschen. Eigentlich, aber inzwischen ist die 24-jährige Heilerziehungspflegerin einem Millionenpublikum bekannt.
Bei dem Talentwettbewerb „The Voice of Germany“ haben sich in der ersten Runde, den „Blind Auditions“ gleich drei der vier Coaches darum gerissen, Joelisa Andre in ihr Team aufnehmen zu dürfen. Wie es weiter geht und ob sie im Wettbewerb eine Runde weitergekommen ist, wird am 23. Oktober auf Pro Sieben zu sehen sein. Dann werden die Battles ausgetragen, in denen die Teilnehmer gegen andere antreten. Wenn sie gewinnt, geht es in der nächsten Stufe in die Teamfights. Joelisa Andre weiß es natürlich schon, denn diese Runden wurden aufgezeichnet, aber sie lächelt und schweigt.
„Ich singe schon mein Leben lang, ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, wann ich damit angefangen habe. Das muss ich wohl von meiner Oma haben, sie hat auch gesungen und einen Chor geleitet“, weiß sie aus Erzählungen ihrer Mutter über die Großmutter, die in Ghana blieb, als Joelisa Andres Eltern vor Jahrzehnten nach Deutschland kamen. Rhythmus hätten in ihrer Familie alle im Blut, der Bruder könne auch gut tanzen, aber sie sei die Einzige, die gut singen könne. Mit 15 oder 16 hat sie in der städtischen Musikschule in ihrer Heimatstadt Ludwigshafen Gesangsunterricht genommen und kam so zur Musikbühne Adjam des Jugendtheaters Ludwigshafen.
Einer ihrer Arbeitskollegen hat sie beim Wettbewerb „The Voice of Germany“ angemeldet. „Er hat es mir erst fünf Tage vor dem Casting erzählt“, berichtete Joelisa Andre. Ermutigt vom Bruder und vom Freund, die Chance zu nutzen, ist sie also zum Casting nach Berlin gefahren und ist in eine andere Welt eingetaucht. „Es waren viele Leute da und es war sehr, sehr laut, denn viele musste sich einsingen“, erinnert sie sich. Aber es sei ein sehr schönes, beruhigendes Gefühl gewesen und habe gegen die Nervosität geholfen, die sie vor den Auftritten verspürt.
Sie wurde zu den „Blind Auditions“ eingeladen, reiste wieder nach Berlin, überzeugte die Juroren und es ging weiter. Ende bis jetzt offen. Doch so sehr ihr der Wettbewerb auch Spaß gemacht hat, eine Karriere als Künstlerin kann sie sich eher nicht vorstellen. Zu unsicher und zu wenig planbar sei so ein Leben. Zwischendurch mal kleinere Auftritte genügen ihr, so wie auf Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder dem Neujahrsempfang der Stadt Ludwigshafen. Ihren Lebensunterhalt verdient sie lieber als Heilerziehungspflegerin. Ein Job, der ihr viel Freude macht, aber unter dem sie sich anfangs gar nicht viel vorstellen konnte.
Nach dem Fachabi hat Joelisa Andre erst mal ein bisschen gejobbt und sich Gedanken gemacht, welche Ausbildung sie machen könnte. Es sollte etwas mit Menschen zu tun haben, das war ihr klar. „Ich habe schon immer gerne mit Menschen gearbeitet. In unserer Gemeinde, der Gethsemane Prayer Mission, bin in ich für die Kindergruppe zuständig. Das macht mir viel Spaß“, erzählt sie. Sie findet es spannend, andere Persönlichkeiten kennenzulernen und auch von ihnen zu lernen. Sie liebt es, Menschen zu unterstützen und ihnen eine Freude zu machen. Über ihre Mutter bekam sie Kontakt zum Caritas-Förderzentrum St. Johannes & St. Michael. Von der damaligen Leiterin des Förderzentrums bekam sie den Tipp, die Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin zu machen. „Ich musste erst mal googeln, weil ich nicht wusste, was das ist“, gibt Joelisa Andre lachend zu. Letztlich war es aber genau das, was ihr Spaß macht, und sie liebt ihren Job. Die Ausbildung hat sie jetzt beendet und arbeitet im Moment in der Tüftlerwerkstatt der Tagesförderstätte. Die Einrichtung, zu der unter anderem auch eine Holzwerkstatt, eine Lernküche und mehrere Funktionsräume gehören, wird von Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen besucht. Einige wohnen im Haus, andere kommen von Extern. „Wir unterstützen unsere Kundinnen und Kunden, ihren Tag zu strukturieren“, erklärt die junge Frau. In der Tüftlerwerkstatt werden zum Beispiel Elektrogeräte auseinandergebaut und sortiert. Manches kommt zum Wertstoffhof, anderes wird zu Neuem verarbeitet. Die vielen schönen Kunstwerke in der Tagesförderstätte zeugen von der Kreativität dabei. „Die Leute, die zu uns kommen, sind so offen und humorvoll. Es ist so schön zu sehen, wie sich die Leute hier entwickeln“, berichtet Joelisa Andre. „Ich finde es auch toll, zu sehen, wie die Kollegen sich für Kunden reinhängen und gefühlt Berge versetzen, um ihnen Teilhabe zu ermöglichen. Wir gehen mit ihnen auch in die Stadt, machen Ausflüge.“ Es sei schön zu sehen, dass Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen hier nicht auf ihre Erkrankung reduziert würden.
Natürlich singt sie auch gerne mit den Kundinnen und Kunden, wenn es sich anbietet, und schließt sich der Singgruppe an. „Ich habe auch schon im Wohnbereich mit Kunden Musik gehört, getanzt und gesungen“, erzählt sie. Manchmal spielt sie ihnen Musik ihrer eigenen Altersgruppe vor, singt auch mal Lieder aus Ghana, meist hört und singt sie die Lieder aus der Altersgruppe der Kunden und Kundinnen. „Griechischer Wein“ und Wolfgang Petrys „Wahnsinn“ hört sie inzwischen auch gern.
Text und Fotos: Dr. Christine Kraus für den Caritasverband für die Diözese Speyer, Promo-Foto: André Kowalski für ProSieben und Sat.1
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