Montag, 10. Dezember 2018
550 Gäste lassen sich feiern beim Caritas-Tag der Ehrenamtlichen
Caritasverband für die Diözese Speyer würdigt das Engagement seiner ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Neustadt. “Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ – mit diesem Motto der Jahreskampagne des Deutschen Caritasverbandes war nicht nur der Caritas-Tag am 24. November in Neustadt überschrieben. Auch das Engagement der eingeladenen ehrenamtlichen Caritas-MitarbeiterInnen aus der gesamten Diözese Speyer sei gelebte Hinwendung zum Nächsten und so das Schaffen eines Zuhauses. „Ihr Handeln an ihren Mitmenschen, ihre Hinwendung zu Menschen in Not, schafft ein Zuhause“, sagte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann bei der Eucharistiefeier in der Kirche St. Joseph zum Auftakt des Caritas-Tages.
Der Caritasverband lädt jedes Jahr im November seine ehrenamtlichen Caritas-MitarbeiterInnen zu diesem Tag des Dankes ein. Dabei ist immer ein anderes Dekanat Gastgeber, in diesem Jahr hat das Caritas-Zentrum Neustadt den Tag organisiert.
In seiner Predigt beschrieb Wiesemann, was ein Zuhause für Menschen bedeutet. „Ein Zuhause ist mehr als ein Dach über dem Kopf. Ein Zuhause bedeutet Schutz, menschliche Wärme, Vertrautheit, Würde und Heimat.“ Der Bischof ging kritisch darauf ein, dass bezahlbarer Wohnraum in den Städten nur ungenügend vorhanden sei – während manche alleinstehenden Menschen riesige Wohnungen bewohnten, und für Familien mit geringem Einkommen das Wohnen zu einem Luxus geworden sei. „Geld ist nichts mehr wert, es wird in Immobilien investiert, die dann aber ordentlich Rendite abwerfen sollen. Das führt zu städtebaulicher Verdichtung und Familien und Geringverdiener können sich das Grundrecht auf Wohnen nicht mehr leisten.“ Auch die aktuelle politische Diskussion über das Grundrecht auf Asyl sieht Wiesemann kritisch: „Dass wir darüber nun diskutieren, steht uns gar nicht gut an. Das Grundrecht auf Asyl ist eine große Errungenschaft, und die Integration der vielen Kriegsvertriebenen nach dem zweiten Weltkrieg hat sich für die Gesellschaft als fruchtbar erwiesen. Aus gutem Grund haben die Väter und Mütter des Grundgesetzes dieses Menschenrecht politisch verankert.“ Er kritisierte den immer mehr um sich greifenden Sozialneid und forderte, dass man die Bedürftigen nicht gegeneinander ausspielen dürfe.
Nach der Eucharistiefeier versammelten sich die 550 Gäste im Saalbau. Caritasdirektor Vinzenz du Bellier begrüßte die Ehrenamtlichen und richtete Grüße vom Caritasvorsitzenden Karl Ludwig Hundemer aus, der erkrankt war. Er überbrachte dessen Dank an alle Gäste. Johannes Keuck, Leiter des Caritas-Zentrums Neustadt, hatte mit seinem Team die Veranstaltung organisiert. Seiner Einladung war als Vertreterin der Stadt die Beigeordnete Waltraud Blarr gefolgt. „Ehrenamt wird immer wichtiger“, sagte sie. „Sie alle sorgen mit ihrem Engagement dafür, dass in den Altenheimen, den Krankenhäusern, der Flüchtlingshilfe und in vielen anderen Bereichen unserer Gesellschaft ein menschliches Miteinander stattfindet, was die Politik und die Kommunen alleine mit Hauptamtlichen nie schaffen würden.“
Manfred Traub, der Vorsitzende des „Forum Caritas Ehrenamt“, die Vertretung aller ehrenamtlich Engagierter in der Caritasarbeit der Diözese Speyer, sagte: „Wir sind als Christen ganz besonders dazu aufgerufen, Menschen ein Zuhause zu geben, auch durch unser Engagement.“ Er verabschiedete Helmut Latz aus Lachen-Speyerdorf und Reinhild Strasser aus Edesheim aus dem Vorstand des Forums. Beide werden bei den kommenden Wahlen nicht mehr antreten. Traub rief die Gäste dazu auf, sich in dem Forum einzubringen. „Es ist eine schöne und lohnenswerte Aufgabe und macht Freude. Das Forum ist Teil des Netzwerks aller in der Caritasarbeit in Deutschland ehrenamtlich Engagierten. Das sind über 60 000 Menschen.“
Für ihr besonderes und langjähriges Engagement wurden die zwei Ehrenamtlichen Ruth Quell aus Lachen-Speyerdorf und Eugen Kocher aus Edesheim von Caritas-Direktor Vinzenz du Bellier mit der goldenen Ehrennadel der Caritas geehrt. Ruth Quell ist in der Caritasarbeit ihrer Pfarrei und im Lichtblick, einer Tagesbegegnungsstätte für Wohnungslose in Neustadt engagiert. Eugen Kocher arbeitet ehrenamtlich als Hospizbegleiter und in vielfältigen Ehrenämtern seiner Pfarrei.
Ausgezeichnet mit dem Nardini-Preis wurde die Initiative „Repair-Café“ aus Pirmasens. Der mit 1000 Euro dotierte Preis wurde zum neunten Mal verliehen und würdigt das Engagement ehrenamtlich tätiger Gruppen, die in ihrer Pfarrgemeinde oder in Zusammenarbeit mit kirchlich-caritativen Einrichtungen neue Wege gehen. Das Repair-Café ist ein Kooperationsangebot des Caritas-Zentrums Pirmasens und der Katholischen Familienbildungsstätte. Achtmal im Jahr lädt das Café Menschen ein, liebgewordene, aber kaputt gegangene Gegenstände mitzubringen und mit Hilfe von ehrenamtlich engagierten Fachleuten zu reparieren. Zudem gibt es parallel dazu eine Caféstube. So sorgen die rund 20 Ehrenamtlichen zum einen für Nachhaltigkeit im Umgang mit Konsumgütern und für Begegnung von Menschen im Sozialraum.
Das Programm zwischen Grußworten und Ehrungen gestaltete der 1. Neustadter Rock’n’Roll-Club sehr kurzweilig mit Tanzeinlagen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Saalbau waren die Gäste dann zu zehn kulturellen Angeboten eingeladen, unter anderem zu verschiedenen Stadt und Kirchenführungen, Theater, Kino, Gesang und einer Weinprobe. Zum Nachmittagskaffee kamen die Gäste zurück in den Saalbau, wo der Musikverein Böhl-Iggelheim aufspielte. Den Schlusspunkt setzte bei Einbruch der Dämmerung am späten Nachmittag die bundesweit stattfindende Aktion „Eine Million Sterne“ von Caritas international. Bei dieser Aktion wurden hunderte von Kerzen auf dem Platz vor dem Saalbau entzündet. Spenden zu dieser Solidaritätsaktion kommen Kinder- und Jugendhilfeprojekten in der Ukraine zugute.
Text/Foto: Melanie Müller von Klingspor und Marion Linzmeier-Mehn
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