Bistum Speyer

Sonntag, 12. Januar 2020

Bischof auf Betriebsbesuch in der Kurbelwellen-Schmiede

Bischof Wiesemann beobachtet, wie eine Kurbelwelle geschmiedet wird.

Bischof Wiesemann war auf Betriebsbesuch bei der thyssenkrupp Gerlach Gmbh in Homburg.

Homburg. Eine Delegation des Bistums besuchte kürzlich die thyssenkrupp Gerlach GmbH in Homburg. Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Andreas Welte und Stefanie Minges von der Betriebsseelsorge sowie weitere Bistumsmitarbeitende, lernten die Arbeitswelt in dem Werk für Kurbelwellen näher kennen. Auf Gastgeberseite waren Betriebsrat-Vorsitzender Franz Altherr und Betriebsrat Hans Klaus-Peter sowie Projektleiter Christoph Weinmann gut auf den Besuch vorbereitet. Sie stellten das Unternehmen vor, führten durch die Ausbildungswerkstatt und gewährten verschiedene Einblicke in die industrielle Produktion. In einer geschlossenen Gesprächsrunde mit dem Betriebsrat ging es um die Sorgen und Nöte der Belegschaft.


In der Werkshalle


Es rumpelt, rattert und dröhnt, während die rechteckigen Stahlrohlinge ihre Reise auf den Förderbändern antreten. Gehörschutz und Schutzbrille sind jetzt Pflicht. Per Induktion oder Gas werden die Stahlstücke auf bis zu 1250 Grad Celsius erhitzt. Dann werden sie zu den Pressen befördert, die tausende von Tonnen Druck auf den Stahl ausüben. Die rotglühenden Kurbelwellen sind nun schon in ihrer endgültigen Form gut erkennbar. Nachdem der grobe Grat abgetrennt wurde, gehen die Werkstücke zum Auskühlen und in die feinere Nachbearbeitung. Die Kurbelwellen werden von rund 700 Mitarbeitenden für Autos, Nutzfahrzeuge aber auch Schiffe gefertigt. Die Schmieden dafür sind hoch spezialisiert, ebenso die Mitarbeitenden.


„Wir sind zu 100 Prozent vom Verbrenner abhängig“, erklärt Betriebsrat Franz Altherr. Ein E-Auto benötigt schließlich keine Kurbelwelle, da keine Kolben mehr bewegt werden müssen. Dennoch sieht Altherr der Elektromobilität vergleichsweise gelassen entgegen. Die Infrastruktur im Land sei schlichtweg nicht vorhanden, es gebe noch viele offene Fragen und politische Absichtsbekundungen fallen ihm zu optimistisch aus. „Ich gehe künftig von einem Mix aus E-Auto, Hybrid, Brennstoffzelle und Verbrenner aus“, so der Betriebsrat. „Als zuletzt ein Autokauf anstand, habe ich nach einem Diesel gefragt – das Gesicht des Verkäufers hätten Sie sehen sollen!“ fügt er lachend hinzu. Auf der betriebswirtschaftlichen Seite stimmt thyssenkrupp dieser Einschätzung zu und investiert aktuell vor Ort eine zweistellige Millionensumme in den Aufbau und Ausbau von Produktionslinien.


 „Wir befinden uns in einem wettbewerbsintensiven Umfeld, das ständige Innovationen erfordert“, so Altherr. Eine besondere Herausforderung in Deutschland sind die Energiekosten, die im Vergleich zur Konkurrenz in Frankreich oder Italien besonders hoch sind. Das liegt zum Beispiel am Netzentgelt und an der Umlage für erneuerbare Energien. Ein weiterer Kostentreiber sind die Materialkosten. Ein Teil des benötigten Stahls wird beispielsweise von der nicht allzu weit entfernten saarstahl AG bezogen. Den mit Abstand geringsten Kostenanteil am fertigen Produkt haben die Personalkosten.


In der Ausbildungswerkstatt


Das Werk wird aktuell umfangreich modernisiert, so wird in Zukunft eine weitgehend automatisierte Produktionslinie eröffnet. Hier übernehmen Roboter menschliche Tätigkeiten wie das Wenden im Pressvorgang – gerade bei größeren Kurbelwellen eine harte körperliche Arbeit. Fachkräfte sind gesucht und werden direkt einsatzbereit ausgebildet. Die verfügbaren Plätze wurden beim letzten Jahrgang von zwölf auf 16 Plätze erhöht. Es bewarben sich über 400 Interessenten auf die 16 Ausbildungsplätze, hauptsächlich Gymnasiasten und Studienabbrecher.


Die Auszubildenden lernen die Programmierung, Steuerung und Wartung der Industrieroboter. Die angehenden Mechatroniker stellen die größte Gruppe, gefolgt von Industriemechanikern. „Wir legen großen Wert darauf, dass wir praxisgerecht ausbilden. Der Roboterarm, mit dem geübt wird, ist das gleiche Modell wie in der Werkshalle“, führt Betriebsrat Altherr aus. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Auszubildenden direkt in die Schichtarbeit mitgehen. Nach einer anfänglichen Skepsis der Ausbilder, hat sich dieses System schnell bewährt. So wurden die Prüfungsergebnisse der Auszubildenden spürbar besser. „Durch den Einsatz in unserem Dreischichtbetrieb begleiten sie stets ihren Ansprechpartner“, erläutert Altherr. Anders als bei wechselnden Ansprechpartnern, bilde sich dadurch sowohl ein engeres Vertrauensverhältnis, als auch eine einheitlichere Ausbildungsmethodik.


Tacheles beim Betriebsrat


Zusammen mit dem kompletten Betriebsrat wurde ohne Beteiligung der Geschäftsführung offen über Konflikte im Werk geredet. Anlass zur Sorge ist die Aufkündigung des bestehenden Tarifwerkes. Das bedeutet künftig eine Lohnreduzierung um mehrere hundert Euro pro Monat, quer durch alle Entgeltgruppen. Betriebsrat-Vorsitzender Franz Altherr warnt vor den Auswirkungen: „Wir haben hier einen Altersschnitt von rund 50 Jahren. Viele sind noch dabei ihr Haus abzubezahlen. Diese Lohnverluste tun weh!“ Zudem sei kein Grund für diesen Schritt erkennbar gewesen. Das Werk in Homburg habe die letzten zehn Jahre durchgängig gute Ergebnisse beim Konzern abgeliefert. Alleine im vergangenen Geschäftsjahr belief sich der abgeführte Gewinn auf über 40 Millionen Euro. Doch die erfolgsabhängige Prämie und die Prämie für Betriebszugehörigkeit, für jeweils 25 Jahre und 40 Jahre im Betrieb, wurden nichtsdestotrotz gekündigt.


Das Betriebsklima wurde zusätzlich durch die Infragestellung der Sterbekasse seitens der Geschäftsführung beeinträchtigt. Die zuständige Mitarbeiterin soll die vier Zeitstunden pro Monat anderweitig verwenden. Im Todesfall eines Beschäftigten oder dessen Ehepartner, werden von der Kasse jedem Betriebsangehörigen fünf Euro vom Lohn abgezogen. Der Gesamtbetrag von mehreren tausend Euro wird der oder dem Hinterbliebenen zukommen gelassen. Neben der Infragestellung der Kasse wurde zudem der Aushang der Verstorbenen gestrichen. „Das Zusammengehörigkeitsgefühl aus alten Tagen geht uns verloren“, ziehen Altherr und seine Kollegen ein ernüchtertes Fazit.


Bischof Wiesemann hörte aufmerksam zu und dankte dem Betriebsrat für sein Engagement: „Ihre Aufgabe ist wichtig. Trotz Rückschlägen weiterzukämpfen und sich neu zu motivieren, die Hoffnung nicht zu verlieren, ist wertvoll.“ Zwar seien die Möglichkeiten des Bistums unmittelbar zu helfen begrenzt, was möglich ist, werde jedoch getan – ob es darum gehe sich allgemein Gehör zu verschaffen oder mit konkreten seelsorgerischen Angeboten zu unterstützen. Die Betriebsseelsorger Andreas Welte und Stefanie Minges werden den Kontakt nach Homburg halten. Nach dem ausführlichen Austausch und dem Dank für die Gastfreundschaft, verabschiedete sich die Delegation des Bistums.

Text/Foto: is

Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.bistum-speyer.de

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