Mittwoch, 17. Februar 2016
Mittler zwischen den Kulturen
Bawar Tarboush kam als 16-Jähriger nach Deutschland und arbeitet heute als Flüchtlingskoordinator beim Job-Center in Homburg
Homburg. Die anhaltende Flüchtlingsproblematik beschäftigt und überfordert Europa, der Krieg in Syrien hat eine Völkerwanderung ausgelöst, deren Folgen unabsehbar sind. Menschen aus Syrien kommen aber nicht erst seit zwei Jahren in die Region, schon seit 1998 lebt Bawar Tarboush in Homburg. Der 34-Jährige ist als Flüchtlingskoordinator im Homburger Jobcenter beschäftigt, in seinem Leben in der neuen Heimat spielt das Caritas-Zentrum Saarpfalz eine entscheidende Rolle. Denn eine Aushilfsstelle bei der Caritas hat dem Mann den Weg zu seiner jetzigen Tätigkeit bereitet. Bawar Tarboush fühlt sich mittlerweile längst integriert und als Job-Center-Mitarbeiter möchte er Landsleuten und anderen Migranten dabei helfen, ebenfalls hier im Raum Fuß zu fassen.
Bawar Tarboush ist Vater von zwei Töchtern (fünf und zehn Jahre alt), seit zwölf Jahren ist er verheiratet. Von solchen geordneten Verhältnissen konnte er Ende der 90er Jahre höchstens träumen. Tarboushs Vater, ein Zahnarzt, war politisch aktiv. Die Beschäftigung mit der Kurdenproblematik brachte ihn ins Visier des Regimes (damals noch Assad senior). „Mein Vater wurde ermordet“, erzählt Bawar Tarboush. Er, die Mutter und zwei jüngere Brüder, standen ohne Familienoberhaupt da, auch für den damals 16-jährigen Tarboush kam nur die Flucht in Frage. Über die Türkei und Bulgarien gelangte er nach Deutschland, sein Asylverfahren begann. „Ich bin hier in Homburg fertig erwachsen geworden“, erzählt er. Die Situation eines syrisch-kurdischen Asylbewerbers damals könne man mit der jetzigen Lage kaum vergleichen. „Es hat alles länger gedauert, man bekam auch nicht so viel Unterstützung.“ Mit seiner Anerkennung im Jahr 2001 und der deutschen Staatsbürgerschaft begann ein wechselvolles Berufsleben, unter anderem war Tarboush mit einem Autohandel selbstständig. Was ihm eigentlich liege, habe sich erst im Lauf der Zeit herausgestellt. „Nach und nach kamen mehr Leute aus Syrien hierher, unter anderem Verwandtschaft“, erzählt er. Er habe sich als Dolmetscher und Helfer bei Behördengängen eingebracht, dabei sozusagen seine soziale Ader entdeckt: Es habe „Klick“ gemacht. „Ich habe gerne mit Menschen zu tun“, berichtet der 34-Jährige. Kommunikationsfähigkeit sei sicher eine seiner Stärken. Aus dieser Hilfestellung für seine Mitmenschen einen Beruf zu machen, habe ihm gleich vorgeschwebt, eine Ausbildung dafür aber wegen der dramatischen Lebensumstände aber leider nicht vorweisen können. „Ohne anerkannte Abschlüsse ist sowas schwierig“, sagt er. Schließlich habe er aber die Möglichkeit zur praktischen Bewährung in der Flüchtlingsbetreuung bekommen. „Anfangs als Aushilfe, später in Festanstellung.“ Die Caritas, der Kreis und die Stadtverwaltung Homburg hätten sich die Personalkosten aufgeteilt, dementsprechend hatte Tarboush drei Arbeitgeber. „An einem Tag war ich für die Caritas tätig, dann für die Verwaltung und anschließend fürs Jobcenter“, erzählt er. Seit dem 14. Oktober sei er jetzt ausschließlich Flüchtlingskoordinator beim Jobcenter, Bawar Tarboush sieht sich genau an der richtigen Stelle sitzen. Denn er wolle vor allem eines sein: „Ein Mittler zwischen den Kulturen.“
Text: Caritasverband / Foto: Thomas Brunner
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