Bistum Speyer

Dienstag, 16. Mai 2023

“Meine Frau, die Ilsebill, will nicht so…“

Der Fischer (Jochen Kimmel) wird von seiner Frau (Jennifer Ocker) aufgefordert, beim Butt mehr zu erbitten.

Theatergruppe des Caritas-Förderzentrums St. Laurentius und Paulus spielt im Chawwerusch-Theater „Vom Fischer und seiner Frau“

Herxheim. „Manntje, Manntje, Timpe Te / Buttje, Buttje inne See / myne Fru de Ilsebill / will nich so, as ik wol will“ - das ist sicher einer der bekanntesten plattdeutschen Vierzeiler. Zu verdanken haben wir ihn dem aus Pommern stammenden Phillipp Otto Runge, der eigentlich Maler war, sowie den Märchen sammelnden Brüdern Grimm. Diese haben die Geschichte vom Fischer und seiner Frau für die Nachwelt erhalten. Eben diese Geschichte erzählt die Herxheimer Theatergruppe Mutabor, die im Caritas-Förderzentrum St. Laurentius und Paulus zu Hause ist, in ihrer neuesten Produktion.

Premiere des Stücks „Vom Fischer und seiner Frau“ war für die acht Schauspielerinnen und Schauspieler unter der Regie von Claudia Olma und Johannes Trauth zwar schon bei dem Festival „Theatertage am See“ Ende März in Friedrichshafen. In der vergangenen Woche aber gab es dann die Vorstellungen für das heimische Publikum im Theatersaal des Herxheimer Chawwerusch Theaters: Von Mittwoch bis Freitag waren jeweils an den Vormittagen Gruppen und Schulklassen eingeladen. Am Sonntag hob sich der Vorhang für alle, die das für Menschen ab neun Jahren empfohlene Stück gern sehen wollten.

Wobei es den Vorhang im eigentlichen Sinn nicht gab. Die Agierenden traten aus der im Prinzip schlichten Kulisse ins Rampenlicht. Aber durch Farb-, Licht- und Schattenspiele übernahm diese Kulisse immer auch eine eigene Rolle im Fortgang des Geschehens, sehr fantasievoll gestaltet von Mutabor-Bühnenbildnerin Christel Matti.

Erzählt wird die knapp dreiviertelstündige Geschichte in ihren bekannten Grundzügen: Der Fischer fängt einen Butt und gibt ihn wieder frei, da der ihm erzählt, er sei ein verwunschener Prinz. Fischersgattin Ilsebill findet aber, der Butt sei zu billig weggekommen und fordert den Gemahl wiederholt auf, dem „Buttje inne See“ nach und nach immer unmäßigere Wünsche zur Erfüllung vorzutragen: Zunächst soll es eine bessere Unterkunft sein als der „Pisspott“, in dem das Paar lebt. Mit allem Schnickschnack der modernen Lebenswelt einschließlich Waschmaschine und Geschirrspüler. Dann kommt sie auf die Idee, dass sie Königin werden will, später Kaiserin, schließlich Päpstin und am Ende gar Göttin. Immer widerwilliger stapft der Fischer ans immer tosendere Wasser, um die Wünsche dem Butt vorzutragen. Der gibt ihm regelmäßig den Bescheid: „Geh nur hin, sie ist es schon ...“. Bis das Paar schließlich wieder im „Pisspott“ sitzt.

Das Ende ist bei der Mutabor-Interpretation sehr versöhnlich. Es legt nahe, dass die ganze Geschichte nur ein böser Traum Ilsebills war, die über ihre immer maßloser werdenden Wünsche erschrickt und nun, wieder wach, sich selbst und ihrem Mann versichert, mit dem, was sie haben, durchs Leben zu kommen. Gemeinsam schaffen sie das. Und weil sie gerade Hochzeitstag haben, tanzen sie einen langsamen Walzer miteinander - wie sie es auch zu Beginn des Stückes schon einmal getan haben.

Zu Beginn und zum Ende schlüpfen Jochen Kimmel und Jennifer Ocker in die Rollen des Fischers und seiner Frau. In den Episoden dazwischen übernehmen die Rollen der Ilsebill auch Saskia Illig, Rebecca Denner und Niki Wolf. Den Fischer geben auch Julian Jacobs und Robert Mattler. Als Butt, Tänzer und Angehöriger der Dienerschaft reiht sich Thomas Jakobs in das bunte und kurzweilige Spiel ein. Dieses Spiel zeigt die Verwandlung der Ilsebill in Alltags- und höfischen Szenen, in denen auch ihre Essenswünsche immer maßloser werden: Gibt sie sich als Königin noch mit Schinken, Döner und Eis zufrieden, muss es für sie als Kaiserin schon eine Auswahl von rund zehn Leckereien geben mit Pommes, Cola, Hot Dogs, Schokoküssen und Spaghetti - ja, und auch Heilbutt ist dabei. Was das junge Publikum amüsiert nachvollziehen kann. Ebenso, dass die Dienerschaft der Kaiserin bei dieser Völlerei irgendwann bemerkt: „Es stinkt ...“.

Und im übertragenen Sinne stinkt’s nicht nur am Hofe der Kaiserin, sondern auch in der Welt, durch die der Fischer seine Bittgänge absolviert. Da trifft er auf immer mehr, was die Welt kaputtmacht: Verschmutzung, Leid, Krieg. Und er merkt immer dringender, dass etwas dagegen geschehen muss. So stellt das Mutabor-Theater den Bezug von Eigennutz und Unersättlichkeit zu den immer größer werdenden Problemen unserer heutigen Welt her. Die im Stück wechselnde Besetzung der Rollen des Fischers und seiner Frau deutet an, was wohl jeder und jede auch im eigenen Leben kennt: Einerseits das Verlangen nach immer mehr, und andererseits auch das Wissen um die heilsame Kraft des Sich-Bescheidens.

Das Publikum der insgesamt vier stark besuchten Vorstellungen hat, wie Johannes Trauth im Rückblick bilanzieren kann, durchweg begeistert applaudiert und der Gruppe viel Lob und Anerkennung zugesprochen.

In Zusammenarbeit mit Trauth, der die integrative Theatergruppe Mutabor seit ihren Anfängen vor einem Vierteljahrhundert leitet, hat als „Neuzugang“ Claudia Olma die Regie bei dem Stück übernommen. Sie ist freischaffende Schauspielerin, spielt unter anderem auch im Chawwerusch-Theater und hat zudem einen Schwerpunkt als Figurenspielerin und Figurenbauerin. Die Regiearbeit bei der Theatergruppe Mutabor hat ihr viel Freude gemacht, gibt sie zu Protokoll - und Johannes Trauth sagt: „Wir geben sie nicht mehr her“.

Das Festival „Theatertage am See“ in Friedrichshafen, bei dem sie in diesem Jahr ihr Stück „Vom Fischer und seiner Frau“ vorstellten, war schon häufig Station für die Herxheimer. „Wenn wir eingeladen werden, übernimmt der Förderverein des Festivals auch die Kosten für Reise und Teilnahme“, berichtet Trauth. Nach vier Jahren Pause war das dieses Jahr wieder der Fall. „Es hat uns sehr mit Stolz erfüllt, neben Gruppen aus dem Iran, aus der Ukraine, aus Belarus und vielen anderen teilzunehmen. Wir haben sehr viel sehr gutes Theater gesehen, nachbesprochen und nachgespielt“. Es seien Bekanntschaften mit vielen anderen Theaterschaffenden geschlossen worden. „Wir haben an Workshops teilgenommen, waren dabei und mittendrin mit wunderbarer Selbstverständlichkeit. Alles hat geklappt und unsere Premiere freitagmorgens zum Abschluss war ein Höhepunkt!“, erzählt Trauth begeistert. 2012 brachte die Gruppe sogar einen Theaterpreis für das Stück „Der gestiefelte Kater“ mit nach Hause.

Mit „Vom Fischer und seiner Frau“ kommt das Theater Mutabor auf Anfrage auch gern zu Aufführungen in Schulen. Interessierte können ihre Anfragen per E-Mail stellen: theatermutabor@web.de

Text/Foto: Henning Wiechers für den Caritasverband für die Diözese Speyer

 

Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.bistum-speyer.de

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