Freitag, 09. Oktober 2015
Mit afrikanischem Blick in Europa unterwegs
Bischof Bernardin Mfumbusa aus Tansania war mehrere Tage zu Gast im Bistum Speyer und berichtete in Veranstaltungen über seine Erfahrungen
Speyer. „Flüchtlinge sind ein Segen Gottes“, sagte Bischof Bernardin Mfumbusa aus Tansania bei einem Pressegespräch mit Weihbischof Otto Georgens, dem Bischofsvikar für weltkirchliche Aufgaben des Bistums Speyer. Das ostafrikanische Land nimmt seit vielen Jahren Flüchtlinge aus den Nachbarländern auf. „Wichtig für die Integration der Flüchtlinge ist, dass man sich der eigenen Werte bewusst ist“, sagte er im Blick auf die Situation in Deutschland. „Menschenrechte, gleiche Rechte für Frauen und Männer, Demokratie und westlich geprägte Schulbildung – das ist alles andere als selbstverständlich für die Menschen, die aus islamisch geprägten Ländern jetzt nach Deutschland kommen.“
Bischof Mfumbusa ist der erste Bischof des vor fünf Jahren gegründeten Bistums Kondoa, das im Zentrum Tansanias liegt und ein wirtschaftlich und strukturell schwaches Gebiet mit großer Armut darstellt. 90 Prozent der Bevölkerung sind Muslime. Bischof Bernardin Mfumbusa stammt selbst aus einer Familie, die sowohl muslimisch als auch christlich geprägt ist. Daher gehört für ihn der interreligiöse Dialog zu den wichtigsten Aufgaben, die auch für den Aufbau und die Zukunft des Bistums Kondoa entscheidend sind. Bisher habe es ein gutes Zusammenleben von Muslimen und Christen gegeben, berichtete er bei seinem Besuch in Speyer. Allerdings habe sich in den vergangenen Jahren wie in vielen Ländern Afrikas ein Wandel vollzogen, weil immer wieder Wanderprediger aus arabischen Ländern die Menschen zum Übertritt zum Islam aufrufen. „Der interreligiöse Dialog ist für unser Land und unser Bistum von elementarer Bedeutung. Es kommt darauf an, dass wir Christen uns der eigenen Werte bewusst und bereit sind, für unseren Glauben auch im Gespräch mit Andersgläubigen einzustehen“, so Bischof Mfumbusa. Für ebenso wichtig wie die Investition in Hilfsprojekte und den Aufbau einer sozialen Infrastruktur hält er daher Bildungsangebote, um die Menschen in ihrem Glauben und ihren Werte zu festigen.
Mit Unterstützung des kirchlichen Hilfswerks Missio wurden im Bistum Kondoa rund 250 Männer und Frauen als Katecheten ausgebildet. „Sie bringen den Glauben in die Dörfer und zu den Familien, zum Beispiel in Form des Bibelteilens“, erklärte Bischof Mfumbusa. Jeder Katechet sei Dank der Unterstützung aus Deutschland mit einem Fahrrad ausgestattet worden. „So können sie die oft weit verstreut lebenden Menschen besser erreichen und seelsorglich betreuen.“
Im Blick auf die Familiensynode in Rom äußerte Bischof Mfumbusa die Erwartung, dass eine Balance zwischen den europäischen Reformerwartungen und afrikanischen Glaubensvorstellungen gefunden wird. „Vieles von dem, was den Christen in Europa heute als plausibel und zeitgemäß erscheint, ist mit der afrikanischen Tradition nur schwer in Einklang zu bringen.“ Ob bei der Stellung der Frau in der Kirche oder bei gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, die Menschen in Afrika seien für viele Reformschritte noch nicht bereit. „Ich hoffe, dass wir eine gemeinsame Sprache der Akzeptanz finden und die Einheit der Kirche gewahrt wird.“
Das ostafrikanische Land Tansania steht im Mittelpunkt des Sonntag der Weltmission am 25. Oktober 2015. Ob in der Arbeit mit Massai-Nomaden oder als christliche Minderheit in muslimisch geprägten Gebieten, ob im Kampf gegen die Zwangsverheiratung und Beschneidung von Mädchen: Die katholische Kirche setzt sich in Tansania mutig und gegen alle Widerstände dafür ein, dass die Menschen ein besseres Leben führen können. Bischof Bernardin Mfumbusa hatte sich mehrere Tage im Bistum Speyer aufgehalten und bei mehreren Veranstaltungen über die Situation der Christen in seiner Heimat berichtet. Das Pressegespräch war der Abschluss seines Aufenthalts im Bistum Speyer. In den nächsten zwei Wochen wird er die Bistümer Bamberg, Passau und Eichstätt bereisen.
Text und Bild: is
Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.bistum-speyer.de