Dienstag, 24. Oktober 2017
Nardini-Preis 2017 für Gruppe „Frauen treffen Frauen“
Caritasverband für die Diözese Speyer zeichnet Engagement einer ehrenamtlichen Gruppe aus Speyer für geflüchtete Frauen aus
Speyer. Der Nardini-Preis 2017 des Caritasverbandes für die Diözese Speyer geht an ein Projekt der Dompfarrei Pax Christi in Speyer. Ausgezeichnet wird die Gruppe „Frauen treffen Frauen“, die im März 2015 entstanden ist. Das gibt der Caritasverband für die Diözese Speyer anlässlich des Jahrestags der Seligsprechung Paul Josef Nardinis am 22. Oktober bekannt. Die Frauengruppe erhält den Preis für ihr Engagement für Flüchtlingsfrauen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen bieten jeden Mittwochvormittag für geflüchtete Frauen in den Räumen der Gemeinde St. Hedwig die Möglichkeit, sich zu treffen und auszutauschen und somit dazu beizutragen, dass sich die Frauen hier ein Stück Heimat finden. Darüber hinaus unterstützt die Gruppe die Flüchtlingsfrauen bei vielen Fragen und Problemen, den Alltag in einem für sie fremden Land zu bewältigen.
Dafür werden sie im Rahmen des Caritas-Tags am 18. November in Kaiserslautern mit dem mit 1000 Euro dotierten Nardini-Preis des Caritasverbandes Speyer geehrt.
Die ersten Treffen standen im Zeichen der Hilfe im Alltag zum Beispiel beim Einkaufen und der Unterstützung beim Lernen der deutschen Sprache. „Wir haben uns überlegt, wie würde es uns in einem fremden Land gehen, wenn wir die Sprache nicht sprechen“, berichtet Christa Eigen. Die Vorsitzende des Gemeindesausschusses von St. Hedwig hatte zusammen mit Angelika Geist, ehemalige Sozialarbeiterin der Diakonie, die Gruppe ins Leben gerufen und leitet sie heute zusammen mit einem Team aus rund zehn ehrenamtlichen Frauen.
Aktiv wurden die beiden Frauen, als 2015 immer mehr Menschen auf der Flucht vor Krieg und Katastrophen nach Deutschland kamen. In Speyer wurde damals eine Gemeinschaftsunterkunft in der Erlichschule eingerichtet. Während es in der Regel die geflüchteten Männer waren, die nach außen die Familie vertraten und aktiv waren, blieben die geflüchteten Frauen im Hintergrund. „So kam der Gedanke auf, speziell für diese Frauen etwas zu tun“, berichtet Christa Eigen.
Auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten fanden sie im Gemeindezentrum St. Hedwig einen Ort, an dem sie sich treffen konnten. Für die unentgeltliche Bereitstellung des Raumes sind Christa Eigen und ihre Kolleginnen sehr dankbar. Vor allem bietet der Raum auch eine Küche, die es ihnen ermöglicht, gemeinsam zu kochen. Denn: Ein Thema, das alle Frauen, gleich welcher Kultur, verbindet, umfasst alles rund um die Küche und das Kochen“, erklärt Christa Eigen. Während anfangs die ehrenamtlichen Frauen deutsche und Pfälzer Gerichte wie Spargel mit Pellkartoffeln und holländischer Soße vorstellten, ergriffen nach einiger Zeit die geflüchteten Frauen die Initiative und kochten Gerichte aus ihren Heimatländern wie Syrien und Somalia. „Das hat toll geschmeckt und wir haben eifrig die Rezepte aufgeschrieben, um es zu Hause nachzukochen“, erzählt Christa Eigen. Daraus ist mittlerweile ein Kochbuch unter dem Titel „Über den Tellerrand geschaut“ entstanden, das jetzt in der zweiten Auflage herauskommt.
Bekannter wurde die Gruppe durch Presseberichte, aber auch durch ihr internationales Frühstück bei der interkulturellen Woche im Oktober 2015. Mit der Zeit kamen - je nach den Bedürfnissen der Flüchtlingsfrauen - weitere Themen dazu wie zum Beispiel der öffentliche Nahverkehr, Mülltrennung und ein Fahrradkurs. Die Ehrenamtlichen sind auch über die Gruppe hinaus für die geflüchteten Frauen da und bieten ihnen ihre Unterstützung an, zum Beispiel bei der Wohnungssuche und vielem mehr – „kurz gesagt, bei allen Fragen und Problemen, die in einem fremden Land anfallen und deren Beantwortung das Einleben erleichtert“, erklärt Christa Eigen.
Der Austausch über die unterschiedlichen Religionen und Kulturen steht immer wieder im Mittelpunkt. Dass die geflüchteten Frauen die Feste - religiöse und weltliche - kennenlernen, ist Christa Eigen und ihren Mitstreiterinnen wichtig. Das gelinge auch trotz geringer Deutschkenntnisse: „Es ist erstaunlich, wie man sich mit wenig Sprache, eher mit Händen und Füßen und mit Hilfe von Wörterbüchern austauschen kann.
Auch die Rolle der Frau in Deutschland und in den Herkunftsländern der geflüchteten Frauen kommt zur Sprache: „In den Gesprächen ist unser besonderes Anliegen, den Flüchtlingsfrauen die Möglichkeit der Selbstbestimmung in Deutschland aufzuzeigen“, unterstreichen Christa Eigen und ihr Teammitglieder. Dass auch sie viel von den Frauen über deren Kultur und Religion lernen, schätzen sie sehr.
Ebenso wie die Teilnehmerzahl der Flüchtlingsfrauen hat sich auch ihre Situation verändert und damit die Fragen und Probleme wie zum Beispiel der Schulbesuch ihrer Kinder und die Teilnahme an Elternabenden.
Inzwischen sind in der Gruppe über alle kulturellen Unterschiede hinweg Freundschaften entstanden - es ist eine vertrauensvolle, familiäre Atmosphäre gewachsen. „Die Flüchtlingsfrauen kommen, weil es ihnen gefällt und weil sie hier ein Stück Heimat gefunden haben“, erzählen die Ehrenamtlichen, denen ihre Arbeit sehr viel Freude bereitet. Auch sie kannten sich vorher nicht. Mittlerweile sind sie zu einem guten Team zusammengewachsen: „Uns ist nichts zu viel - die Arbeit liegt uns am Herzen“, betont Christa Eigen und weiß: „Man bekommt so viel zurück.“
Informationen zum Nardini-Preis
Der Caritasverband für die Diözese Speyer hat 2010 den Nardini-Preis zum ersten Mal vergeben. Der Preis würdigt das Engagement ehrenamtlich tätiger Gruppen, die in ihrer Pfarrgemeinde oder in Zusammenarbeit mit kirchlich-caritativen Einrichtungen neue Wege gehen, um Menschen in Not zu helfen.
„Das Lebenswerk und Glaubenszeugnis des Seligen Paul Josef Nardini sind auch für Christen von heute Vorbild und Ansporn“, erklärt der Caritas-Vorsitzender Karl-Ludwig Hundemer. Ehrenamtlich tätige Gruppen sollen ermutigt werden, sich in der Caritasarbeit der Diözese Speyer zu engagieren, und dafür neue Impulse erhalten. Die Verleihung erfolgt beim jährlich stattfindenden Caritas-Tag der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Fest der Heiligen Elisabeth. Vorgeschlagen werden können ehrenamtlich tätige Gruppen.
Die Jury
Der Preisträger wird von einer Jury ausgewählt. Diese besteht aus Sr. Roswitha Schmid (Oberin der Mallersdorfer Schwestern im Nardinihaus Pirmasens), Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer (Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Speyer, DiCV), Norbert Rönn (Chefredakteur der Kirchenzeitung „Der Pilger“), Melanie Müller von Klingspor (Öffentlichkeitsreferentin des DiCV) und Christiane Arendt-Stein (Referentin für Ehrenamtliches Engagement im DiCV Speyer).
Paul Josef Nardini (1821 – 1862)
Paul Josef Nardini wirkte Mitte des 19. Jahrhunderts als Priester im westpfälzischen Pirmasens. Um der Armut und der Not in der jungen Industriestadt zu begegnen, gründete er 1855 die Schwesterngemeinschaft der "Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie" (Mallersdorfer Schwestern). Die Ordensfrauen nahmen sich der verwahrlosten Kinder in seiner Pfarrei an und kümmerten sich um alte und kranke Menschen.
Paul Josef Nardini starb 1862 im Alter von nur 40 Jahren. Sein Lebenswerk und sein Glaubenszeugnis aber blieben unvergessen. Auch für Christen von heute sind sie Vorbild und Ansporn.
Im Jahr 2006 wurde Paul Josef Nardini selig gesprochen.
Weitere Informationen im Internet unter www.nardini.de
Text / Foto: Caritasverband für die Diözese Speyer
Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.bistum-speyer.de








































