Donnerstag, 22. Dezember 2022
Mit den Menschen für die Menschen

Carolina de Magalhaes-Mayer (rechts) besucht die SOLAWI (Solidarische Landwirtschaft) Vorderpfalz. Links SOLAWI-Bauer Ruben Blickensdörfer.
Carolina de Magalhães-Mayer aus Limburgerhof organisiert in Guatemala die Gesundheitspastoral - Zur Adveniat-Weihnachtsaktion im Bistum Speyer
Speyer/Schifferstadt.Wenn Carolina de Magalhaes-Mayer über ihre Arbeit in Guatemala spricht, dann spürt man, wie eng sie sich dem Land und seinen Menschen verbunden fühlt. Die Entwicklungshelferin und Ernährungsexpertin aus dem pfälzischen Limburgerhof lebt und arbeitet seit 1989 in dem mittelamerikanischen Land, das uns in Deutschland vor allem durch seine berühmten Maya-Stätten bekannt ist. In diesen Tagen ist Carolina de Magalhaes-Mayer - sie ist Deutsch-Brasilianerin - Gast der Adveniat-Weihnachtsaktion und berichtet im Bistum Speyer über ihre Arbeit. Ein Pressegespräch am Mittwoch (21. Dezember) fand dabei nicht in kirchlichen Räumen statt, sondern auf dem Bauernhof der Solidarischen Landwirtschaft (SOLAWI) Vorderpfalz in Schifferstadt. Denn unter dem Motto „Gesundsein Fördern“ geht es dem katholischen Lateinamerika-Hilfswerk in diesem Jahr auch um die Frage von landwirtschaftlichen Strukturen und ihren Auswirkungen auf Ernährungssicherheit und Gesundheit. Trotz der unterschiedlichen Rahmenbedingungen in einem Land des globalen Südens und einem Land im reichen Norden, fanden die Entwicklungshelferin aus Guatemala und der Pfälzer SOLAWI-Bauer Ruben Blickensdörfer viele Schnittmengen bei den Themen Ernährungswende, Klimawandel und Bewahrung der Schöpfung.
Hälfte der Kinder unterernährt
Guatemala ist eines der ärmsten Länder auf dem lateinamerikanischen Kontinent. Rund die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren sind nach Angaben der Vereinten Nationen chronisch unterernährt, das Gefälle zwischen arm und reich ist riesig, die Fluchtbewegung Richtung USA ungebrochen. Zu wenig staatliche Mittel fließen nach Aussage von Carolina de Magalhaes-Mayer in das Gesundheitswesen in Guatemala. „Eigentlich müsste der Staat für ein funktionierendes Gesundheitssystem sorgen. „Denn Gesundheit ist ein Menschenrecht, gehört in den Kontext von Frieden und Gerechtigkeit“, unterstreicht sie.
Gesunde und nachhaltige Ernährung sind für Carolina de Magalhaes-Mayer der Schlüssel im Kampf gegen Armut und mangelhafte Gesundheitsversorgung. Deshalb hat sie den Kleinbauern gezeigt, wie sie Soja, das auf riesigen Plantagen als Futtermittel für den Export angebaut wird, für den eigenen Bedarf pflanzen und vielfältig weiterverarbeiten können. Viele Projekte hätten sich auch in den Pandemie-Zeiten bewährt, kann Carolina de Magalhaes-Mayer bilanzieren und nennt als Beispiel die in den zurückliegenden Jahren aufgebauten Dorfbäckereien und die Bewässerungsprojekte, unter anderem für den Anbau von Pflanzen aus dem Bereich der Naturmedizin. Diese gewinnen zunehmend an Bedeutung, weil Naturmedizin für die Menschen bezahlbar ist und sie an alte Traditionen anknüpfen kann. „Was hier an altem Wissen verloren gegangen ist, müssen wir zurückgewinnen“, so die gebürtige Pfälzerin. Ein Ziel ihrer Arbeit: In den Pfarreien Gesundheitsstationen und kleine Apotheken einzurichten, um den Menschen eine gesundheitliche Basisversorgung zu ermöglichen. Dazu gehört auch die Ausbildung von Gesundheitshelferinnen und Gesundheitshelfern.
Familien im Fokus
Carolina de Magalhães leitet für die Bischofskonferenz in Guatemala die Kleinkindpastoral und in der Diözese Suchitepéquez-Retalhuleu - im Tiefland von Guatemala, in der Nähe der Pazifikküste - die Gesundheitspastoral. Kleinkind- und Gesundheitspastoral greifen eng ineinander und nehmen dabei vor allem die Familien in den Fokus.
Mehrere hundert „Animadores“ - Ehrenamtliche aus den Pfarreien - begleiten junge Familien von der Schwangerschaft an, um Kindern einen besseren Start ins Leben zu ermöglichen. Regelmäßig sind sie, meist als Paar, zu Hausbesuchen unterwegs oder organisieren Treffen der Familien. Sie vermitteln Wissen zu Ernährung, Gesundheitsvorsorge, Erziehung, Ehe und Familie – ausgerichtet auf die Lebensverhältnisse in den Dörfern. Carolina de Magalhaes-Mayer und ihr kleines Team haben eine handliche kleine Begleitmappe mit wichtigen Informationen und Hilfen erarbeitet - ergänzt um religiöse und spirituelle Impulse. Ihr Titel: „Lazos de amor", Bande der Liebe. „Die Menschen sind dankbar für die verlässliche Begleitung und Hilfe, und gerade für viele Frauen und Familien hat sich das Leben verändert“, weiß Magalhaes-Mayer.
Die Menschen stärken und ermutigen
Die „Animadores“ werden mit Unterstützung durch Adveniat von der Kirche ausgebildet. „Wir wollen die Menschen befähigen, ihre Situation selbst zu verändern“, erklärt Carolina de Magalhães-Mayer, die sich ausdrücklich bei Adveniat bedankt. „Wir setzen auf ein Netzwerk mit den Menschen für die Menschen.“ Wichtig sei das Engagement in den Pfarrgemeinden zu stärken, vor Ort eine Struktur der Hilfe und des Miteinanders aufbauen und zum politischen Engagement zu ermutigen. Die Belange der Kinder sollen so Platz auf der Agenda der Gemeindepolitik finden. „Das funktioniert in einigen Dörfern schon sehr gut“, freut sich Carolina. „Es geht um Gesundheit, um Entwicklung und Solidarität, darum, an der Seite der Ärmsten zu stehen, ihnen eine Perspektive zu geben.“
Arbeit für die Armen
Die Arbeit mit und für die Armen prägt das Leben von Carolina de Magalhães-Mayer seit vielen Jahren. 1961 im brasilianischen Bundesstaat Sao Paulo als Tochter eines deutschen Vaters und einer Brasilianerin geboren, ging sie schon mit der Jugendgruppe ihrer Pfarrei in die Favelas, die Armenviertel: „Wir haben die Familien besucht, ihnen geholfen und mit den Kindern gespielt“, erinnert sie sich. Ihr Lebensmittelpunkt in der Pfalz war Limburgerhof. Nach dem Abitur studierte sie in München Ernährungswissenschaften mit dem Ziel, ihre Kenntnisse anschließend in der Entwicklungsarbeit einzusetzen. 1989 führte sie ihr erster Job als Entwicklungshelferin nach Guatemala, in einer Zeit, als dort ein blutiger Bürgerkrieg herrschte. Sie blieb, bis heute.
Weihbischof Otto Georgens ruft zur Unterstützung von Adveniat auf
Bei dem Pressegespräch mit Carolina de Magalhães-Mayer rief Weihbischof Otto Georgens, Leiter der Abteilung Weltkirche im Bistum Speyer, zur Unterstützung der bundesweiten Adveniat-Weihnachtsaktion auf. Mit seinen Projektpartnern vor Ort durchbreche das Lateinamerika-Hilfswerk die Spirale von mangelnder Gesundheitsversorgung, Hunger und Armut. Die Weihnachtsaktion steht unter dem Motto „Gesundsein fördern“. Der Weihbischof betonte die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Sichtweise von Gesundheit, die alle Lebensphasen der Menschen in den Blick nehme; Gesundheit dürfe für die Armen in Lateinamerika „nicht länger ein unerreichbares Gut bleiben.“
Text/Foto: Norbert Rönn
Die Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember in allen katholischen Kirchen Deutschlands ist für die Arbeit von Adveniat in Lateinamerika und der Karibik bestimmt. Informations-Schwerpunktländer waren in diesem Jahr Guatemala und Bolivien. Spendenkonto bei der Bank im Bistum Essen, IBAN: DE03 3606 0295 0000 0173 45, oder unter www.adveniat.de.
Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.bistum-speyer.de