Bistum Speyer

Montag, 18. April 2016

Fehlende Perspektiven die Ursache für Abwanderung

Weihbischof Otto Georgens

Akademiegespräch im Heinrich Pesch Haus in Ludwigshafen bietet Forum zum Austausch

Ludwigshafen. Das größte Problem für viele Kinder und Jugendliche in Litauen besteht darin, dass sie alleine gelassen werden mit ihren Sorgen und Schwierigkeiten, weil ihre Eltern und Großeltern damit beschäftigt sind, ihr Leben zu organisieren. Diese Erfahrung macht Roberta Daubaraitė-Randė, die in Litauen die kirchliche Jugendarbeit koordiniert und organisiert. „Viele träumen davon und sagen: Wenn ich die Schule fertig habe, gehe ich weg“, erzählt sie.

Von 69 Prozent Jugendarbeitslosigkeit, einem strukturell und inhaltlich veralteten Bildungssystem und davon, dass vier von fünf Jugendlichen die Heimat verlassen möchten, berichtet Amir Hasanovic aus Bosnien und Herzegowina. Und Lidia Baran aus der Ukraine weiß, dass viele junge und auch gut ausgebildete Menschen vor dem Krieg im Osten des Landes flüchten, „aber eigentlich wollen sie in ihrer Heimat bleiben, wo sie ihre Wurzeln haben.“

Drei junge Menschen, die bei einem Akademiegespräch im Heinrich Pesch Haus (HPH) Stellung bezogen zum Thema „Jung, dynamisch, chancenlos?“ So heißt auch die diesjährige Pfingstaktion von Renovabis, der katholischen Solidaritätsaktion mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa. Derzeit ist Renovabis unterwegs im Bistum Speyer.

Die Situation minderjähriger Flüchtlinge ist auch in Ludwigshafen ein großes Thema - Stadtjugendamt und Jugendmigrationsdienst des Caritas-Zentrums können davon berichten. Bundesweit gibt es schätzungsweise 69.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Weitere 10.000, so wird vermutet, halten sich ohne Registrierung hier auf. In Ludwigshafen sind 100 bekannt, aber auch hier vermutet Jugendamtsleiter Jürgen May weitere, die nicht registriert sind.

Stefanie Gutting, Leiterin des Jugendmigrationsdienstes, hört viele schlimme Geschichten von Jugendlichen über ihre Flucht, die nicht selten ein Jahr oder länger dauert. Aber sie erfährt auch von vielen, die hier nicht Fuß fassen können und sagen: „Wenn ich gewusst hätte, wie schwer es hier ist, wäre ich nicht gekommen.“

Die Menschen in den einzelnen Ländern müssten mehr voneinander wissen, waren sich die Beteiligten an diesem Gespräch einig. So ist zum Beispiel in vielen osteuropäischen Ländern nicht bekannt, mit wieviel ehrenamtlichem Engagement Flüchtlinge in Deutschland betreut werden. Gleichzeitig haben die Menschen in Deutschland die schlechten Entwicklungschancen für junge Menschen in Osteuropa aus den Augen verloren, weil sie so sehr auf die Flüchtlinge aus anderen Ländern fixiert sind. „Sie haben uns die Augen geöffnet, auf welch hohem Niveau wir jammern“, dankte daher Jürgen May den Gästen aus Litauen, Ukraine und Bosnien und Herzegowina. Auch Stefanie Gutting erhielt neue Eindrücke in die Lebenswelt junger Menschen, die sie für ihre Arbeit im Jugendmigrationsdienst benötigt.

Pater Johann Spermann SJ, Direktor des HPH und Moderator des Abends, fasste den Austausch so zusammen: „Ihr reißt die Mauern der Wahrnehmung ein.“ Die Menschen in Deutschland seien sehr fixiert auf die Grenzen Südeuropas, aber blind für die Probleme in der näheren Nachbarschaft. Dabei sei deutlich geworden, dass dort für Jugendliche viele Probleme auftreten, aber auch viel Potential vorhanden sei. Um helfend einzugreifen, müssten Institutionen und Bürger zusammenarbeiten – so wie aktuell in der Flüchtlingsarbeit in Deutschland.

Text / Foto: Brigitte Deiters

Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.bistum-speyer.de

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