Dienstag, 25. November 2025
„Ein Licht für trauernde Menschen“

Die neuen Leiterinnen und Leiter von Begräbnisfeiern zusammen mit den Ausbildungsverantwortlichen © Hubert Mathes

Jens Naumann bei einer fiktiven Urnen-Beisetzung © Hubert Mathes

Andreas Massion bei der abschließenden Trauerfeier-Übung © Hubert Mathes

Renate Marburger bei ihrer Trauerfeier-Übung © Privat

Dankesworte der Kursteilnehmer © Hubert Mathes

Segnung der Ehrenamtlichen © Hubert Mathes



Kurs bildet Ehrenamtliche zur Leitung von Begräbnisfeiern aus
Speyer. „Ein bisschen Aufregung ist schon da. Aber ich habe mir alles aufgeschrieben und bin gut vorbereitet“, sagt Andreas Massion und deutet auf ein schwarzes Ringbuch. „Ich weiß, dass ich es kann. Die Anspannung ist aber wie in jeder Prüfung.“ Massion steht am Nachmittag des 21. November kurz vor seiner „Mustertrauerfeier“. Um 15.30 Uhr ist es soweit – in der Nardinikapelle des Speyerer Priester- und Pastoralseminars St. German beginnt der Gottesdienst mit der „Beisetzung“ der Urne von Hildegard B. Unwissende, die einfach so in die Kapelle kommen, würden nicht merken, dass es sich um eine Art „Trockenübung“ handelt: Die Urne enthält keine Asche. Und die dunkel gekleideten „Trauergäste“ sind Kursgenossen von Andreas Massion, die ihrem Kollegen bei seiner Abschlussübung beistehen. Alle von ihnen mussten diese Übung absolvieren.
Die insgesamt 20 Frauen und Männer aus Pfalz und Saarpfalz haben sich seit November 2024 zu Leiterinnen und Leitern von Begräbnisfeiern ausbilden lassen. Ein Novum im Bistum Speyer: In ihren jeweiligen Pfarreien unterstützen die Freiwilligen künftig die hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger in der Trauerpastoral. „In einigen anderen Diözesen gibt es diesen ehrenamtlichen Dienst schon“, weiß Liturgiereferent Clemens Schirmer, der zusammen mit Maria-Christin Mayer (Referentin für Hospiz- und Trauerseelsorge) den Kurs leitete. „Das Besondere bei uns ist der Umfang der Ausbildung über ein Jahr hinweg.“
Ganz intensiv wurden die Ehrenamtlichen auf ihren Dienst vorbereitet: Mehrere Wochenenden, zahlreiche Online-Seminare, die Begleitung eines Seelsorgers zu Trauergesprächen und eine Intensivwoche auf Maria Rosenberg liegen hinter ihnen. „Diese war schon sehr anstrengend, aber auch hilfreich, sich eine ganze Woche intensiv mit unserem Thema auseinanderzusetzen“, erzählt Renate Marburger aus der Pfarrei Dudenhofen. Im Speziellen ging es auf dem Rosenberg um das Predigen. Denn in jeder Begräbnisfeier ist die Ansprache das Herzstück. Sie würdigt nicht nur das Leben der oder des Verstorbenen, sondern deutet Ereignisse dieses Lebens aus dem Licht des Glaubens. Zugleich hat diese Predigt das Ziel, den Hinterbliebenen Trost zu spenden und ihnen die Botschaft von Christi Auferstehung zu verkünden.
Daher auch vermittelte der Ausbildungskurs theologische und biblische Inhalte. Dazu kamen Kenntnisse in Gesprächsführung und Kommunikation, rechtliche Fragen und natürlich Informationen und Übungen zur Liturgie der Begräbnisfeier. Nach dem Kursjahr sind die Ehrenamtlichen inzwischen echte „Bestattungs-Profis“. So geht es in den Pausen zum Beispiel um die Frage des liturgischen Gewandes. „Ich bin froh, ein solches Gewand tragen zu können“, sagt Anja Sell aus der Pfarrei Maikammer. „Für mich bedeutet es ein Schutz meiner Person. Wie ich das Gewand nach der Feier ablege, so lege ich auch die Trauer ab, die nicht meine Trauer ist.“ Andere Gespräche drehen sich um das umstrittene Bestattungsgesetz in Rheinland-Pfalz. „Ich bin sehr gespannt, wie sich das auf unsere Arbeit auswirken wird“, überlegt Andreas Massion. „Eine Flussbestattung auf dem Rhein stelle ich mir nicht ganz einfach vor“, sagt der Ludwigshafener Gemeindereferent, der sich mit seinem Ruhestand im nächsten Jahr ehrenamtlich in der Trauerpastoral einbringen möchte. „Seitens der Kirche muss zu den neuen Bestattungsformen noch etwas kommen, um zu regeln, wie wir damit umgehen“, vermutet Jens Naumann.
Naumann ist in der Pfarrei Dannstadt engagiert und hat ebenfalls an diesem Nachmittag seine Abschlussübung. Mitgebracht hat er spezielle Liedhefte für die Begräbnisfeier. Und bevor die von ihm gestaltete und geleitete Feier beginnt, benötigt er noch „drei trauernde Schwestern“, an die er sich in seiner Ansprache besonders wenden wird, und natürlich den „Bestatter“, der die Urne später ans Grab tragen wird. Über die Lieder in der Feier hat sich Jens Naumann viele Gedanken gemacht. „Wichtig ist, dass wir auf vorhandene Wünsche der Angehörigen eingehen.“ Darüber sind sich alle im Kurs einig. Und auch darüber, dass es dafür einen bestimmten Rahmen geben soll, der dem Anlass angemessen ist. Nicht jedes Wunschlied ist für eine Beerdigung geeignet. Dann kommt es auf Fingerspitzengefühl an. „,Beerdigung ist eine Pflicht, Bestattung ist eine Kunst‘“, hat Andreas Massion in einem Ratgeber zu Begräbnisfeiern gelesen. „Dieser Satz hat mir gefallen, den unterschreibe ich.“
Während des Kursjahres wuchs die Ausbildungsgruppe zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammen. „Wir lachen auch viel miteinander, es ist also nicht immer nur todernst“, berichtet Renate Marburger. Für den Humor stehen die schwarzen T-Shirts mit der Aufschrift „Heaven‘s Gate“ (Tor zum Himmel) nebst Regenbogen, die sich die Mitglieder der Gruppe angeschafft haben. Aber an ernsten Momenten fehlte es dennoch nicht: So gab es auch Tränen, erzählt Marburger. Denn in der Fortbildung ging es darum, sich offen mit eigenen Erfahrungen von Tod, Abschied und Trauer auseinanderzusetzen. „Hier in der Gruppe sind wir mehrere, die bereits einen Partner beerdigen mussten.“ In schwierigen Augenblicken sei die Lerngruppe zum Auffangen dagewesen und als gegenseitige Stütze. „Das war eine große Bereicherung. Ich denke, wir alle haben uns in diesem Jahr persönlich weiterentwickelt“, sagt Renate Marburger.
Am Abend steht dann der offizielle Abschluss im Seminar St. German an. Dazu sind auch Familienangehörige, Kursdozenten und Mitglieder der örtlichen Pastoralteams gekommen. Bevor alle zu einem festlichen Abendessen geladen sind, wird in der Seminarkirche Gottesdienst gefeiert. Marie-Christin Mayer, Clemens Schirmer, Kerstin Fleischer und Regens Franz Vogelgesang leiten die Wortgottesfeier, in der die neuen Begräbnisleiterinnen und -leiter selbst zu Wort kommen und in der sie feierlich und einzeln gesegnet werden. „Sei mutig und stark“, lautet die Zusage in der Bibellesung. „Dazu habt ihr Profil, Begabungen, Fähigkeiten und Kenntnisse erhalten, die ihr jetzt einbringen wollt“, wendet sich Kerstin Fleischer, die Leiterin der Hauptabteilung Seelsorge im Ordinariat, an die Ehrenamtlichen. „Ihr traut euch das zu und die anderen trauen euch diese Aufgabe zu!“ Und Marie-Christin Mayer spricht von „1 A Seelsorgerinnen und Seelsorgern, denn ihr habt in euren Abschlussübungen bewiesen, dass ihr ein Licht für trauernde Menschen seid“.
Mit dem Abschluss der Ausbildung erhielten die Frauen und Männer jetzt ein Zertifikat. Die jeweiligen Pfarreien werden beim Speyerer Bischof nun die Beauftragung der Frauen und Männer beantragen und mit einer Aussendungsfeier die Ehrenamtlichen auch vor Ort bekannt machen.
Im Herbst 2026 soll der nächste Ausbildungskurs starten. Interessierte können sich bei den Seelsorgerinnen und Seelsorgern vor Ort oder beim Fachbereich Liturgie (Clemens Schirmer, liturgie@bistum-speyer.de, Telefon 06232/102-467) melden. Am 12. März 2026 (online) und 18. März 2026 (Speyer) wird ein Informationsabend zur Ausbildung ehrenamtlicher Begräbnisleiterinnen und -leiter angeboten.
Text: Hubert Mathes
Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.bistum-speyer.de







































