Freitag, 01. April 2022
Vortrag zu Lessings Parabel von den drei Ringen
Prof. Karl-Josef Kuschel referiert über eine bleibende Herausforderung der Religionen
Pirmasens. Viele sind der Meinung, die berühmte „Parabel von den drei Ringen“ aus Lessings Drama „Nathan der Weise“ (1779) sei ein typisches Produkt der christlich geprägten, deutschen Aufklärung des 18. Jahrhunderts, das die „Toleranz“ zwischen den Religionen gefordert habe.
Prof. Karl-Josef Kuschel (Universität Tübingen), einer der profiliertesten Vertreter eines interreligiösen Dialogs in Deutschland, zeigt in seinem Vortrag, der am Dienstag, 5. April, im Jugendhaus St. Anton in Pirmasens (Marienstraße 1) um 19 Uhr stattfindet: An dieser Meinung ist so gut wie alles falsch. Denn eine „Ringparabel“ findet sich schon im 14. Jahrhundert. Lessing selber hat sie beim Italiener Giovanni Boccaccio gefunden. Aber sie reicht noch weiter ins europäische Mittelalter zurück. Zugunsten der Religionstoleranz wurde sie erstmals in jüdischen Kreisen Spaniens erzählt. Lessings „Parabel“ im „Nathan“ steht also in einer großen Tradition und fordert gerade mehr als „Toleranz“. Ihre Herausforderung gerade an Juden, Christen und Muslime lautet, um das Gute miteinander zu wetteifern. Lessing leitet damit einen Paradigmenwechsel in der Religionsfrage ein: Vom Streit zum Wettstreit der Religionen – eine bleibende Herausforderung bis heute.
Von 1995 bis 2013 war Prof. Karl-Josef Kuschel Professor für „Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs“ an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Tübingen und Ko-Direktor des Instituts für ökumenische und interreligiöse Forschung. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Ein Schwerpunkt der Publikationen ist die „Theologie des interreligiösen Dialogs“ mit besonderem Blick auf Judentum, Christentum, Islam sowie das Thema „Weltreligionen im Spiegel der Literatur.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei - um Spende wird gebeten. Es gelten die aktuellen Coronaregeln.
Veranstalter sind die Katholische Erwachsenenbildung Bistum Speyer in Kooperation mit dem Arbeitskreis "Religion, Werte, Begegnung", Pirmasens und der Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft der Ev. Landeskirche der Pfalz.
Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.bistum-speyer.de