Montag, 08. September 2025
Pilgerinnen der Hoffnung im Speyerer Dom

Gemeinsam zog die Schulgemeinschaft durch die Maximilianstraße vom Altpörtel zum Dom © Klaus Landry

Gottesdienst mit Bischof Wiesemann im vollbesetzen Dom © Klaus Landry
Speyer. Eine große Schulgemeinschaft unterwegs: Die Mädchen der St. Franziskus-Schulen in Kaiserslautern pilgerten zum Speyerer Dom. Mit rund 1000 Schülerinnen fand dort der Abschlussgottesdienst für die Schullwallfahrt statt. Anlass war das Heilige Jahr 2025 in der katholischen Kirche.
Dass im Speyerer Dom bei einem Gottesdienst alle Plätze besetzt sind, ist keine Seltenheit. Dass aber fast ausnahmslos Mädchen und junge Frauen die riesige Bischofskirche bevölkern, ist ein Ereignis. Am 5. September feierte die Schulgemeinschaft der St. Franziskus-Schulen aus Kaiserslautern den Abschlussgottesdienst ihrer Wallfahrt nach Speyer im Dom. Die Schülerinnen der fünften bis 13. Klassenstufe und die Lehrkräfte nahmen im Hauptschiff der Kirche, aber auch rund um den Volksaltar und auf dem Königschor Platz. So waren Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, der die Messfeier leitete, sowie Pfarrerin Nicole Bizig von der evangelischen Apostelkirchengemeinde und Pfarrer Martin Olf von der Pfarrei Kaiserslautern Heilig Geist – beide sind sozusagen Vor-Ort-Pfarrer der Realschule und des Gymnasiums St. Franziskus – regelrecht von Schülerinnen umringt. „Geballte Frauenpower hier im Dom“, so begrüßte Bischof Wiesemann schmunzelnd die Gäste zu Beginn und bezeichnete sie als „Pilgerinnen der Hoffnung und Hoffnungsträgerinnen für eine Welt des Friedens“.
Anlass der Schulwallfahrt ist das Heilige Jahr 2025 in der katholischen Kirche, das sich in besonderer Weise der Hoffnung verschrieben hat. Ein Ziel der Wallfahrt lautete, als Schulgemeinschaft aufmerksam zu werden, wie die Zukunft gestaltet werden kann. Alle Jahrgänge entwickelten dafür altersgemäße Programmpunkte, die am Vormittag in der Stadt und rund um den Dom stattfanden. Für einige Klassenstufen standen Selbst- und Gemeinschaftserfahrungen im „Stundenplan“, andere erkundeten die Geschichte der Domstadt und lernten deren mittelalterliches, jüdisches und protestantisches Erbe kennen. Wieder andere bastelten Muschelanhänger in großer Zahl, die als Erinnerung später im Dom überreicht wurden. Ein außerdem geplanter Pilgerweg zu Fuß bis nach Speyer fiel dem unsicheren Wetter zum Opfer. Dennoch gab es einen gemeinsamen Weg der Schülerinnen: Vom Stadttor Altpörtel ging es in einem großen Zug auf der Maximilianstraße bis zum Dom, wo bereits alles für den feierlichen Gottesdienst vorbereitet war.
Die Messfeier gestalteten die Schülerinnen und Lehrkräfte selbst – mit Musik und Gesang, mit den Fürbitten oder mit der Lesung von Abraham und seiner Frau Sara. Gott fordert die beiden auf, alles zu verlassen, um in ein neues Land zu ziehen und dort zum Segen für alle Menschen zu werden (Genesis 12, 1-7). Die Jugendlichen trugen die Lesung vor und stellten anschließend in einem Zwiegespräch dar, was wohl in Abrahams Kopf nach Gottes Aufforderung vorgegangen sein musste: Zweifel und Skepsis, Verdrängen und Ablehnung oder Mut und sogar Hoffnung auf eine bessere Zukunft?
Diese Gedanken griff Bischof Wiesemann in seiner Predigt auf: „Wenn wir nicht alle ganz von vorne anfangen, wie können wir das schaffen in unserer Welt voller Herausforderungen?“ Aufbrechen und etwas Vertrautes verlassen, das sei nötig um der Zukunft willen und „für euch alle, für die junge Generation“. In dieser Welt gebe es viele Menschen, die gar nicht ans Morgen glaubten. Wo die Hoffnung auf eine gute Zukunft fehle, da bestimmte Angst das Handeln, bis hinein in die Politik. Mit Blick auf die Lesung machte Wiesemann den Schülerinnen Mut: „Gott sagt: Setzt auf die Zukunft, vertraut auf das Gute! Tut euch zusammen, setzt euch ein, verändert die Welt!“ Wo das gemeinsam geschehe, da wachse die Hoffnung. Die Sehnsucht nach Veränderung sei in vielen Menschen vorhanden. „Aber wir brauchen den Glauben als die Kraft, die uns aufbrechen lässt. Aufbrechen für eine gute Zukunft der Menschheit.“
Um diese Zukunft ging es im Vorfeld des Gottesdienstes in einer Austauschrunde der Schülerinnen der 13. Jahrgangsstufe mit Dr. Irina Kreusch, der Leiterin der Schul- und Bildungsabteilung des Bischöflichen Ordinariates, und Bischof Wiesemann. Unter dem Titel „Als Pilger der Hoffnung die Zukunft der Menschheit mitgestalten“ präsentierten angehende Abiturientinnen, was sie zu einer Ballade, einer Karikatur sowie zu Psalm 73 erarbeitet hatten: Was sagen Kunst und Literatur über Hoffnung und Zukunft, welcher Rat für den Menschen heute steckt in ihnen? Da ist einmal die Gewissheit, dass Antworten auf alle Fragen bereits im Menschen vorhanden sind, weil Gott sie in den Menschen gelegt hat. Es ist die Ermutigung, stets nach dem eigenen und richtigen Weg Ausschau zu halten, auch wenn er gegen den Strom führt. Und es ist die Motivation, die Welt zu gestalten und zu verändern, die in der Hoffnung auf das Jenseits gründet. Irina Kreusch und Karl-Heinz Wiesemann lobten die Schülerinnen für deren Statements als „Geschenke und eine Bereicherung“, die „in einem großen Wurf die Frage nach Zukunft“ berührt hätten. „Darüber könnten wir stundenlang diskutieren“, so der Bischof, der seine Gedanken zur Hoffnung anhand der „Göttlichen Komödie“ von Dante Alighieri ausführte.
Und was bedeutet Hoffnung ganz persönlich für die 18-Jährigen? „Hoffnung bleibt immer, bis zuletzt. Daran halte ich fest. Und das gibt mir Kraft“, sagte Diana Rosch gegenüber dem „Pilger“. „Hoffnung ist wie ein Motor, immer weiterzumachen“, pflichtete ihr Sarah Schickel bei. Und Jessica König ergänzte: „Hoffnung hat direkt mit dem Glauben zu tun: Ich weiß mich verbunden mit jemandem, der immer da ist und bei mir bleibt. Ein bester Freund, das ist Jesus für mich.“ Den drei jungen Frauen hat der Wallfahrtstag vor allem als Gemeinschaftserlebnis gefallen. Die „empathisch-impulsive Predigt“ des Bischofs, eine „einladende Atmosphäre im Dom“ und die Möglichkeit, „andere Perspektiven und Meinungen kennenzulernen“, nehmen sie außerdem als gute Erinnerungen mit nach Hause.
Text: Hubert Mathes, der pilger
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